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St. Ulrich — Benediktbeuern.
45
Nr.
Nach
A e b t e
XJ\^tL 1 Ii Ii UCi J.fc.C&lVjl U1JL
(resp. kommt vor, erwählt, confirmiert)
Ende der Regierung
(resp. resigniert, transferiert,
abgesetzt, gestorben)
9
Schwarzach
Cassian Speisser
SOlc
1628
f 1640
am Main
1 A
Thierhaupten
a) Thomas Gerzen
vide
925
erw. c. 1401
j ii. oepr. 14do
b) Heinrich Hotz (Neff)
vide
9-26
erw. 1468
f 7. Sept. 1478
c) Petrus Wagner
vide
«28
erw. 14. Febr. 1502
f 29. Nov 1511
d) Leonhard Greck
vide
929
erw. 1512
res. 1533, f 9. Aug. 1533
e) Johannes V. Rumpfhart
vide
830
erw. 1533
res. 1547, f 15. März 1548
f) Joachim Fendt
vide
931
erw. 1547
f 20. Jan. 1553
g) Dionys Rader
vide
939
erw. 29. Juni 1671
f 11. Oct. 1677
4) Benediktbeuern
c. 747—1803.
Benediktbeuern liegt in Oberbayern, im Bezirksamte Tölz,
im Bistum Augsburg, am Fusse der nördlichen Alpen, zwischen
der Isar und der Loisach. Namen: Burin — Bura —Puron —
Benedictobura, im Mittelalter auch ohne nähere Bezeichnung nur
Mon. S. Benedicti. — Stiftung. Die reich begüterten Brüder
Landfried, Waldram und Eliland nebst ihrer Schwester
Gailswind beherbergten den hl. Bonifacius auf ihren Gütern
im Huosigau an den nördlichen Alpenabhängen, als er nach Rom
zog und (739) von dort wieder zurück nach Deutschland kam.
Sie äusserten das Verlangen, sich und ihr Eigen ganz dem Dienste
Gottes und der Kirche zu widmen, und der Heilige gab ihnen
Rat und Anweisung, wie sie ein Kloster bauen sollten. Landfrid
gründete hierauf Benediktbeuern, Waldram Schlehdorf,
Eliland Staffelsee und ihre Schwester Gailswind an dem
l1/» Stunden von Benediktbeuern entfernten Orte Kochel ein
Nonnenkloster. Nachdem alles genügend in Stand gesetzt war,
sandten sie Botschaft an den hl. Bonifacius, dass er zur Einweihung
kommen möge. Er entsprach diesem Verlangen und an
einem 22. October, der ein Sonntag war, zwischen den Jahren
741—752 weihte er die Kirche zu Benediktbeuern zu Ehren des
hl. Benedictus, gab den Geschwistern das Ordenskleid und setzte
Landfrid zum Abte ein in Gegenwart des Herzogs Thassilo, des
Augsburgischen Bischofes Wikterp (in dessen Sprengel das Kloster
lag) und der übrigen Bischöfe des Herzogtums und einer grossen
Zahl von Geistlichen und Laien. Mit hoher Wahrscheinlichkeit
geschah dieses im Jahre 747. — Zerstörung und Restauration
. Um die Mitte des X. Jahrhunderts wurde Benediktbeuern
von den Ungarn zerstört und die Mönche ermordet; nur zwei
retteten das Leben. Einer von diesen Hess sich zu Benediktbeuern
wieder nieder und aus dem sehr geschmälerten Stiftsbesitze
entstand eine Kommende für Saecular - Cleriker unter einem
! Praepositus. Auf Betreiben des Praepositus Reginbert H. wurde
Benediktbeuern dem Benediktinerorden wieder zurückgegeben.
Die neue Kolonie kam aus Tegernsee, bestehend aus 12 Mönchen,
an deren Spitze der selige Ellinger als Abt stand. (30. Oct.
1031.) Auf ihn folgte in der Würde als Abt im Sept. 1032
Gothelmus, gleichfalls Professe von Tegernsee, der sehr unternehmend
war, viele Paramente anschaffte, eine Bibliothek
begründete und die Studien förderte. — Aufhebung. Nachdem
dem Stifte am 4. Nov. 1802 durch kurfürstliche Verordnung die
selbständige Administration genommen worden, erfolgte durch
Verfügung des Kurfürsten Max Joseph von Bayern am 17. März
1803 durch den Commissar von Ockel, L.-Richter von Starnberg,
die Bekanntgebung der gänzlichen Aufhebung des Stiftes. Mit
1. April 1803 begann der provisorische Pensionsstand der
Religiösen. — Schicksal des Klosters nach 1803. Die
Mehrzahl der Religiösen war fest entschlossen, von ihren
Pensionen lebend im Kloster beisammen zu bleiben; sie (hofften
auf Gewährung der freien Wohnung in demselben. Mitte Sept.
1803 erging aber ein kurfürstlicher Befehl, dem gemäss die
Patres binnen 8 Tagen, der Abt binnen 3 Wochen das Kloster
zu räumen hätten. Das Klostergebäude nebst den dort befindlichen
Gewerben wurde unter eine kurfürstliche Administration gestellt,
das sog. Maierhaus mit einem Teile der Aecker und Wiesgründe
an den kurfürstlichen Kassier Fuchs verkauft. Im Jahre 1805
brachte der Geheime Rat Jos. v. Utzschneider die Klostergebäude
nebst Bräuhaus, Bäckerei und den übrigen Gewerben und 1807
auch die Oekonomiegebäude und Waldungen käuflich an sich.
Dieser gestattete denjenigen Religiösen, welche als Pensionäre
ein gemeinschaftliches Leben führen wollten, Wohnung in dem
ehemaligen Konventtrakte des Klosters. Mehrere (besonders
ältere PP.) nahmen dieses Anerbieten dankbar an.1) Im März 1818
*) Unter diesen genoss auch P. Jos. Wagner die Wohltat der Freiwohnung
als Entlohnung für die Leitung der Herrn v. Utzschneider gehörigen
grossen Oekonomie n8ii-i8l3). Im Jabre 1807 errichtete v. Utzschneider
circa 50 Schritte vom Kloster an der Westseite ein Glasfabriüsgrebäude und
nebst dieser gewöhnlichen Glasfabrik eine zweite zur Herstellung des
zum optischen Gebrauche nötigen Flintglases und Crownglases und ein
optisch-mechanisches Institut, das dann eine Weltberühmtheit erlangte,
da Utzschneider im Febr. 1809 für dasselbe Jos. Fraunhofer als Mitarbeiter
gewann. Diese mechanische Werlistätte wurde circa 1819 nach
München verlegt. Vergl. über diesen Gegenstand: Biographische Skizze
von Herrn geheimen Rat Jos. v. Utzschneider (anonym und ohne Ort) und
v. Utzsjbneider Jos , Kurzer Umriss der Lebensgeschichte des Herrn Dr. Jos.
v. Fraunhofer (t 1826) München (Rösl) 1826. 30 S. 8°. Zu bemerken ist
noch, dass König Ludwig I. zu Benediktbeuern über der Türe jenes
Zimmers, in dem Fraunhofer arbeitete (in der sogenannten ehemaligen
Sommerabtei), eine Gedenktafel anbringen Hess, auf welcher man liest:
„Hier arbeitete Jos. v. Fraunhofer, Erfinder des wellenfreien Flintglases,
in den Jahren 1809—1819.''
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