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Holzen.
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4) Holzen
(c. 1152—1802).
Holzen, Kr. Schwaben, L.-G. Wertingen, lag einstens in der
Grafschaft Burgau und innerhalb des Territoriums des Hochstiftes
Augsburg, im Bezirke der Pfarrei Druisheim, die Eigentum des
Klosters war. Namen: St. Johann Baptista im Hxdz, Klosterholzen,
Holzen, ursprünglich Neuwasser. Patron: St. Joannes Bapt.
Gestiftet von Marschalk Marquard von Donnersberg c. 1152.
Woher die ersten Nonnen kamen, ist unbekannt. Im Jahre 1401
wurde das abgebrannte Kloster Salmanshofen mit seinem Besitz
dem Kloster Holzen incorporiert; die Nonnen, welche dem
3. Orden des hl. Franziskus angehörten, zogen nach Holzen und
nahmen die Benediktinerregel an. Im Jahre 1470 wurde die
verfallene Zucht durch Bischof Johannes von Augsburg wieder
hergestellt mit Hilfe des Abtes Melchior von St. Ulrich, der in
Holzen eine Professin des St. Nikolaus - Klosters als Aebtissin
einsetzte. Beichtvater des Kloster war in den letzten Zeiten ein
Kapitular vom Stifte Ottobeuren. Die Seelsorge des Ortes Holzen
oblag einem Kaplan aus dem Weltpriesterstande, den die Aebtissin
ernannte.
Der Besitz des Klosters bestand 1802 aus den Dörfern:
Altmannshofen an der Schmutter, Heretsried, Druisheim, Osterbuch
und aus Teilen der Dörfer Ortelfingen, Blankenburg und Feigenhofen
. Dieses alles umfasste 132 Jauchert Aecker, 2086 Jauchert
Waldungen, 188 Tagwerke Wiesen, das Tagwerk zu 36.000 □'
Augsburger Mass gerechnet.
Der Personalstand war Eude 1802: 1 Aebtissin, 14 Chorfrauen
, 12 Laienschwestern und 2 Novizinnen. Durch den Reichs-
Deputationshauptschluss vom 23. Nov. 1802 fiel das Kloster
Holzen nebst den Klöstern Beuron und Inzigkofen dem regierenden
Fürsten Anton Alois von Hohenzollern-Sigmaringen zu, der die
Aufhebung am 3. Dec 1802 publizieren Hess. Er behandelte
aber die Nonnen äusserst schonungsvoll und Hess die Kirche
(obschon keine Pfarrkirche) nebst dem Kirchenschatze unangetastet
, gewährte den Nonnen lebenslängliche freie Wohnung im
Konventgebäude mit Anweisung anständiger Pensionen.1) Fürst
Anton Alois erklärte wiederholt den Nonnen von Holzen: „Es
ist unser bestimmter und ausdrücklicher Wille, dass die
klösterliche Disziplin und die vormalige Einrichtung
unverändert beibehalten werde." Nur sehr wenige Frauen machten
von der Erlaubnis, in die Welt zurückzukehren, Gebrauch. Die
Aebtissin und die Mehrzahl der Nonnen starben ihren Gelübden
treu im Kloster ab; die letzte am 28. Mai 1858 Auch ihr
Confessarius P. Gregor Hilber von Ottobeuren verliess sie nicht
und starb dort 1832, nachdem er 33 Jahre diese Stelle bis zu
seinem Tode bekleidet hatte. Im Jahre 1813 trat Fürst Anton
seine Herrschaft Holzen an seine dem Grafen Franz Xav. von
Fischler-Treuberg vermählte Schwester Kreszentia ab. Die neuen
Besitzer änderten nichts Wesentliches am Verhältnis der Exnonnen.
