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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1949-01/0010
Die Markgrafschaft

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nehmung kein Glück, und seine schwedischen Hilfsvölker
brachten den Bewohnern nur neue Schrecken und
Drangsale.

Auf diese oder ähnliche Weise ging es weiter — Monat
um Monat, Jahr um Jahr. Bald waren es die Kaiserlichen
, bald auch die Schweden, die wie Räuberbanden
hausten und unter den Einwohnern wie Bestien wüteten.
Der Markgraf selbst hatte kein Land mehr und wohnte
in Basel.

Die Herrschaft Badenweiler regierte der Kaiserliche
Statthalter Dr. jur. Klinglin. (Auch die Chronik von
Feldberg meldet, daß die Jahre 1633/34 schlimm gewesen
seien. Die Soldaten plagten die Leute und machten die
Straßen unsicher.) Zu all diesem Elend gesellte sich noch
die Pest und raffte viele dahin, so, daß manche Dorfschaften
fast ausstarben. Vogt Kaltenbach von Britzingen
berichtet, daß 1629 dort 71 Erwachsene und 80 Kinder
der Seuche erlagen. 1634 meldet das Egringer Kirchenbuch
, daß in Egringen und Maugenhard von September
bis Dezember 126 Menschen dieser Seuche erlegen
sind. Allein im November starben dort 70 Personen.

Und noch war kein Ende dieses Elends zu erhoffen.
Seit 1641 verhandelten zwar die Gesandten der verschiedenen
Mächte in Münster, aber zu einer Einigung
konnte es nicht kommen. Fürsten und Fürstlein stritten

jahrelang um Privilegien und vermeintliche Vorrechte.
Man gab Empfänge und berauschte sich in kostspieligen
Festen und Gelagen, die mit dem Blute der Untertanen
bezahlt waren. Änderung und wirklichen Willen zum
Frieden spürte man in diesen Kreisen erst dann, als man
merkte, daß der Volkskörper total ausgeblutet und in
seinen letzten Zuckungen am Boden lag. So sah es in
Deutschland aus, als am 24. Oktober 1648 der Friede zu
Münster und Osnabrück — der Westfälische Friede —
geschlossen wurde.

Die Bilanz dieses Krieges war fürchterlich. Dörfer und
Städte lagen verwüstet. Das Feld zum Teil jahrelang
nicht mehr bestellt und verwildert wie die Menschen
selbst. Ganze Landstriche waren entvölkert. Die Herrschaft
Badenweiler zählte z. B. vor dem Kriege 1700
Bürger, beim Friedensschluß waren es noch 250. Dazu
drückte diese Herrschaft eine Schuldenlast, die sich einschließlich
rückständiger Zinsen auf 450 000 Gulden aufgelaufen
hatte und erst gegen Ende jenes Jahrhunderts
abgetragen werden konnte.

Doch das Land hatte endlich den langersehnten Frieden
und konnte wenigstens 30 Jahre in Ruhe seiner
Arbeit nachgehen.

Fritz vom Klemmbach.

Aus der Chronik des Weinortes Schliengen

v. Karl Kraus - Manetstätter

Dem Reisenden, der von Freiburg kommend auf der
Straße nach Basel um diese Zeit die Allee der Fruchtbarkeit
durchmißt, bietet sich, je mehr er sich Müllheim
nähert, ein Bild seltener Natur Schönheit: es ist die
Landschaft der Reben. Vorbei an der einstigen von
Peter Hebel besungenen „Alten Post", die manchem
Reiter einen guten Tropfen und dem müden Rößlein ein
gutes Lager bescherte, zieht sich der Weg entlang an den
Reben zu den freundlichen Weindörfern hin, die wie
helle Blüten unter dunklem Gewände hervorlugen und
von denen jedes einzelne behauptet, daß an seinen
Hängen der beste Markgräfler wächst. Wer sie kennt,
diese Weindörfer, der ahnt ihre Erinnerungen, die dort
mehr als anderswo zuhause sind; der weiß um die
Anziehungskraft ihrer Wirtsstuben, deren ausgetretene
Stufen nicht von ungefähr kommen. An Tischen, die einfach
wie der Menschenschlag dieser Orte sind, sitzen
nach getaner Arbeit die an der Kelter Geborenen, von
denen Franz Schneller sagt, „daß sie ein starkes Herz
haben; ein Herz, das erträgt, wenn der Hagel die eigenen
Hoffnungen zerschmettert, und Sonne und Regen die
Ernte des Nachbars segnen. Das nicht übermütig wird,
wenn ein Kometen jähr das große Los auf den Tisch
wirft und das nicht bricht, wenn sich ein Herbst im
Sacktuch nach Hause tragen läßt". Eines dieser Dörfer,
von dessem Rand goldgepuderte Trauben herübergrüßen
, ist Schliengen.

