Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., M 8335,g
Lindner, Pirmin August; Hauthaler, Willibald [Mitarb.]
Monasticon Episcopatus Augustani antiqui: Verzeichnisse der Aebte, Pröpste und Aebtissinnen der Klöster der alten Diözese Augsburg
Bregenz, 1913
Seite: 96
(PDF, 25 MB)
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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Benediktiner-Abteien -Wessobrunn.

19) Wessobrunn

(c 753—1803).

Wessobrunn liegt in Oberbayern, L.-Ger. WeUheiiu, zwiscbeu
der Amper und dem Lech auf einer massigen Auhöhe, von der
aus man eine herrliche Fernsicht auf die bayerischen und
tyrolischen Alpenketten geniesst. Von der Stadt Weilheim
beträgt die Entfernung 21/-' Stunden. Diese Abtei wurde ungefähr
im Jahre 753 vom bayerischen Herzoge Thassilo gegründet; die
ersten Mönche kamen aus Niederaltaich. Die Patrone der Klosterkirche
waren S. Petrus und Paulus. Im Jahre 955 wurde das
Kloster Wessobrunn (wie so viele andere) von den Ungarn
zerstört. Es wurde zwar bald wieder hergestellt, aber zunächst
nicht mehr als Kloster, sondern als Stift für Saecular-Canoniker.
Im Jahre 1065 wurde Wessobrunn unter Mitwirkung des Bischofes
Embrico von Augsburg wieder dem Benediktinerorden übergeben;
der damalige Praepositus Adalbero nahm selbst die Regel des
hl. Benedictus an und wurde bei der Restauration der erste Abt
dieses Klosters. Im März 1803 wurde Wessobrunn (wie alle übrigen
Klöster Bayerns) vom Kurfü-sten Max Joseph von Bayern aufgehoben
und die Klostergüter veräussert. Im Jahre 1810 wurde
die romanische Stiftskirche (ein Bau aus dem 13. Jahrhunderte)
abgebrochen. Dr. Hager schreibt: „Das Wessobrunner Münster
war ungewöhnlich reich ausgestattet; dies lehren die noch erhalteneu
Baufragmente." Die Kirche war ganz aus Tuffstein gebaut,
136 Fuss lang, 40 Fuss breit und im Kreuze 56 Fuss breit; die
Höhe der Kuppel war 50 Fuss. Im Jahre 1812 wurden auch
die Wohnung des Abtes, der Konventtrakt und die Bibliothek
(sämtlich Bauten des 18. Jahrhunderts) abgebrochen. So haben
sich von dem einstigen grossen Gebäudekomplex bis jetzt nur noch
erhalten: Der freistehende Glockenturm, der Gasttrakt (mit der
berühmten sogenannten Aula Thassilonis), der Flügel des ehemaligen
Theater-Saales und die Pfarrkirche ad S. Joannein Bapt.
(Uebrigens ein kleiner, ganz bedeutungsloser Bau im italienischen
Stile aus dem 18. Jahrhundert) Wohl nur wenige Rette der
einstigen Grösse, aber doch noch ansehnlich genug, um zu erkennen
, welcher Kunstsinn das Kloster beseelte. Neben dem
Männerkloster bestand zu Wessobrunn im Mittelalter auch ein
Nonnenkloster des Benediktinerordens, in welchem die Nonne
Diemud lebte, die sich durch Abschreiben zahlreicher Codices
in wundervollen Schriftzügen wahren Ruhm erworben und die
Dr. Joseph von Hefner in einer eigenen Abhandlung (siehe die
Literatur) verewigt hat. Mehrere von ihrer Hand geschriebene
Codices sind noch in der Münchener Hof- und Staatsbibliothek
vorhanden. Diemud starb am 30. März um die Milte des 12. Jahrhunderts
. Wessobrunn hat an P. Leutner einen würdigen Historio-
graphen und an Dr. G. Hager einen Mann gefunden, der es
verstand, die Bau- und künstlerische Tätigkeit dieses
Klosters zu schildern und ihm in der Kunstgeschichte einen würdigen
Platz zu sichern. — In Anbetracht des geringen Persoualstandes
und der vielen aufreibenden seelsorglichen Arbeiten l) muss man
sich wundern, dass die Mönche von Wessobrunn eine geradezu
staunenswerte Rührigkeit auf literarischem Gebiete betätigten.
Es mögen hier nur einige bedeutendere Männer genannt werden:
Erbard, Eisvogl, Sedlmayr, Leutner, Zallwein, Hypper,
Schwarzhuber, Ellinger. Näheres über diese siehe bei Lindner,
Professbuch von Wessobrunn. Ausserdem tat Wessobrunn im
18. Jahrhundert ungemein viel zur Verbreitung und Hebung des