— Die ehemalige Klosterkirche (seit 1813 Pfarrkirche) wurde mit
den Klostergebäuden von der Aebtissin Catharina Freiin von
J) Es kann dieses Vorgehen nicht rühmend genug hervorgehoben
werden, indem fast alle neuen Besitzer der ihnen als Entschädigung zugefallenen
Klöster sofortige Eäamung der Klosterinsassen befahlen, die
Gebäude selbst an Private (oder zu anderen Zwecken) verkauften und so
karge Pensionen auswarfen, dass namentlich kranke oder ältere Mönche
und Nonnen buchstäblich am Hungertuche nagen mussten und auf die
Mildtätigkeit anderer angewiesen waren. — Geradezu haarsträubend ist,
wenn man liest, dass die neuen Besitzer den gesamten Kirchenschatz bis
Hasslang 1696—1704 ganz neu aufgeführt. Es sind imposante
Bauten, welche dem Beschauer vielmehr den Eindruck eines
ehemaligen Männer-Reichsstiftes, als den eines Nonnenklosters
machen. Dieselben dienen noch als gräflich Fischler-Treuberg'sches
Schloss. In Holzen sind noch viele profane und kirchliche Kunstgegenstände
und mehrere Porträte der Aebtissinuen vorhanden.2)
Quellen: a) Briefbuch des Klosters Holzen, angefertigt auf
Veranlassung der Meisterin (resp. Aebtissin) Anna v. Rehlingen
durch P. Job. Voelkl S. J. zu Augsburg. Enthält Copien aller
alten Urkunden, Salbücher etc. . . ., die auf Holzen Bezug haben,
b) Chronik des Klosters Holzen von P. Georg Beck, Benediktiner
zu Donauwörth, 1607. (Beide MSS. in der gräflichen Bibliothek
zu Holzen.)
Literatur: Euringer Gustav, „Auf nahen Pfaden",
Cap. 23 in Wanderungen am unteren Lechrain, enthält höchst
beachtenswerte Nachrichten über Kloster Holzen S. 499—531. —
Johler, „Gesch. von Hohenzollern". Hechingen S. 203—204. —
Lexikon v. Schwaben 966—967. — Stengelius C, Mantissa 84
bis 85. (Reihe der Aebtissinnen; auch bei Kuen, Collectio. I. Pars n.
58 — 59.) — Traber Jon , Die Aufhebung des adeligen Benediktinerinnen
-Stiftes Holzen, geschildert nach den Akten des fürstl.
Hohenzollern'achen Archivs in Sigmaringen und der gräflich
Treuberg'schen Registratur in Holzen. (Stud O. S. B. 27. Jahrg.
(1906) S. 282—300 u. 606-625; auch separat. Brünn, 38 S. gr. 8°.)
Kunsttopographisches: Grimm Ad, Beiträge
zur Erforschung christl. Kunstdenkmäler in der Augsburger
Dioecese. (Augsb. Post-Ztg. 1857. Beilage Nr. 165.) — Siehe
bei Euringer, „Auf nahen Pfaden", wo S. 521—531 eine genaue
Beschreibung der Kirche und Klostergebäude (jetzt Schloss)
zu finden ist.
Personalien: Mandl Fr., v. O. S. B. ad. S. Udalr.,
Hellscheinender durch den berührenden Todesschatten in seinem
heroischen Tugendglanz nicht verdunkelter Vollmond. (Leichenrede
auf Cath. Hildegard, Freyin v. Hasslang, Aebtissin zu Kloster
Holzen, gehalten 9. Oct. 1721. Augsburg (Lotter) 1721. 20 Seiten.
— Klaus Ig., (Pfarrer zu Markbiberbach, das Licht des hohen
Adels) auf dem Leuchter des hl. Ordensstand gestellt, das ist
Lob-Rede bei der Professablegung der M. Josepha, Reichs-Erb-
Truchsessin zu Wolfegg u. Waldsee, unter dem Namen M. Anna
Ernestina am 11. Nov. 1735 im Kloster Holzen. Augsburg (Matth.
Wolff) 1736. 23 S. 4°. (Ein Exemplar dieser seltenen Schrift
ist in der Bibliothek des Stiftes Stams.) — Königsdorfer Coel.,
Abt v. Heiligkreuz, Trauerrede auf Frau Benedicta, Aebtissin
des adeligen Bened.-Stiftes Holzen, gehalten am 14. Jan. 1800.
Donauwörth. — Aebtissin Hildegard, Freyin von Hasslang, gab
folgendes Werk in Druck: Geistliche Aussteurung, das ist
auserlesene Andachten aus unterschiedlichen römisch katholischen
Bett-Büchern zusammengetragen. Augsburg 1688.
auf Wertloses und Allernotwendigstes entweder einschmelzen oder versteigern
Messen und sogar überall alle grösseren Glocken von den Türmen herabwerfen
Hessen und, wenn sie zersprangen, als Glockenspeisematerial
verkauften. Dies geschah selbst bei Klosterkirchen, die zugleich Pfarrkirchen
waren. -) Der Historiograph P. Carl Meichelbeck hatte nähere
Beziehungen zu Kloster Holzen; besonders beförderte er dort die Verehrung
der hl. Anastasia, Patronin von Benediktbeuern. S. Meichelbeck, Chronic.
Benedictob. 1. 385—387.
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