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sind die Beduinen vielleicht das einzige Volk
des Morgenlandes, unter welchem es echte
Liebespaare im eigentlichen Sinne giebt.
Regelmässig, wenn dem Beduinen Gefahr
oder Kampf droht, verabschiedet er sich von
seiner Frau oder seiner Geliebten mit dem
schönen Wort: „Ich gehe in den Kampf und
Tod für Deine Ausfen''. Und in einem Be-
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duinenlied, das vom Kampfe singt, heisst es :
„Blutig will ich meine Lanze färben,
Für das Auge meines Mädchens will ich sterben".
Den Zügel des ersten Rosses, das er erbeutet
hat, schlingt der Krieger um die Hand
seines geliebten Weibes.
Während in den Städten die mohammedanische
Sitte die beiden Geschlechter auseinander
hält, wird bei den Beduinen zwischen
ihnen ein freier Verkehr gestattet. Man lernt
sich kennen und die Liebe, wenn sie in zwei
Herzen entsprosst, blüht fort durch Jahre,
bis sich beide Zweige zu einem Baum ver-
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