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Das Haus am Werderring
Die Diskussion um den Rückbau oder die Totalsperrung des westlichen Altstadtringes hat das
Augenmerk auf eine ehemals idyllische Straße gelenkt: die Werderstraße.
Mitte des vergangenen Jahrhunderts dehnte sich die Stadt über die einstigen Stadtmauern auch
nach Westen hin aus. Zwischen der Bertoldstraße und dem Rotteckplatz wurden immer mehr
Häuser gebaut, damit entstand die Rotteckstraße.
1871 schloß sich eine neue Straße an, die nach dem im deutsch-französischen Krieg besonders
erfolgreichen General Werder benannt wurde. Während die westliche Seite der Werderstraße
problemlos zu bebauen war, gab es gegenüber Schwierigkeiten.
Auf der Stadtseite waren noch die Reste der Vaubanschen Festungsanlagen vorhanden. Die
Hochallee ist ein noch heute sichtbarer Teil davon.
Das Glacis, das flach abfallende Vorfeld der äußeren Grabenwand der alten Befestigung, schloß
sich an. Der Glacisweg weist heute noch darauf hin.
Inzwischen wuchs die Stadt auch nach Süden zu. Was lag also näher, als die schon bestehende
Gartenstraße mit der Werderstraße zu verbinden, um auch dort bauen zu können. Die Stadtverwaltung
hatte zunächst kein Interesse daran, sie war mit der Expansion an anderer Stelle
beschäftigt.
Der Privatmann Karl Schleipp hatte aber an dieser Erschließung ein besonderes wirtschaftliches
Interesse, da er dort im Besitze eines Grundstückareals von ca. 12.000 qm war. Da die Stadt dieses
Gebiet zunächst nicht erschließen wollte, stellte Schleipp 1880 den Antrag, eine Privatstraße
auf eigene Kosten zu erstellen, um seinem Wunsche näher zu kommen. Dies wollte die Stadt
aber zurecht nicht genehmigen. Es wurde deshalb eine Stadtratsitzung auf den 25. August 1881
einberufen und eine amtliche Erschließung beschlossen.
Die zunächst geplante Privatstraße von Herrn Schleipp ist heute die Erbprinzenstraße.
Ein reicher Privatier namens Wilke hatte schon lange sein Interesse bekundet, am südlichen
Ende der alten Befestigung, an der Werderstraße eine komfortable Villa zu errichten. Das Flurstück
Nr. 356 schien ihm sehr geeignet, doch die nun im Entstehen begriffene Erbprinzenstraße
beeinträchtigte die Grundstücksgröße. Eine längere Auseinandersetzung mit den Baubehörden
der Stadt endete mit einem Kompromiß. So wurde der Hausbau genehmigt und erhielt die Nr. 5.
Die Hausnummern 1 und 3 gibt es seit 1938 nicht mehr. In der Reichspogromnacht ist die jüdische
Synagoge und das Häuschen des Synagogendieners den Flammen zum Opfer gefallen.
In den Jahren 1883/84 wurde das heutige DAG-Haus gebaut. Es weist einen besonderen
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