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ihr dieses rasch ausgeredet. Findet sie etwa,
dass der junge Mann nicht genug schön oder,
dass er gar hässlich sei, so werden ihm
soviele Tugenden zugeschrieben, dass das
Mädchen sich gezwungen sieht, auf seine
Schönheit zu verzichten. Hat er auf sie den
Eindruck eines nicht allzusehr liebenswürdigen
oder gar barschen Menschen gemacht, so
werden auf seine Rechnuno- soviele Züg-e von
Herzensgüte erdichtet, dass das arme Mädchen
in ihm den besten Menschen der Welt
erblicken muss^
Ist man über Alles im Klaren, so wird der
Verlobuno-stae; festgesetzt.
Die Verlobung (Esposoris) findet im
Kreise der Verwandten und intimsten Freunde
im Elternhause der Braut statt. In Gegenwart
von Zeugen wird ein Vertrag aufgesetzt, in
welchem die Bedingungen, unter welchen die
Ehe geschlossen wird, enthalten sind.
Hierauf liest der Rabbiner den Zeugren und
den Brautleuten diese Bedino-uno-en vor, und
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