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S. Magnus-St
ift in Füssen.
und ist dreischiffig und hat 10 Altäre. Der Stil ist italienisch.
Sie hat Kreuzform, ist eine herrliche Kirche in grossartigen
Dimensionen mit kühner Kuppel. Die Kirche ist 6129 m lang,
20 14 m breit und 17 5 m hoch. Der Architekt war J. Jacob
Herkommer aus Rosshaupten. Der Turm stammt aus dem
XII. Jahrhundert und zeigt romanische Schallöffnungen. Die
Klostergebäude sind nicht grossartig, aber sehr zweckmässig mit
Ausnützung der Ortslage erbaut. Gegen Osten haben sie 3 Stockwerke
bei einer LäDge von 56 m, Breite 10 21 m. Gegen Süden
vier Stockwerke bei einer Länge von 10143 m, Breite 10-51 m.
Gegen Westen 44 94 m Länge und 11-67 Breite, gegen Norden
34 72 m Länge und 11 67 m Breite. Die neuen Klostergebäude
wurden am 1. Mai 1718 bezogen.
Kapellen im Bereiche des Klosters: 1. S.Johannes
oder Taufkapelle Der Tradition zufolge wäre diese Kapelle
urprünglich vom hl. Magnus selbst erbaut worden. Sie wurde
15. Febr. 1717 neu consecriert 2. S. Magnus-Kapelle. Diese
beiden Kapellen liegen nebeneinander über der Empore;
es besteht zu denselben nur ein Eingang. 3. Die Graboder
Marmor-Kapelle. 4. Die S.Anna-Kapelle ist von der
Stiftskirche ganz unabhängig und bildet einen eigenen Flügel.
(Wurde später Gruftkapelle der gräfl. Familie Ponikau.) — Wenn
Khamm, Hierarchia HI. 279 u. Prodr. Pars III. 580 von sieben
Kapellen als zu seiner Zeit bestehend spricht, so bezieht er
auch zwei vom Stifte entfernt gelegene kleine Kirchen ein,
nämlich SS. Trinitatis (wahrscheinlich die jetzige Hl. Geistkirche
am Stadtberge) und S. Nicolas, Krippkirche in der
Hauptgasse. — Was die Patrone der Altäre der Stiftskirche
betrifft, so sind es zur Zeit folgende: 1. Hochaltar S. Salvator
(Transfiguratio Domini) et S. Magnus 2. Pfarraltar S. Udalricus.
3. S. Petrus et Paulus. 4. S. Benedictus. 5. S. Magdalena.
6. S. Michael. 7. Vierzehn Nothelfer. 8. S. Leonhardus. 9 B M. V.
Regina SS. Rosarii. (Steichele IV. 439—449.)
Literatur: Baumann Dr. Fr. L, Geschichte des Allgäus,
Ansicht von Kloster und Stadt aus dem Jahre 1516, H. 291. —
Die neue Kirche (v. 1717) Hl. 405. — Deren Inneres HI. 443—
446. — Das Ciborium des XHI. Jahrh. (jetzt in Wallerstein) I.
371. — Das Bayerland u. s. Schönheiten U. 284. — Hirsching,
Nachrichten VI. 105—108. (Gemälde des Klosters und das Münz-
kabinet). — Hopp, Pfründestatistik I. 194. — Khamm, Hierarchia
Prodromus Partis 1H. regulär. 577—580, Beschreibung der 1717
neu consecrierten Stiftskirche und der Kapellen S. Joannis
Bapt. und S. Magni. — Leistle Dr. David, Wissenschaftl. Strebsamkeit
im S. Magnus-Stifte. Brünn 1898. S. 85 ff. Beschreibung
der Kirche; S. 113 ff. der Klostergebäude und grossen silbernen
Lampe. — Schmitt Fr. J., Die S. Magnus-Basilica. Im Repertorium
für Kunst und Wissenschaft 22, S. 300—305. — Desselben, Die
Gotteshäuser der Stadt Füssen. (Hi3tor. polit. Blätter 142. Bd.
(1908) S. 517-533.) - - Steichele, Bistum Augsburg IV. 434—449.
(Beschreibung der Kirche.) — Stengel Carol, Monasteriologia I.
Blatt 9. — Der Todtentanz bei S. Mang a) Sulzbacher Kalender
1845. b) Dürrwächter in der Zeitschrift des historischen Vereins
von Schwaben, XXV. (1898) 125—166 mit Abbildung.
E) Biographisches über einzelne Aebte:
Pleintner Felix O. S. Fr., „Wundervoller Magnus-Stab",
das ist Lob- und Trauerrede auf Abt Dominicus (Dierling).
l) üeber den Besitzstand des Stiftes in Schwaben vgl. Dr. Schröder,
Die staatsrechtlichen Verhältnisse im bayerischen Schwaben a° 1801, S 62.'
