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Die MarkgrafSchaft
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an. Das Lehen des Dorfes und Seßhauses Lörrach
war indessen hälftig an die Herren von Epfingen
und von Baden gelangt, weflche es kaufweise den
Markgrafen von Sausenberg überließen, wie diese
erblich den Markgrafen von Baden.
Die vorteilhafte Lage von Lörrach hatte dem
Ort schon früher zur Marktfreiheit verholfen; er
kam aber erst in bessere Aufnahme, nachdem
durch die Zerstörung des Schlosses Röteln im
französischen Krieg der Sitz des Oberamtes,
Spezialats und Kapitels mit der lateinischen
Schule dahin verlegt worden war, denn infolge
dieser Veränderung wurde Markgraf Friedrich
Magnus während seines Aufenthaltes 1682 durch
den damaligen Oberamtmann von Gemmingen
veranlaßt, den bisherigen Marktflecken unter
Erteilung wichtiger Privilegien zur Stadt zu erheben
. Derselbe Beamte entwarf zugleich die
Grundzüge des städtischen Freiheitsbriefes, nach
diesem sollte es jedem, ohne Unterschied der im
Reich geduldeten Glaubensbekenntnisse, ohne
Unterschied des Standes und der Nationalität,
erlaubt sein, sich in Lörrach niederzulassen, wenn
er ein gutes Leumundszeugnis beibringe, die Erbhuldigung
leiste, und nach dem vorgeschriebenen
Modell ein neues Haus errichte. Zu diesem Bau
bekam er Steine, Kalk und Sand unentgeltlich
und das Holz um einen leidlichen Preis. Alsdann
erhielt er für sich und seine Nachkommen die
völlige Bjeibesfreiheit, den freien Mitgenuß der
Gemeindealmenden, den freien Zu- und Abzug,
ferner auf die Dauer von dreißig Jahren eine
Befreiung von allen Real- und Personallasten bis
auf das IJmgeld und den jeweils nötigen Stadtwachedienst
, endlich beim Neubau, des Feldes auf
zehn Jahre die Erledigung aller Beschwerden bis
auf den Zehent. Der neuen Stadt aber wurden
ein Wochenmarkt und zwei freie Jahr-, Pferde-
und Viehmärkte vergönnt. Als sich nun „aus allen
Umständen zeigte, daß dieser Ort bei erhaltener
Gnade der benötigten Pivilegien ungemein
emporsteigen, ja dem Lande selbst durch Beförderung
des Handels und Wandels, auch Erweiterung
des Verbrauches an Lebensmittel, nicht
wenig Nutzen gewähren würde", wandte sich die
Bürgerschaft 1755 an Markgraf Karl Friedrich um
Erneuerung ihrer in Vergessenheit geratenen
Stadtrechte. Der Fürst erneuerte und vermehrte
diese, setzte an die Stelle des bisherigen Vogtes,
Stabhalters und Gerichtes einen Bürgermeister
und sechs Ratsherren, er erteilte eine zehnjährige
Steuerfreiheit und ließ eine ausführliche „Benachrichtigung
" in deutscher und französischer
Sprache drucken und versenden. Seit dieser Zeit
blühte die Stadt sichtbar heran und ist jetzt einer
der betriebsamsten und wohlhabendsten Orte des
Landes.
Verbreitung und Gliederung der alemannischen Mundarten im badischen Land
Von K. E. Wiemann
Mit seinen „Alemannischen Gedichten" hat
Johann Peter Hebel unsere heimische Mundart
in den Rang einer Dichtersprache erhoben, in
neuerer Zeit hat Hermann Burte mit seinem
Gedichtband „Madlee" ihre Geltung kraftvoll
bestätigt. Angesichts dieser Sonderstellung des
Alemannischen im deutschen Sprachgebiet, vor
allem aber im eigenen Herzen als unsere Muttersprache
, dürfte der folgende kurze Umriß über
seine Ausdehnung und Einteilung manchem Leser
der „Markgrafschaft" sicher willkommen sein.
Wir folgen darin den maßgebenden Abhandlungen
des bedeutenden alemannischen Sprachforschers
und Herausgebers des „Bad. Wörterbuchs",
Prof. Ernst Ochs, Freiburg.
Zwei Stämme besiedeln das badische Land, die
Alemannen und die Franken. Ihre Mundart beherrschen
das badische Sprachgebiet. Die Sprachgrenze
fällt aber nicht mit der alten Stammesund
Gaugrenze zusammen, die in der Höhe von
Murg und Oos bei Rastatt liegt. Sie beginnt südlich
davon am Rhein zwischen Söllingen und
Hügelsheim und zieht dicht an Baden-Baden vorbei
gegen Nordosten der Landesgrenze zu.
Das Gebiet südlich dieser Linie ist das aleman-
-*•
nische Sprachgebiet. Seine Mundarten haben die
altdeutschen Zwielaute i—e, u—e, ü—e, wie in
Li—ed, gu—et, mü—-ed beibehalten. Die fränkischen
haben sie in i, u, ü vereinfacht, also in
Lid, gut, müd. Das Alemannische zerfällt wieder
der alemannischen
//äh Josten in Badi
O
Elsa ss
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