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18 Augustiner Chorhei
Literatur betraf) die reichhaltigste unter allen Stifts-Bibliotheken
Alt-Bayerns. (Näheres siehe unten sub Bibliothek.1)
— Die Regularpfarren des Stiftes: A) Im Bistum Augsburg:
a) Excurrendo wurden versehen: 1. Berg (ad S. Mich.) — 2. Oberhausen
(ad S. Mauritium). Beide sind jetzt nur mehr Filialen der
Pfarrei Hugelfing.) b) Mit residierenden Seelsorgern: 1. Polling
ad B. M. V. — 2. Eberfing ad S. Laurentium. — 3. Unter Peißenberg
ad S. Joann Bapt. — 4. Walleshausen im Bez.-Amt Landsberg
(L, Kapitel Schwabhausen) ad B. M. V., (im Jahre 1491
dem Stifte incorporiert.) — Bis zum Jahre 1743 gehörte dem
Stifte auch die Vorstadtpfarre ad St. Hippolytuni in Weilheim,
die von dort an mit Weltpriestern besetzt wurde. — B) Im Bistum
Fr ei sing: 1. Forstenried (Forsterried) Rural-Capitel München.
Im Jahre 1622 erbaute Polling zur besseren Pflege der Wallfahrt
zum hl. Kreuz, das dort verehrt wurde, eine Residenz für
4 Canoniker; die dortige Pfarrei wurde aber erst später dem
Stifte Polling übergeben. (Mayer, Westermayer, Erzd. München n,
499—502.) — C) Im Bistum Brixen hatte das Stift die
Pfarrei Oberleutasch ad S. Magdalenain. Bischof Heinrich von
Brixen schenkte dem Stifte unter Propst Berthold Zebenten 1185
in praedio Luitaske circa fluvium Liutaske. Das Stift Polling
baute dort eine Seelsorgs-Kirche 1195, „Ecclesiam plebisanam>
erhielt das Tauf- und Begräbnis-Recht1' und stellte dort einen
Chorherrn als Seelsorger an. Vom Jahre 1651 an blieb dem
Stifte nur das Patronatsrecht, denn die Seelsorge wurde vom
Bischöfe von Brixen Weltpriestern übertragen. — Das Volk
spricht noch heute richtig Luitasch, nicht Leutasch. (In Unter-
leutasch gab es damals noch keine Kirche, die Bewohner dieser
Ortschaft waren nach Mittenwald eingepfarrt, sie erhielt erst
1834 eine eigene Kirche. Mon. boica X. 45, Tinkhauser - Rapp.,
Dioec. Brixen HI., 176-185.) — Unterrichts-Anstalt-
Zu Polling bestand ein sogenanntes „Seminar", an dem die
damaligen Gymnasialfächer und Philosophie nach dem Lehrplan
der Jesuiten gelehrt wurde. Der Gründer desselben war der
Chorherr Michael Schmidhofer, aus Latsch in Tyrol gebürtig»
f 14. Febr. 1736, 54 Jahre alt, 36 Jahre Profess und 30 Jahre
Priester.2) Propst Albert Oswald unterstützte diese Gründung,
die unter Propst Töpsl eine hohe Bedeutung erlangte. Sie war
von meist über 100 Zöglingen besucht, die aus den entferntesten
Gegenden dorthin geschickt wurden. Patrone des Seminars
waren: SS. Angeli Custodes. Bernard Günther (f 4. Dec. 1786)
war 38 Jahre Praefectus dieses Conviktes, führte bei den
Studenten die marianische Congregation ein.
Quellen: Mon. boic. X., (1768) 1—226. (Ohne Abbildung
des Stiftes.) a) Praef. und Series Praeposit 1010-1768. (1—8)
— b) „Rotulus chartarius", das ist Gütererwerb unter den
Pröpsten Chuno und Conrad (c. 1023—1178). (9 -36). —
c) Diplomatarium miscellum 1010—1513, 134 Urkunden (37—
223). — d) Excerpta genealogica ex monumentis Pollinganis 1257
—1513. (223-226.) — Mon. Ger. SS. XV, 2, 1027, 1028, Dedi-
cationes Pollinganae a° 1160.
Literatur: A) Allgemeines: Chroniken und Verwandtes
: a) (Toepsl Franc.) Succinta Informatio de
Canonia Pollingana ex authenticis domesticisque monumentis ac
documentis eruta et usque ad moderna tempora deducta a Rsso.
'renstifte—Polling.
perillustr. ac ampliss. hujus Canoniae Praesule DD. Francisco
Can. Reg. Congreg. Lateraneosis Abbate, cum licentia Superiorum.
— Ginzburgi Typis Joa. Chmtoph Wagegg. 1760. 2 Bl, 116 S.
