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Die Markgrafschaft
Lebensbilder:
Peter Dörfler
Von K. Kraus-Mannet stätter
Als im Jahre 1945 die Stadt München Peter
Dörfler den Literaturpreis verlieh, war es neben
Dank und Anerkennung für den Dichter und sein
bisheriges Lebenswerk nicht zuletzt die anhängliche
Liebe eines ganzen Volkes, die darin zum
Ausdruck kam. Eines Volkes, das er in der Art
eines Adalbert Stifter, eines Rosegger oder seines
Landsmannes Ganghofer liebte. Nicht zu Unrecht
der „schwäbische Rosegger" genannt, schöpft er
gleich diesem aus dem klaren, unversiegbaren
Quell der Natur, ihrer Menschen und ihrer Arbeit,
denen er in seinen Büchern ein unvergängliches
Denkmal schuf.
In diesem gesunden Erdreich wurzelnd, wurde
Peter Dörfler am 29. April 1878 in Untergemeringen
bei Kaufbeuren geboren. 1899 das human.
Gymnasium St. Stefan in Augsburg absolvierend,
widmete er sich an der Münchner Universität
bis 1903 (und 1908/09) dem Studium der Philosophie
und Theologie. Nach einem Studienaufenthalt
in Rom in den Jahren 1906/07 (durch ein
Stipendium des Campo Santo Teutonico ermöglicht
), kehrte er nach München zurück, wo er 1909
zum Dr. theol. promovierte.
Seine Berufung an ein Münchner Internat im
Jahre 1915 als dessen Leiter, fiel mit jener Zeit
zusammen, die bereits die ersten Früchte seiner
Arbeit aufzeigte.
Wurde Dörflers Name vorerst nur in Verbindung
mit wissenschaftlichen Arbeiten genannt, so
kündigte sich mit seinem ersten Roman „Als
Mutter noch lebte" (1912) ein Buch an, das inhaltlich
die Größe seines Verfassers ahnen ließ. Es
ist bezeichnend für den Menschen Dörfler, daß er
mit seinem Erstlingswerk jene Frau bei der Hand
nahm, die ihn durch den Morgen seines Lebens
geführt hatte. Mit der Stunde reifend, begannen
sich immer mehr seine Werke zu entfalten:
,,Dämmerstunden" und ,,Judith Finsterwalderin"
(die starke Frau der Pestzeit) folgten. „Der Roßbub
", „Stumme Sünde", „Der ungerechte Heller",
„Peter Farne" und „Siegfried im Allgäu" erlebten
, wie alle seine Bücher, Neuauflagen.
Dörfler kannte kein Ausruhen. Wanderungen
durch Italien, Studienreisen nach Griechenland,
Palästina und Ägypten schufen neue Aufgaben
und zeitigten bleibende Werte. Sich daraus ergebende
Erfolge änderten jedoch sein Innerstes
nicht; sie bedeuteten für ihn nur neue Verpflichtung
. Er war sich immer gleich und der Mensch
geblieben, der mit den Worten seine Seele hingibt
.
„Das Geheimnis des Fisches", „Neue Götter"
und „Die Schmach des Kreuzes" waren ein Beweis
mehr von der Vielfältigkeit des Dichters,
den es als Kenner der christlichen Antike darnach
drängte, aus der Zeit des Frühchristentums zeugende
Werke erstehen zu lassen. Greifbar nahe
erhebt sich das Reich des byzantinischen Kaisers
Heraklius; meisterhaft gezeichnet und plastisch
gestaltet von seiner Künsterhand. Ein Strom
neuer Schöpfungen, der heimatlichen Erde entspringend
, ergießt sich 1930 bis 1936 in zwei
Roman-Trilogien: „Appolonia" und „Allgäu" und
findet dort Formvollendung. Vollendung findet
auch die darin Wirklichkeit gewordene Gemeinschaft
von Frau und Mann. Wo die Frau im
Hause für das „kommende Geschlecht" still und
doch heldenhaft werkt, ist es auf der anderen
Seite der Mann, der in der Gemeinschaft auf
seine Art zur Ergänzung und somit zum Segen
des anderen Teiles wird. Zwei Romanfolgen, ein
ganzes Zeitalter, eingebettet in die Erhabenheit
wunderbarer Landschaft und Menschen mit all
ihrer Kraft und Schwachheit. Dies alles vom
Odem des Wortes belebt, einzigartig durchgegliedert
und veranschaulicht, bestätigen des Dichters
Gewißheit von der ewigen Ordnung. Klar steht
diese in seinen Büchern da, obwohl alles so bescheiden
und leise vorübergeht. 40 Jahre gehörte
des Dichters selbstloses Schaffen seinem Volke,
70 Jahre war er stolz darauf, diesem zu gehören;
irhmer wird er darin leben!
©agt, fote tft es mit Dem £t'd)t
3n Den hwnDerfamen dächten?
SaufenD, taufenD fel)'n es md)t,
Ob es glänzt mit allen Prägten.
©te^t's ein junger |)trt unD foetß:
£tcbt t>on €ngelsangeftd)tern,
Unf) Den ©tern erfennt Der ©reis
Unter fo mel ©ternenltd)tern.
£)trte tft Dem £t'd)t DerftanDt
UnD Die SBetfen altersgrauen.
£>rum I)at fte Das £td)t erfannt,
UnD Das £td)t fte Durften flauen.
Peter Dörfler
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