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Die M a r k g r a f s c h a f t

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Aus dem Sagenschatz Müllheims und Umgebung

Zusammengestellt aus der Sievert'schen Chronik

Meist fängt es nach Martini an. Es ist die Zeit,
in der die Tage kälter und die Nächte länger
werden. Um diese Tage herum geschieht es, daß
hier und dort zur abendlichen Stunde die Leute
drinnen in der guten, alten Stube am Kachelofen
sitzen und dabei enger als sonst auf der Ofenbank
zusammenrücken. Dann kommt es manchmal
vor, daß die alte Base ihr nimmermüdes
Spinnrad für eine Zeit verschnaufen läßt, ihre
Brille hervorholt und, nachdem sie umständlich

Treppen hinab, daß sich der Schweinehirt beinahe
das Genick gebrochen hätte.

Wie viele andere Orte, so hatte auch Müllheim
sein „Dorfungetüm". Es wurde allgemein „Dorf-
zozel" genannt und glich in seinem Aussehen
einem Stier. Dieser Dorfzozel wurde verschiedentlich
in der Dämmerung gesehen, wo er Kinder
oder Erwachsene verfolgte.

Von Badenweiler berichtet die Sage, daß dort
auf dem Stockberg einmal ein Mönchskloster ge-

Niedereggenen Federzeichnung von Jul. Kibiger

mit dem Schürzenzipfel darüber gefahren ist,
diese mit viel Feierlichkeit aufsetzt. Sie tut dies
fast so feierlich wie der Pfarrer, wenn dieser am
Sonntag die Stola anlegt. Die Buben und Mädel
auf der Bank aber wissen, daß jetzt die Bas gleich
die Sievert'sche Chronik hervorholen wird, um
ihnen Sagen daraus vorzulesen. Deshalb sind sie
auch ganz still und tun keinen Mukser mehr.

Also, die alte Kirch „z'Mülle" soll früher zu
einem Kloster gehört haben, das in einem Krieg
zerstört wurde. Dies ist schon lange her; aber
manchmal könne man um die zwölfte Stunde den
Schimmer vom „Ewigen Licht" und die Schatten
betender Mönche ganz deutlich sehen. Von der
Rosenburg will die Sage wissen, daß diese, wie
die meisten alten Burgen oder Schlösser, ihren
Hausgeist gehabt hat. Im vorigen Jahrhundert
gab es noch Leute, die den „Rosenburger Geist"
öfters mit einer weißen Zipfelmütze zum obersten
Fenster herausschauen sahen. Als einmal der
„Säubaschi", ein dem Schnaps ergebener Schweinehirt
, sich erkühnte, zu diesem Geist hinaufzusteigen
, warf ihn dieser derart die steinernen

standen habe, dessen Insassen mit den Schwestern
im Nonnenkloster am Fuße des Kohlgarten
in gar allzu freundschaftlicher Verbindung gestanden
hatten. Zur Strafe für den sündigen
Wandel der Nonnen, versank das Kloster in einer
sturmdurchtobten Nacht und an seiner Stelle entstand
der Nonnenmattweiher. Was mit den
immerhin mitschuldigen Stockberger Mönchen
geschehen ist, verschweigt die Sage.

Zwischen Sehringen und Schallsingen stand
einst am Abhang des Blauen, wo heute nur noch
ein formloser Steinhaufen ist, die Burg Grüneck.
Hin und wieder erscheint dort eine weißgekleidete
Jungfrau. Sie steigt dann an solchen Tagen
hinunter zu einem Brünnlein am Bergabhang und
wäscht sich dort Antlitz und Stirne und ist plötzlich
wieder verschwunden.

Im Auggener Schloß hauste in der Vorzeit ein
stolzer Ritter, dessen Tochter einen jungen Leibeigenen
liebte. Bei einer Zusammenkunft der
Liebenden wurden sie von dem Ritter überrascht,
der den Geliebten seiner Tochter ermordete,
worauf diese bald gebrochenen Herzens starb.


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