Kempten 1739. Folio. — Koegel J., Ueber Abt Dom. Dierling:
„Bothe für Tyrol und Vorarlberg." Innsbruck 1832. S. 144—148.
— Inaraa Joh. Paul O. S. Fr., „Benedictus Magnus ad
S. Magnum", das ist Leichenrede auf Abt Benedikt (Pautner)
gehalten am 17. Febr. 1745. Kaufbeuern (Christian Stark) 1745.
Folio. — Kettelath Eustach. O. S. Fr., „Kurz und Lang", das
ist Trauerrede auf Abt Leopold Frh. v. Rost. Kauf beuern (Neth)
1750. Folio. Enslin Primus O. S. Fr., „Dreyfache Ver-
läugnung", das ist Trauerrede auf Abt Gallus zu Füssen.
Kempten 1755. Folio.
F) Besitz im Jahre 1802: Obschon das Stift mehrere
Ortschaften besass, so waren dessen Einkünfte nicht beträchtlich.
Es waren: a) In der Nähe von Füssen: Faulenbach
(Fulenbach) — Eschach — Weissensee am See gleichen Namens.
Propstei Rückholz (näheres unten) Schloss Falkensberg (besteht
jetzt nicht mehr). — b) Entferntere Ortschaften: Aitrang
und Geisenried (beide im Gebiete des ehem. Stiftes Kempten).
Hattenhofen, der Tradition zufolge Stiftungsgut des Klosters
St. Gallen an die S. Magnus-Zelle. (Siehe Schröder, Bistum
Augsburg VH. 1-16, 173—183). — Sachsenried — Schwabegg —
Ingenried1) — c) In Tyrol die Herrschaft Gagers. (Siehe
Näheres unten.)
Specielles über einzelne Besitzungen: 1. Rükk-
holz (und Rikkholz), Propstei in der Pfarrei Seeg (L.-Kapitel
Füssen). Diese wurde vom Stifte 1474 vom Ritter Joh. v. Stein
zu Ronsberg käuflich erworben. Beim Schlosse bestand ein
Beneficium ad S. Georgium, das 1477 pleno jure dem Stifte
incorporiert wurde. Im Jahre 1711 wurde durch 3 Gebrüder
aus Rikkholz, Martin, Johann und Michael Guggemoos, das Beneficium
dotiert und der jeweilige Propst providierte dasselbe.
Im Jahre 1833 wurde in Rikkholz ein Curat-Beneficium errichtet.
Die S. Georgskirche, ein romanischer Bau, steht auf einem Hügel.
Die Wohnung des Beneficiaten ist im ehem. grossen Propstei-
gebäude, das 1731 neu gebaut wurde und zugleich als Recreations-
Aufenthalt der Religiösen für die Ferienzeit bestimmt war. Rükk-
holz gehört noch jetzt zum Pfarrbezirke von Seeg. (Steichele,
Augsburg IV. S. 544—551). — Hopp, Pfründe-Statistik I. S. 201
bis 202. — 2. Gagers in Tyrol. Diese dem Stift S. Magnus
gehörige sogenannte Statthalterei liegt im Pfarrbezirke von Lana
(Südtyrol) und ist einige hundert Schritte vom Schlosse Braunsberg
entfernt. Einen Teil der dortigen Besitzungen (resp. Gefalle)
gehörte dem Stifte schon seit dem 10. Jahrhunderte, das durch
Kauf dieselben in der Zeit vergrösserte. Inclusive der Gefälle
des St. Magnus-Stiftes in Südtyrol wurde Gagers 1803 von der
österreichischen Regierung (sehr niedrig) auf rund 47.000 fl.
geschätzt. Es bestand aus einem Herrschaftsgebäude, zerstreuten
Gründen nebst der kleinen S. Magnuskirche An der Stelle der
Kirche soll ursprünglich eine Kapelle erbaut worden sein zur
Erinnerung, dass dort Heinrich, Sohn des Weifen Rudolf,
gegen Ende des X. Jahrhundertes von einem Steine getroffen,
verunglückte. Die Kirche ist ein zierlicher Bau in Kreuzform
und hat 3 Altäre. Der Patron ist St. Magnus Die Seitenaltäre
sind d. hl. Benedictus und Scholastica geweiht. Am Gewölbe
der Altarnische sind Scenen aus dem Leben des hl. Magnus.
Das Frescogemälde über dem Hochaltar ist eine Darstellung des
Unglücksfalles des Weifen Heinrich. — Nur zeitweilig residierte
ein Religiöse von S. Magnus zu Gagers: der resignierte Abt
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