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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1949-03/0018
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Die Markgrafschaft

du unter die Romanschreiber gehen und wie der
große Dichter Sudelmann deine Muse in Berlin
auf der Friedrichstraße suchen; aber zwischen
uns beiden ist es aus."

Ich schauderte.

Nach dieser Strafpredigt begann sie auf ihrer
rechten Achsel am Chiton herumzunesteln und
brachte eine zierliche Spange antiker Arbeit zum
Vorschein. „Dies hübsche Ding/* sagte sie, und
drehte und wendete es vor meinen Augen, „fand
ich hier am Altar der heidnischen Gottheit Diana
Abnoba, von der niemand weiß, wer sie gewesen
und wie sie hierhergekommen. Daß es mit ihr
und mit dem Kleinod eine absonderliche Bewand-
nis haben müsse, wirst du hoffentlich verstehen,
trotz deiner heutigen Begriffsstutzigkeit. Da
nimm und lies!"

Auf dem matten Metall glänzten in Email
römische Lettern. „Si - me - amas" buchstabierte
ich, und im gleichen Augenblick begann auch eine
Fülle wundersamster Bilder lieblich, aber dunkel
und verworren in meiner Seele aufzutauchen.

„Wenn du mich liebst--" wiederholte ich

leise auf deutsch und sah der Holden in das
sinnige Auge.

„Ob ich dich liebe--?" lachte sie fröhlich,

fiel mir um den Hals, küßte mich und--

Fort war sie. — Und fort war auch ich. Zerronnen
, sozusagen in ihren Armen wie eine
Schneeflocke in warmer Kinderhand. Körperlich
erledigt. Einfach futsch. Ich fühlte mich plötzlich
erhaben über alle lästigen Schranken empirischen
Seins, ich war Ich, weiter nichts. Das war herzlich
wenig; aber es war eine ebenso angenehme
als eigenartige Erleichterung.

Und verschwunden waren mit meiner Leiblichkeit
Nacht und Tag und alle plumpen, unzulänglichen
Formen empirischen Schauens. Ein Licht
umgab mich, dunkelklar, durchsichtiger als Bergluft
, und erschloß mir alle Tiefen des Raumes
und alle Abgründe der Zeit. Alle Fernen wurden
nah, die Vergangenheit rieb sich den ewigen
Schlummer aus den Augen und erwachte zum
Heute, der gestürzte Wald alemannischer Urzeit
reckte über mir seine schweigenden Wipfel, die
Toten standen auf, und in ihren jungen, blühenden
Leibern schlugen lebendige Herzen, fürchtend
, wünschend, hoffend; heiß verlangend nach
dem, wovon die Bibel sagt: „Es höret nimmer

auf." (Fortsetzung folgt.)

Der Hebelbund berichtet:

Der Heimattag liegt hinter uns. Wenn auch nach
außen hin so ziemlich alles geklappt hat, und wir
mit dem materiellen Ergebnis zufrieden sein
können, — wirklich befriedigt werden wir erst
dann sein, wenn der Zweck dieses Festes: Heimat
wieder Heimat werden zu lassen — verstanden
und als Ideengut aufgenommen ist.

Wir möchten auch nicht versäumen, allen herzlichst
zu danken, die durch ihre aufopferungsvolle
Mithilfe das Gelingen des Festes überhaupt möglich
machten. Ganz besonders gilt unser Dank den
Zimmerleuten, Herrn Schwarzkopf vom Stadtbauamt
, den Gärtnern, und nicht zuletzt der Stadtverwaltung
.

Es muß immer wieder betont werden, daß der
Hebelbund in all seinen Bestrebungen und Veranstaltungen
nicht sich selbst sucht, sondern die
ihm zur Verfügung stehenden geringen Mittel
und Kräfte einsetzen will für das Wohl und die
Belange unserer Heimat. Von dieser Zielsetzung
lassen wir uns nicht abbringen.

Man hat uns des öfteren schon zum Vorwurf
gemacht, wir wollten eine Clique für uns sein,
die sich hermetisch gegen alles abschließen wolle,
und Mitglied zu werden sei kaum möglich. Das
ist natürlich Unsinn. Nach den Statuten des
Hebelbundes steht es jedem, der die bürgerlichen
Ehrenrechte besitzt, frei, Mitglied des Hebelbundes
zu werden, und wir heißen alle herzlich willkommen
, die sich mit uns einig fühlen und das
gleiche Ziel haben. Daß wir weitere Kräfte brauchen
, das haben uns die Vorbereitungen für das
Heimatfest deutlich gezeigt.

Die nächste Veranstaltung ist unsere Jahresfeier
. Das genaue Datum steht jedoch noch nicht
fest; wir werden Genaueres in der nächsten Nummer
berichten.

Zu unserer Jahresfeier wollen wir einen
Gabentisch aufbauen. Zu diesem Zweck werden
unsere Maidli von Haus zu Haus gehen, um für
den Hebelbund etwas auf den Gabentisch zu
holen. Wir bitten die Bevölkerung herzlich, unsere
Maidli freundlich zu empfangen. W.

*

Die Abonnenten und Leser unseres Blattes
„Die Markgrafschaft" bitten wir, uns die Adressen
von Angehörigen und Freunden, die außerhalb
des Markgräflerlandes oder im Ausland wohnen
, schriftlich mitzuteilen. Das Blatt soll ihnen
als Gruß der Heimat regelmäßig — sofern dies
gewünscht wird — zugestellt werden. Ein Abonnement
einschl. Zustellgebühr kostet monatlich
nur 50 Pfg. Bitte deutlich schreiben. Die Adressen
sind einzusenden an Fr. Wolfsberger, Müllheimr
Werderstraße 25.

Herausgeber: Hebelbund Müllheim (Baden)

Redaktion : Leopold Börsig

Anzeigen-Annahme . F. Wolfsberger, Müllheim Werderstrafje 25
Druck: Markgräfler Druckerei Müllheim

fritz Glaubrecht

Inh. Erich Glau brecht .
Moderne Bildnisse Müllheim, Hebelstr.2
Vergrößerungen Telefon 314
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