Wie viele der Städte und Dörfer des Oberrheins, kann
auch das weinfrohe Schliengen auf eine alte, wechselvolle
Geschichte zurückblicken. Nach den Kelten, die
sich auch hier niederließen und dem Ort den Namen
„Slighe" gaben, was soviel wie „Ausgang" (wohl des
Hohlebachtales in die Rheinebene) bedeutet, folgten die
Römer. Der günstig an der alten Völkerstraße Frankfurt
—Basel gelegene Ort zwang die Bewohner bald,
einen Weg über den Schliengener Berg, das heutige
„RömerSträßchen" anzulegen. Zum Schutze ihrer Heerstraße
errichteten die Römer in dem Sumpfe zwischen
Hohlenbach und Muchenbächlein ein wehrhaftes Kastell,
aus dem sich im Laufe der Zeit das Schlößchen „Entenstein
" entwickelte. Noch heute erhaltene Wassergräben
und Löcher für die Zugbrückenketten sind Zeugen aus
jener Zeit, wo Entenstein viele Jahre hindurch ein Wasserschloß
war.

Urkundlich erstmals in einer Schenkungsurkunde
Walter von Slingen an das Kloster St. Gallen im Jahre
821 erwähnt, gelangte das Dorf durch Schenkung an das
Fürstbistum Basel, blieb aber kirchlich beim Bistum
Konstanz. Auf dem rechten Rheinufer besaß der Bischof

von Basel, der zugleich deutscher Reichsfürst war, außerdem
die Orte: Altingen, Huttingen, Istein, Mauchen und
Steinenstadt. Im Jahre 1343 wurden diese Ortschaften in
eine Landvogtei mit Schliengen als Sitz des Landvogtes
vereinigt. Während das Schloß als Wohnung diente,
wurde ein Nebengebäude, die sogenannte „Kanzlei",
Amtshaus und Gefängnis.

Außer dem Bischof, besaßen um das Jahr 1300 noch
die Königin Agnes von Ungarn, die Klöster St. Urban,
Gutnau, Adelhausen, die Bläsier, der Johanniterorden,
die Herren von Klingenberg zu Hohentwiel und die
Herren von St. Peter Besitzungen in Schliengen. Es war
blutwenig, was da für die armen Bauern an Boden
übrig blieb.

Zu Hunderten zogen in den Jahren 1346—50, als der
„Schwarze Tod" das Land heimsuchte, die Geißler das
Rheintal abwärts, sich selbst die nackten Schultern
geißelnd. Mit Glockengeläute wurden sie in den Rheingemeinden
empfangen, wo sie in der Kirche um die
Abwendung der Pest baten. Nur sieben Einwohner

Tluf dem Vflattt des £ebens

Isch's Lebe nit e große Märt? —
Me holt un chauft, was 's Herz bigehrt,
Stand stoht bi Stand enander a,
's wott jede aim as Chunde ha.

Doch hüet di, was de chaufsch un tribsch,
Un wo de stohsch un hange blibsch!
Chauf chostbr i, dr Märt isch groß,
's hätt menge gern si Plunder los.

Findsch ebbis, wo dr 's Herz erfrait,
Wo e'bbis nutzt un Sege trait,
Griff zue, bevor en-andre chunnt,
Denn 's Glück het nur e churzi Stund!

Lueg flißig au, wo d' Sunne stoht,

Sunscht überrascht di s' Oberot,

Un suech dr Haimweg no bi Dag,

So findsch en sicher ohni Chlag! W.


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