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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1949-04/0010
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Die Markgrafschaft

Anrede das Haupt. Das Latein war gut; aber die
alemannischen Mädchen genossen damals noch
nicht den Vorzug humanistischer Vorbildung und
gingen ihrem natürlichen Berufe ohne Latein
nach.

Der Verwundete, der sich rechtzeitig besann,
daß die Wiege der Diana-Artemis auf der griechischen
Insel Delos gestanden, wiederholte seine
Worte in der Sprache des göttlichen Homers, ohne
indes eine bessere Wirkung zu erzielen.

Nun aber war es mit seinem Latein und mit
seiner Kraft am Ende. Er schwankte und griff
mit den bittend erhobenen Händen in die Luft;
Bäume und Felsen begannen sich vor seinen
dunkelnden Augen zu verschieben und eine Art
von Ringelreigen aufzuführen. — Da schien es
ihm, als ob die Gestalt der Göttin sich vom Boden
loslöse. In eine hellglänzende Wolke weißen
Dunstes gehüllt, der von dem heiligen Gewässer
aufquoll, schwebte sie auf ihn zu und trug ihn
auf ihren Armen empor. Wohin? — In den Himmel
wahrscheinlich. Wenigstens war ihm so zu
Mute, und das ist ja schließlich wohl bei jeder
Himmelfahrt die Hauptsache

Im Himmel war er nun freilich nicht, als er
wieder zu sich kam und seiner Umgebung bewußt
ward. Er lag in einer niedrigen, von Zweigen
geflochtenen Jagdhütte auf weichem Moose
bequem gebettet, ein Reisigbündel unter dem
schmerzenden Haupte. Aber das kümmerte ihn
wenig. Das Beste, was der Himmel den seligen

Geistern zu bieten vermag, die Anschauung des
Göttlichen, bot sich ihm in reinster, herzerfreulicher
Schöne. Aufblickend sah er in das Antlitz
der Jungfrau, die mit sorglicher Hand die Heilkunst
der Frauen ihres Volkes ausübte und, blutstillende
Zaubersprüche raunend, seine Wunden
mit stark duftendem Kräuterich verband. Das war
einem Jünglingsherzen Seligkeit genug. Hätte er
etwas von Walhalls Freuden gewußt, so hätte er
der Einherien gedacht. Als Römer hielt er sich an
seine landesübliche Mythologie. „Diana!" flüsterte
er, und griff nach der hilfreichen Hand, die ihm
die Jungfrau freundlich einen Augenblick ließ.
Dann lächelte sie über seine wunderliche Anrede
und sagte verbessernd: „Abnoba!" und da sich
aller näheren Verständigung unüberwindliche
sprachliche Hindernisse entgegenstellten, so mußte
sie sich fernerhin nach lateinischem Brauche den
Doppelnamen ,,Diana Abnoba" gefallen lassen:
denn der Jüngling beharrte mit dem Eigensinn
eines Kranken bei der holden Vorstellung, in der
ärztlichen Behandlung einer mildherzigen Gottheit
zu stehen und träumte weiter.

Und Abnoba schickte sich mit Würde und Anmut
in diese Apotheose. Hilfreich, immer zur
Hand, und doch unnahbar, waltete sie an seinem
Lager, kam und schwand, beides zur rechten Zeit,
mit ruhigem und freundlichen Neigen des Hauptes
ohne Aufhebens und Geräusch, recht wie ein
frommgläubiges Gemüt denken mag, daß ein hilfreicher
Genius kommen und schwinden müsse.

(Fortsetzung folgt.)

Altes und Neues vom Weinbau

(Schluß.) Von,Karl Laier jg.

Markgraf Karl Friedrich von Baden (1746 bis
1811) war, wie bereits erwähnt, ein großer Förderer
des Weinbaues, und es ist nicht übertrieben,
wenn man ihn als den Schöpfer des Qualitätsweinbaues
in Baden bezeichnet. Er schickte badische
Bauern nach Burgund, nach der Champagne,
an die Mosel und in den Rheingau, damit sie
durch eigene Anschauung fremde Verhältnisse
kennen lernen und Anregung zu einem besseren
Weinbau in der Heimat geben können. Der Markgraf
wirkte auch darauf hin, daß die Reben in
frostigen Lagen, in Nordlagen und in der Ebene
entfernt und in erster Linie Südlagen zum Weinbau
verwendet wurden. Er ließ bessere Sorten
einführen und befürwortete eine spätere Lese.
Der Düngung der Reben wurde größere Beachtung
geschenkt, von den Anlagen mit reinem
Satz wurde Setzholz im Lande verbreitet. Im
Jahre 1786 wird bereits eine Rebschule in Durlach
erwähnt. Die Rebfläche nahm zwar bedeutend
ab zugunsten der Ackerbaufläche, aber die
Qualität der badischen Weine wurde verbessert
durch Schaffung von Qualitätsweinbergen.

Im Jahre 1833 wurde der „Weinzehnte" abgelöst
. Die Winzer wurden frei und die Rebstücke
wurden ihr Eigentum. Dies hatte zur Folge, daß

sie nun für den Bau und Verkauf ihrer Weine
allein Sorge zu tragen hatten. Nachdem die
Klöster aufgehoben und infolgedessen die Pfarrer
und Beamten nicht mehr durch Zehntwein entlohnt
wurden, sank der Weinbedarf gewaltig, so
daß der Staat die bei der Säkularisation erhaltenen
Reben fortlaufend abstieß.

Schlechte Jahre ließen die Bodenpreise auf
Spottpreise herunterfallen. Durch den Beitritt
Badens zum Deutschen Zollverein im Mai 1835
fielen die badischen Zölle. Die allgemeinen Fortschritte
der Technik (Dampf, Maschine, Arbeitsteilung
usw.) haben Handel und Verkehr in ganz
neue Bahnen gelenkt. Unser Weinbau erhielt dadurch
nicht den erwarteten Aufschwung, sondern
das Gegenteil trat ein, denn von nun an wurden
die billigeren Pfälzer Weine bevorzugt. So setzte
zuerst ein langsamer, und dann seit den 70er
Jahren des vorigen Jahrhunderts ein immer
rascherer Rückgang der Rebfläche ein. Im Laufe
von 40 Jahren nahm die Rebfläche in Baden um
47 % ab. Die Regierung versuchte durch verschiedene
Maßnahmen dem Weinbau zu helfen. Im
Jahre 1872 wurden in Tauberbischofsheim, Weinheim
, Bühl, Offenburg, Müllheim und Konstanz
Weinmärkte errichtet, von denen sich aber nur


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