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Anhausen—St. Ulrich.
35
Nr.
A e b t e
Geburtsort
Beginn der Regierung
(resp. kommt vor, erwählt, confirmiert)
Ende der Regierung
(resp. resigniert, transferiert,
abgesetzt, gestorben)
16
Johannes I. Weidenkranz
381
Heidenheim
erw. 26. Jan. 1501, conf. 6. Febr.
f 5. Nov. 1517 l)
17
Johannes II. Mann
832
Langenau
urk. 1518
f 25. April 15222)
18
Johannes III. Baur (Agricola)
838
Gerstetten
urk. 9. Sept. 1522
Übergeb. 15. Mai 1536
unter Vorbehalt einer Pension
dem Herzog Ulrich
von Württemberg3)
19
Onofrius Schaduz
Prof. v. Anhausen
884
Burgau
1548, vom Restitutions - Edikte
1629-1648
f 10. Sept 15584)
20
Carl Stengelius 335
Prof. v. St. Ulrich, geb. 29. Jan. 1581,
Prof. 12. März 1596, Primiz 13. April
1605
Augsburg
erw. 16. Dec. 1630
1648 vertrieben und das
Kloster von Württemberg
aufgehoben, -j- 27. Juli
1663 zu St. Ulrich, sepult.
in peristylio
3) Reichs-Abtei St. Ulrich u. Afra in Augsburg
(1012-1802).
Die Abtei St. Ulrich und Afra wurde vom Bischöfe Bruno
von Augsburg, einem Bruder Kaiser Heinrichs II., 10125) an
Stelle des dort bestandenen Kollegiat-Stiftes gegründet. Die ersten
12 Mönche kamen aus Tegernsee; der erste Abt, Reginbald
(Reginbold), war ein Mönch von St. Gallen; die ersten Dotationsgüter
waren 2 Mühlen in Augsburg und Besitzungen zu Haunstetten
, Häder, Winterheim, Bachern, Stetten und ein Weingut
zu Bozen in Tirol. Patroni primarii: S. Udalricus Ep., S. Afra;
secundarii: SS. Wicterpus, Thosso, Nidgarius und Adalbero. —
Das Stift bewahrte meist gute Disziplin. Unter Abt Melchior
v. Stamham (f 1474) wurde die Melker Observanz eingeführt,
zu welchem Zwecke er mehrere ausgezeichnete Religiösen von
Melk nach St. Ulrich hatte kommen lassen. Die wissenschaftliche
Tätigkeit (die nie ganz erloschen war) wurde dadurch neu
belebt. — Im Jahre 1472 errichtete Abt Melchior im Stifte eine
Buchdruckerei. Nebenher wurde noch emsig das Copieren von
Codices betrieben. — Im XV. Jahrhundert wurde besonders die
Hausgeschichte und die der Stadt Augsburg gepflegt, wie die
verschiedenen auf uns gekommenen Chroniken beweisen. Um
die Ordens- und Lokalgeschichte haben sich in den letzten
3 Jahrhunderten grosse Verdienste erworben: P. Carl Stengel
durch seine Monasteriologia Monast. O. S. B. in Germania, 1619 —
1638; P. Corbinian Khamm durch seine Hierarchia Augustana
und P. Placidus Braun, der wohl im strengsten Sinne des
Wortes der Historiograph des Augsburger Bistums
genannt zu werden verdient. Beachtenswert ist auch,
dass zu St. Ulrich nicht nur stets der Choralgesang gepflegt
wurde, auf dessen korrekten und würdigen Vortrag man viele Mühe
verwendete, sondern dass auch an höheren Festen die Composi-
tionen der damals berühmtesten kirchlichen Componisten
(wie des Orlando di Lasso und anderer) zur Aufführung
kamen. Das Stift übte seit 1613 die Seelsorge der Stadtpfarrei
St. Ulrich aus (die Pfarrpredigten wurden aber von den
PP. Kapuzinern besorgt) und hatte zu Unterliezheim eine
Propstei nebst der dortigen Pfarrei. — Die Aufhebung der Abtei
wurde vom Kurfürsten Max Josef von Bayern verfügt und dem
Stifte am 12. Dezember 1802 publiziert.6) Zunächst blieben die
meisten Religiösen nebst dem Abte als Pensionäre in den Klostergebäuden
beisammen. Als aber im Dezember 1805 in dieselben
ein Militärspital verlegt wurde und von Mitte Dezember 1805 bis
Ende Jänner 1806 fünf Patres und der Abt infolge Ansteckung
durch eine Typhus-Epidemie starben, wurden die Religiösen
') Nec. St. Ulrich. 2) Nec. St. Ulrich. ») Äpostasierte ab ordine et
fide und starb beweibt zu Bülheim. 4) Eingesetzt durch das Interim vom
Jahre 1548. Hierauf von den Herz. v. Württemberg ernannte protestantische
„Aebte" bis 1630: Onofrius zog nach St. Ulrich. Das Necr. St. Ulrich hat
als Todesdatum 10. Sept. 1558 (al. 11. Sept.) s) Dieses Jahr haben die
Chronisten; urkundlich ist es nicht nachweisbar. 6) Zweimal leuchtete ein
Strahl der Hoffnung auf Wiederherstellung des Stiftes. Das erste Mal im
Jahre 1828, indem der zu Augsburg- verstorbene Domcapitular Freiherr
Caspar A v. Mastiaux (vieljähriger Redakteur der kath. Literatur-Zeitung
sich bereit erklärte, aus seinem Vermögen 30 000 fl. beizusteuern, falls
St.Ulrich unter den von König Ludwig wiederherzustellenden
Klöstern ausersehen würde. Es kam aber nicht dazu. Ein zweiter
Versuch wurde im Januar 1883 gemacht, wurde aber wieder zu nichts
Siehe hierüber Denkschrift, betreffend das ehem. Benediktiner-Kloster
St. Ulrich und Afra. Augsburg 1883. (Druck v. Huttier) 15 S. 8°. Verfasser
der selb. Friedrich Ottinger, Bürger in der 8tadtpfarrei St. Ulrich.
331—835
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