-f- 1 Bl. Errata enthaltend. Nota. Diese Schrift ist ein wörtlicher
Abdruck des Aufsatzes, der zuerst von Töpsl bei Kuen,
Colleetio Script. Tom. V, 1, S. 153-268 veröffentlicht wurde. —
Neu hinzugekommen sind in der „Informatio" nur die Praefatio
und Dedicatio an den Convent v. Polling, datiert 15. Dec. 1759
und die Errata.3) — Fortsetzungen der „Informatio", zwar
nicht dem Titel, jedoch dem Inhalt nach: b) Monumentum
debitae gratitudinis et fidelis amoris erga Rss. perillustriss.
ac ampliss. DD. Frauciscum Toepsl Praepositum Pollinganum
et Abbatem Laterauensem, Statuum provincialium regiminis
Monacensis Deputatum Commissarium et electoralis Studiorum
Directorii Condirectorem generalem positum a Joann. Nep.
(Daisenberger) Praeposito successore et concive suo 1815. (Ohne
Druckort.) 68 S. 8°. (Diese Schrift ist, wie die Praefatio S. 7
besagt, zunächst eine Biographie des Propstes Töpsl, in der auch
die Geschichte des Stiftes bis 1796 eingeflochten ist) — c) Memo-
rabilia de Canonia Pollingana et in Compendium redacta a
J. Nep. (Daisenberger) Praeposito, p. t. Parocho Walleshusano
(Sine loco) 1818. 74 S. kl. 8°. -4 Federle J., Kurzgefasste Gesch.
des ehem. löblichen Klosters Polling, H. Aufl. Weilheim. (Verlag
von M. Warth) 1864. 24 S. gr. 8°. — Khamm, Hierarchia HL,
Pars reg. 436-444. (Kurze Geschichte — 1701.) — Schmidtner,
Uebersicht über die Gesch. des Kl. Polling, Weilheim 1893. —
Die übrige Literatur. Fiuauer, Bibliothek zur bair. Staats-
u. Kirchengeschichte, HI. (1775) 240—245. (De exordio et funda-
tione Canoniae Pollinganae.) — Hundius, Metrop., Ed. IL, HL,
79-82 mit Reihe der Pröpste. 1608. — Lexik, v. Baiern 1796, H.
689-689. — Peetz H., Der Haushalt des Klosters Polling im
18. Jahrhundert. (Jahrbuch für Münchner Geschichte IV. (1890)
315-401.) — Dr. Scheglmann, Saecularisation, 3. Bd., 2. Abtlg.,
600-679. — Seghart, Eine Wachstafel aus Kloster Polling.
München 1865. — Sulzbacher Kai., 1873, 41-48 (mit Bild). —
Zimmermann, Churbayer. Calend. L. 161—164. Mit Wappen.
(Ohne Reihe der Pröpste.)
B) Kunsttopographisches: Daisenberger, Monumentum
Gratitudinis S. 14—16. (Beschreibung der Altarbilder
der Stiftskirche.) — Dehio, Hdb. 3, 386 ff. — Kunstdenkmale in
Bayern I. 711—718. — Meidinger, Histor. Beschreibung 1787,
S. 358—361. (Gemälde zu Polling.) — Schröder Dr. A., Eine
Klosterkirche (Polling) im Stil des Frühbarock. Augsburger
Postzeitung, Beilage, 1894, 9. August, Nr. 32. — Sulzbacher
Kai. siehe oben. — Eine gute Abbildung des Stiftes in Kupfer
im Werke: Amort E, Philosophiae novae Systema, Norinbergae
1723. 4°.
C) Ueber den „Pollinger" Kreuzpartikel.
(In chronologischer Reihe.) Salier Phil., C Reg, Heiliger Schatz
zu Polling. Augsburg 1695. 8°. Neue Auflage, München 1708,
1716, 1733, 1739. — Eine unverhoffte Sonnen-Finsternuss
welche a° 1705, den 23 Aprillen an einem Donnerstag zwischen
10 und 11 Uhr Vormittag bey denen PP. Augustineren von
Männiglich zu München gesehen worden. Das ist ein zum Theil
Traur- und Klag volles, zum Theil Freud und Lobklingendes
J) Diesem Stifte gehörte auch Albert Riegg, Bischof von Augsburg • heisst es in der Rotel: „Seminarium adolescentum copiosum felici ausu ac
an. Geboren zu Landsberg 1767, trat 1785 in den Orden und wurde 1790 incredibili patientia erexerat, usum Sacrameutorum generosa industria in
Priester. Bischof von Augsburg 1824; + 7. Aug. 1836. — In diesem Kloster : populo multo frequentiorem fecerat, laboribus exhaustus obiit." 3) Bezüglich
lebte auch der Laienbruder Damian Koll, Apotheker, der Erfinder der in ; der Regierungsdauer der Pröpste aus älterer Zeit schliesst sich die lnfor-
ganz Bayern einst sehr gesuchten sogen. Pollinger Pillen. 2; Von ihm ; matio ganz der Series Praepositorum bei Hundius, Metropolis, an.
ISO
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