Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1949-03/0009
Die Markgrafschaft

7

Bürgerschule Müllheim wirkte. Er hatte uns oft
recht ungestümen Jungen mit Geduld, Liebe und
Haselstock viel Wissen beizubringen. Albert Räuber
war ein bekannter alemannischer Dichter,
dem auch eine Bank in der Dichterpromenade im
Müllheimer Eichwald gewidmet wurde. Die erbliche
Belastung zum Dichten hatte sich also auch
auf den Sohn übertragen.

Das sinnige Gedicht vom Badner Land hatte
den Dirigenten unseres Müllheimer Gesangvereins
, Georg Fünfgeld, der damals in seinem
Haus am Marktplatz ein Herrenmaßgeschäft betrieb
, angeregt, das Gedicht zu vertonen.

Wie das Gedicht nahm auch das Lied seinen
Weg an die Öffentlichkeit. Bald wurde es von
allen badischen Gesangvereinen als Lobpreis
unserer lieben badischen Heimat mit Begeisterung
gesungen. Ja, es fand sogar Eingang bei den
Gesangvereinen der Badener in Nordamerika.
Bis heute noch hat es sich im badischen Liederschatz
lebend frisch erhalten. Beim Bankett auf
dem Müllheimer Heimattag trugen unsere Volkschüler
das Lied vor und ernteten großen Beifall.

Es will mir daher nur als eine Pflicht der
Dankbarkeit erscheinen, heute, nach über fünfzig
Jahren, etwas über die Entstehung dieses Liedes
der Öffentlichkeit zu übermitteln. Das Andenken
an die zwei alten wackeren Markgräfler, Robert
Räuber und Georg Fünfgeld, vor dem Vergessen
zu bewahren, soll das Ziel dieser Zeilen sein.
Beide Männer, die uns das Lied schenkten, deckt

längst der kühle Rasen. Ihr Werk wird bestehen
bleiben, solange die Heimatliebe nicht ausstirbt.

Georg Fünfgeld übernahm um die Jahrhundertwende
die Wirtschaft auf der Tüllinger Höhe,
wo ich ihn öfter noch besuchte, ehe ihn der Tod
abrief. Er war eine feinsinnige Natur mit starker
musikalischer Begabung. Mein Freund Robert
Räuber war zuletzt als Leiter der Gewerbeschule
in Nienburg an der Weser tätig. Auch ihn hat
der Tod vor mehreren Jahren abgerufen.

Bei einem seiner Besuche erfreute unser
Schönauer Gesangverein „Harmonie" den Dichter
mit dem Vortrag seines Badener Liedes. Es war
ein fröhlicher Abend voll Sangesfreude, den wir
damals im „Ochsen" in Schönau am Fuße des
Belchen miteinander erleben durften.

Robert Räubers Mutter war eine Tochter aus
der Müllheimer Kogermühle. Der Vater Albert
Räuber stammte aus Fahrnau im Wiesental (nahe
der Hebelheimat Hausen). Er wirkte bis zu seinem
Tode an einer Karlsruher Schule. Vor dem
ersten Weltkrieg hat mich das hochbetagte Ehepaar
Albert Räuber anläßlich einer Beichentour
in den Sommerferien durch einen Besuch erfreut,
den ich als sein ehemaliger Schüler, mir hoch zur
Ehre anrechnete. Es war eine lichtvolle anregende
Stunde mit dem erfahrenen Schulmann und
gemütvollen Heimatdichter.

Möge die Markgräfler Heimat ihren Liedersängern
stets in Ehren gedenken. Sie gaben uns ihr
Bestes, darum sollen sie uns unvergessen sein!

Armand Müller.

Altes und Neues vom Weinbau

Von Karl Laier jg.

(Fortsetzung.)

Unter der Regierung Karls des Großen (768 bis
814) erfuhr der Weinbau eine grundlegende Verbesserung
, und die flächenmäßige Ausbreitung
wurde stark begünstigt, denn der Weinzehnte
war eine willkommene Einnahmequelle für Herren
und Klöster.

Karl der Große hat für seine Königsgüter sehr
genaue, oft bis in die Einzelheiten gehende Vorschriften
über die Verbesserung der Weinstockkultur
herausgegeben. In seinem Capitulare de
villis wurde angeordnet, daß jeder Gutshof, wo
es möglich sei, eigene Rebanlagen besitzen und
verschiedenen Wein halten soll, daß über die
Weinernte und über die Weinvorräte genau Buch
zu führen sei, und daß immer eisenbereifte Fässer
-vorhanden sein müßten, Weinschläuche zur
Autbewahrung des Weines dagegen verboten
seien. Das Stampfen der Trauben mit den Füßen
wurde ebenfalls verboten, überall soll eine Weinpresse
in gutem Zustande vorhanden sein, überhaupt
soll in der Kellerwirtschaft alles blank
und anständig aussehen. Diese Mahnungen hatten
allerdings nicht immer den gewünschten Erfolg
, denn gegen das Stampfen der Trauben mit
nackten Füßen hat sich noch viel später im 13.

Jahrhundert auch Petrus de Crescentiis gewandt
und die Winzer ermahnt, wenn sie schon die
Trauben mit den Füßen stampfen wollten, dann
sollen sie diese zumindest vorher waschen! Im
16. und 17. Jahrhundert finden wir ähnliche
Mahnungen, die jedoch die Unsitte nicht zu beseitigen
vermocht haben. Erst mit dem Aufkommen
des Qualitätsweinbaues im vorigen Jahrhundert
verschwand das Austreten der Trauben
mit nackten Füßen nach und nach.

Die Klöster förderten als Weingroßgrundbesitzer
die Technik des Weinbaues, indem sie
Spezialisten anstellten, die dann wieder andere
Mönche im Weinbau unterwiesen. So ist nach und
nach eine Weinbauwissenschaft aufgekommen,
die durch zahlreiche überlieferte Weinbauordnungen
belegt ist. Die älteste derartige deutsche
„Rebordnung", die aus dem 12. Jahrhundert
stammt, besitzen wir von Bellingen. Dort besaß
die Benediktinerabtei Muri in der Schweiz 24
Mannwerk, also etwa 1 Hektar Reben. In den
Acta Murensia werden ausführlich die Aufgaben
des Klosterwinzers im Weinberg beschrieben,
nachdem zuvor bitter über den schlechten Zustand
der Reben geklagt wurde und auch darüber
, daß das Kloster von den Bauern immer


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1949-03/0009