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Kirchheim.
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VIII. Cistercienseriiinen - Abteien.
1) Kircbheim 2) Lauingen 3) Niederschönenfeld 4) Oberschönenfeld. 5) Zimmern.
1) Kirchheini (Maria Kirchheim)
(1270-1802).
Kirchheim im Ries, Württemberg', Ober-Amt Neresheim,
V/2 Stunden von Nördliügen entfernt, wurde 1267 von Graf Ludwig
von Oettingen, seiner Gemahlin Adelheid von Hirschberg und
seinen zwei Söhnen gestiftet. Die Stiftungsurkunde ist datiert
vom 30. September 1270. In der Klosterkirche von Kirchheim
war bis zur Reformationszeit das Erbbegräbnis der Grafen von
Oettingen. Graf Ludwig XV. von Oettingen versuchte vergeblich,
den Nonnen die evangelische Religion aufzudrängen; sie blieben
katholisch. Die Kaisheimer-Religiosen, welche ihre Beichtväter
waren, unterstützten sie und besorgten den Gottesdienst für die
zerstreut lebenden wenigen katholisch gebliebenen Bewohner von
Kirchheim und Umgebung. Kirchheim fiel bei der Saecularisation
dem fürstlichen Hause Oettingen-Wallerstein z , das am 20. Oktober
1802 davon Besitz ergriff. Das jährliche Einkommen des
Klosters betrug 43.544 fl., Reineinnahme 36.182 fl. Seine Besitzungen
lagen in folgenden Ortschaften: Benzenzimmern, Niederroden
, Bleichroden, Nordhausen, Dambach, Thannhausen, Ober-
und Unter-Schneidheim, Zipplingen, Sechtenhausen, Wössingen,
Zöbingen. Ausserdem hatte es 1207 Morgen Waldungen, die auf
55,000 fl. geschätzt wurden. Die Nonnen durften im Kloster
beisammeubleiben und dort absterben. Es lebten 1796 im Kloster
40 Chorfrauen und 18 Laienschwestern. Sie erhielten anständige
Pensionen und nur wenige verzehrten dieselbe auswärtig. Die
letzte Bewohnerin des Klosters Anastasia Werner starb am
14. Februar 1858. Die Stiftskirche (150 Fuss lang), ad B. M. V.
assumptam, erbaut vor 1358, zeigt streng gotische Formen mit
Strebepfeilern und hohen Spitzbogenfenstern, ist hell und ganz
von Rippenkreuzgewölben überspannt. Es finden sich darin eine
Menge höchst merkwürdiger Kunstwerke vom 13. bis 18. Jahrhundert
, wie sie wohl heute keine ehemalige Klosterkirche in
Württemberg und Bayern mehr aufzuweisen hat. Die detaillierte
Beschreibung dieser Kunstwerke siehe in der Oberamts-Beschreibung
von Neresheim S. 336 ff. Aus welchen Gründen der gotische
Kreuzgang jüngst demoliert wurde, ist unbekannt. Die Kloster-
gebäude sind noch Eigentum des Fürsten Oettingen-Wallerstein.
20 Minuten von Kirchheim entfernt liegt die Wallfahrtskirche
Jagstheim ad B M. V., ein gotischer Bau vom Jahre 1399. Die
Wallfahrt wurde von Kirchheim aus durch einen Religiösen von
Kaisheim versehen; zeitweise residierte sogar dort ein Pater
von Kaisheim.
Literatur: Erzberger, Saecularisation in Württemberg,
407-408. — ldea chronogr. Cisterc. S. 36-38 (mit Personalstand
aus dem Jahre 1720). — C. Ant, Neresheim. S. 337—356
mit Reihe der Aebtissinnen. — Sartori, Cisterc. Bistert. S. 736—737.
— Stengelius, Mantissa, S. 88. Reihe der Aebtissinnen bis 1648.
(Wieder abgedruckt bei Kuen, Coli. H. 60.) — MS. Cod. lat.
Monac. 27, 194. Notizen über Kloster Kirchheim von P. Corb.
Khamm zu S. Ulrich in Augsburg.
Nr.
Aebtissinnen
Geburtsort
Beginn der Regierung
(resp. kommt vor, erwählt, connrmiert)
Ende der Regierung
(resp. resigniert, transferiert,
abgesetzt, gestorben)
1
Gertrudis
191
urk.
1286,
1294
2
Sophia I.
102
urk.
1298,
1309
3
Sophia LT.
193
urk.
1324,
1332
4
Mechtild
194
urk.
1334,
1338
5
Elisabeth I. vom See
195
urk.
1339,
1356
6
Anna I.
106
urk.
1356,
1357
7
Mye
197
urk.
1358,
1365
8
Elisabeth II.
198
urk.
1367,
1381
res., -J- nach 1385
9
Catharina von Merkingen
199
urk.
1382,
1399
191—199
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