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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1949-04/0003
DIE MARKGRAFSCHAFT

Nr. 4/ LJahrgang Monatszeitschrift für das Markgräflerland

Dezember 1949

(Li

L

11

Von L. Börsig

Am nächtlichen Winterhimmel beginnt nun
wieder der Stern von Bethlehem aus den Tiefen
der Ewigkeit emporzusteigen. Von Nacht zu Nacht
wird er strahlender, größer und königlicher. Die
Hirten und die Einsamen, die Kinder und die
Weisen wundern und sehnen sich bei der strömenden
Milde des Gestirnes, das dem größten
Wunder Gottes und seiner größten Liebe vorausgeht
. Die Herzen fül-

en sich an mit Glanz
id die Demütigen und
egnadeten hören wieder
den Gesang und die
Botschaft der Engel:
Friede den Menschen

auf Erden, die eines
guten Willens sind.

Friede — welche Gefühle
werden bei dieser
Botschaft in der
Seele der friedlos- gewordenen
Menschheit
wach! Friede — welch
eine Mahnung an die
Mächtigen, die um der
Habsucht und des Hochmutes
willen die Welt
Schrecken halten!

in

Friede

welche Trö-

Berg Weihnacht

stung aber denen, die
wirklich am Wunder
der Heiligen Nacht
teilhaben, wenn sie demütig
wie die einsamen
Hirten im Felde
die Fülle göttlicher Liebe
empfangen, jene
Liebe der , Weihenacht,
in der das Kind in der

Krippe die segnet, die da guten Willens sind.
Der Friede kommt auf uns zu und wird uns erfüllen
, wenn wir ihm das Herz öffnen und durch
ihn das Dunkel in uns verdrängen lassen, die
Schatten, als da sind: Neid und Zwietracht,
Hochmut und Stolz, Hartherzigkeit und Bosheit,
Herrschsucht und Gewalttätigkeit. Der Friede ist
die gute Tat, die von uns gefordert wird, wenn
da einer in der Kälte der Zeit vor unserer Tür
steht, stumm oft, erstarrt vor Hilflosigkeit, angetan
mit bitterer Armut; wenn da einer, ein
verlassener Bruder, Tür an Tür mit dir wohnt,
und von dir einen Zuspruch braucht, ein kleines
liebes Wort nur, ein bißchen vom inwendigen
Kerzenschein der Stillen Heiligen Nacht. Nicht
anders wird der Friede bei uns einziehen als
durch das Tor wahrer Liebe, die nicht zuerst

besitzen, sondern zuerst schenken will. Nicht
anders wird es Friede auf unserer Welt geben,
als durch den guten Willen aller, der Großen und
der Kleinen, der Mächtigen und derer, die dienen
müssen. Der weihnachtliche Friede kommt aus
dem innersten Herzen Gottes, der Liebe, die
wiederum Liebe entzünden will. Gewiß, geben
wir uns Rechenschaft darüber, wie weit sind wir

in unserm täglichen
Leben, und wie weit
die verantwortlichen
Staatsmänner davon
entfernt, immer guten
Willens zu sein. Wie
viel Zank und Streit
könnten mit dem guten
Willen verhütet
werden! Wieviel Elend
könnte auf der Welt
beseitigt werden, wenn
nicht die dunklen bösen
Mächte der Habsucht
und Herrschsucht
eine Politik der
Drohung mit Krieg und
Völkermord treiben
würden. So sehr die
neuen Glocken, die von
den Kirchen und Domen
unserer Heimat
mit wundersamem Geläute
wieder die Stille
Nacht durchtönen, uns
Hoffnung geben, daß
sich die Botschaft des
Engels erfülle an uns,
so sehr läuten sie auch
eine ernste Mahnung
in dieser Nacht voller
dem Haß, begrabt die
Feindschaft, laßt ab von der Menschenschinderei,
öffnet die Tore für die seit Jahren widerrechtlich
zurückgehaltenen Kriegsgefangenen, beendet das
pharisäische Verfemen von Völkern und Einzelnen
. Denn ihr, die ihr im Kleinen oder Großen
diese Dinge tut, braucht am meisten Frieden,
weil ihr sonst an eurem Haß ersticken werdet,
weil eure versteinten Herzen die Rache heraufbeschwören
, die euch nicht zur Ruhe kommen
läßt. Seid still einmal in eurem Treiben, ihr ewig
Getriebenen. Seid still und demütig von Herzen,
seid voller Glaube und Brüderlichkeit, denn Gott
ist in dieser Nacht unser Bruder geworden. So
läuten die Weihnachtsglocken, die alle Menschen
hören, auch dort, wo es keine Glocken gibt: denn
ich verkünde euch eine große Freude!

Federzeichnung von K. Kübler

Gnade: Hört auf mit


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