J) Wessobrunn hatte im Saperiorate zu Vilgertshofen 3 Patres
exponiert und pastorierte noch folgende Seelsorgs-Stationen: l. Forst.
%. Iffeldorf. 3. Issing. 4. Mundraching. 5. Rott. 6. Wessobrunn. Residierende

Kultus der Gottesmutter Maria. Zunächst durch Errichtung der
sogenannten „Sacra Militia Wessofontana" zu Wessobrunn (Bruderschaft
unter dem Titel der Unbefleckten Jungfrau Maria), welche
Papst Clemens XI. der Bruderschaft B. Mariae Virg. zu S. Lorenzo
in Damaso aggregierte. Ferner durch die Herausgabe der sogenannten
„Fama Wessofontana", einer periodischen Erbauungsschrift
. — Die Wallfahrt ad B. Mariam Virg. dolorosam zu
Vilgertshofen gelangte zur grössten Blüte, einerseits durch
den von Abt Leonhard Weiss aufgeführten Neubau der dortigen
Wallfahrtskirche (vollendet 1692), welche 6000 Menschen fasst,
andererseits durch die bald darauf dort erfolgte Errichtung eines
Superiorates für 3 Patres durch Abt Virgil Dallmayr. Das
Blostergut von Wessobrunn hatte nach der Aufhebung verschiedene
Besitzer, bis am 28. Dez. 1861 dieses Dr. J. N Sepp, Universitäts-
Professor in München, erwarb und dadurch den Rest der Gebäude
vor dem gänzlichen Verfalle bewahrte. Dr. Sepp trat seinen
Besitz im Juni 1880 an Mich Säger, Bauunternehmer, käuflich
ab und von dessen Erben erwarb sie im Mai 1900 Freiherr von
Cramer-Klett. Der Name des Klosters Wessobrunn war auch schon
früher weit über die Grenzen Bayerns hinaus viel genannt, indem
man in dessen Bibliothek das sogenannte „Wessobrunner
Gebet", eines der ältesten Denkmäler der deutschen Sprache,
auffand.

Quellen: Monum. boica. VH. (1766), a) Aebte bis 1766
(S. 333—335), b) Codex Traditionum v. c. 760-1213 (337-371),

c) Diplomatarium von c. 792—1505, 41 Nummern (372—425),

d) Excerpta genealogica (425—426.) — Mon. Germ. Necrologia I.,
Necrologium Wessofontanum edidit Dr. Fr. L. Baumann, S. 42 — 52.
— Mon. Germ. SS. XV, 2, S. 1024—1026: Notao Wessofontanae
et Abbates, (Stiftung — Reihe der Aebte von 752—c. 1172.)

Literatur: A) Allgemeines, Historische Beschreibungen
— Aebtereihen. Fugger Graf Eberhard, Kloster
Wessobrunn, ein Stück Kulturgeschichte unseres engeren Vaterlandes
. München 1885 125 S. Gr. 8. (Mit Bild von Wessobrunn in
Form, wie es jetzt noch steht. — Hundius, Metropolis Ed. IL,
Tom. ni. S. 335—338. (Mit Reihe der Aebte bis 1607.) - Khamm
Corbinian, Hierarchia Augustana. Pars regularis III. 375—387
(Historische Beschreibung und Aebte bis 1708.) — Leutner Coelestin,
Historia monasterii Wessofontani. 2 Partes. Augustae Vind. 1753
562 und 84 Seiten 4°. (Näheres bei Liudner, Professbuch von
Wessobrunn S. 44) — Lindner Pirmin, Professbuch von Wessobrunn
Kempten 1909 89 S. Lex. 8°. — Scheglmaun Dr. A., Saecu-
larisation 3. Bd. 1. Abteilung S. 917—930. — Schranzhofer Roger,
Die Mönche von Stams zu Wessobrunn (Zeitschrift: Der Sammler
für Geschichte von Tirol 4. Bd. (1808) S. 229—251.) — „Tausendmal
gesegnete Brünnen Wessonis" Augsburg (Gruber) 1754 7 Bl.
+ 117 S. Folio. Festschrift zum 1000jährigen Jubiläum des Stiftes
Wessobrunn nebst den 8 aus diesem Anlasse gehaltenen Festpredigten
. (Näheres bei Lindner, Professbuch von Wessobrunn
S. 67.) — Fastlinger, Die wirtschaftliche Bedeutung der bayerischen
Klöster (1903) 145-48.

B) Kleinere Notizen: Hammerschmid, Beschreibung
von Wessobrunn (Weilheimer Wochenblatt 1856, Nr. 37—41). —

Seelsorger befanden sich nur zu Iffeldorf und Wessobrunn, alle übrigen
Stationen wurden excurrendo providiert.

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