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Die Markgrafschaft 9
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Die Alte Post in Müllheim und deren Posthalter
Von Fritz vom Klemmbach
I
In früheren Jahrhunderten stand draußen an
der alten Landstraße, ungefähr zwischen dem
Klemmbach und der heutigen Alten Post, das
Klösterlein Rheintal. Die Klostergebäude wurden
im Dreißigjährigen Krieg zerstört, und es konnten
sich schon 1705, anläßlich stattgefundener
Verhandlungen, auch die ältesten Männer nicht
mehr entsinnen, wie die Gebäude ausgesehen und
wann sie ruiniert * worden sind. Die Zerstörung
des Klosters muß demnach gleich im Anfang des
30-jährigen Krieges geschehen sein.
• Posthalter Georg Adolf Friedrich Heidenreich,
der Erbauer der „Alten Post" in Müllheim
Georg Adolf Friedrich Heidenreich, anfangs
neben andern, Pächter eines Teiles der Güter des
ehem. Klosters, erhielt 1734 vom Lützeler Abt,
dem die Güter' Rheintals unterstanden, die
Schaffnei als Lehen auf drei Jahre, ebenso 1737
und dann 1740 für neun Jahre. 1745 erhielt
Heidenreich, der auch Kaiserlicher Posthalter
war, vom Abt die Einwilligung, auf drei Juchär-
ten von den Bygerten (ßeigärten des Klosters)
ein Haus zu bauen, wozu er die Steine von den
Klosterruinen nahm. 1750 wurden dem Posthalter
die Rheintalischen Güter als Erblehen
gegen Bodenzins überlassen. Auch für das von
ihm erbaute Posthaus war er dem Abte von
Lützel zinspflichtig. Noch Anfang 1789 schloß
sein Sohn Georg Friedrich Heidenreich, der ebenfalls
Posthalter war, einen neuen Erblehen-Vertrag
mit Lützel, durch welchen eine jährliche Vergütung
von 1200 Livres festgesetzt wurde. Am
25. August aber des gleichen Jahres stellte sich
bei Heidenreich Jean Baptiste Etienne, Propst
zu Schlierbach, als Bevollmächtigter des Klosters
Lützel ein, um wegen des von Heidenreich schon
wiederholt beantragten Verkaufs zu verhandeln.
Der Verkauf kam zustande, und die Kauf summe
wurde auf 36 000 Livres (franz. Währung) festgesetzt
und am andern Tag in das Gerichtsprotokoll
eingetragen. Heidenreich muß aber der Sache
nicht recht getraut haben, und es war ihm sehr
daran gelegen, so rasch als möglich die ausge->
handelte Kauf summe zu bezahlen. So ritt er
denn wenige Tage später nach Basel und händigte
dem dort wohnenden Schaffner der Abtei die
ganze Summe in bar aus. Ein für die damalige
Zeit ungewöhnlich hoher Betrag. Jener Ritt des
Posthalters damals gab übrigens Anlaß zu allerlei
Vermutungen, und noch Jahrzehnte später
wurden sagenhafte Einzelheiten darüber erzählt,
berichtet die Chronik.
Die Alte Post aber stand nun auf eigenem
Grund und Boden ihres Besitzers. Schon 1746
erhielt Georg Adolf Friedrich Heidenreich — also
bald nach Baubeginn 1745 — die Wirtschaftserlaubnis
, und das Posthaus zu Müllheim galt
seiner vortrefflichen Weine wegen jahrzehntelang
als eines der besten im weiten Umkreis. Der
gute Ruf der Post ist auch aus Hebels Dichtung
„Der Schwarzwälder im Breisgau" bekannt geworden
:
Z' Müllen an der Post,
Tausigsappermost,
Trinkt me nit e guete Wi!
Goht er nit wie Baumöl i! —
Z' Müllen an der Post.
Sehr unliebsamen Besuch erhielt die „Post'* in
den Revolutionsjahren 17921, so daß der damalige
Posthalter Georg Friedrich Heidenreich um
Einstellung der Wirtschaft bei der Regierung bat.
Aber die Eingabe half nichts. Die Wirtschaft
mußte als unentbehrlich weitergeführt werden.
Nach Heidenreichs Tod wurde Johann Christian
Engler von Buggingen Posthalter. Er schloß die
Wirtschaft 1818, eröffnete sie aber wieder 1834.
Nach seinem Tod wurde die Wirtschaft durch
seinen Schwager und Besitznachfolger Jakob
Friedrich Wechsler endgültig geschlossen. Die
Einführung der Eisenbahn und die dadurch bedingte
Einstellung des Postverkehrs auf der
Landstraße mögen den damaligen Besitzer zu diesem
Entschluß bewogen haben.
Die Alte Post aber steht heute noch wie ein
Wahrzeichen vor den Toren Müllheims, und ihre
nun über 200 Jahre alten Mauern sind uns ein
vertrautes und teures Stück Heimat geworden.
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