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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1950-01/0016
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Die Markgrafschaft

gange, bis der Frieder gruefe het, ob's dort bsun-
ders warm sei im -Schnee. Do het dr Karli e
Juchzger do, het e sufere Handstand gmacht im
Schnee un flink 's Vreni uf der Arm gnu un zuem
Schütte trait, un us sym Gsicht het grad 's Gege-
teil vu vorher usegleuchtet. Wu wieder alles
glücklich im Schütte inne gsesse isch, un d'Later-
ne rechts un links dra brennt hen, sin d'Roß
gmüetlicher heimwärts gloffe. Mengg luschtig
Gred isch vu vorne zue de Hintere un umgehehrt
gange. Derzwische sin amel längeri Pause gsi, un
der Mond het ei Aug zuedruckt un mit-em andere
het er numme blinzlet. Jetz hätt er denk gern
gfrogt, wieviel Schlitterecht es im allgemeine güb
un wieviel im bsundere. Guetmüetig aber, wiener
isch, het er sich usgschwiege, un het si Teil
denkt. Er het aber vürsorglich zünde mit siner
Laterne, es hätt jo nütt meh gnutzt, wenn sie
nomol umgfloge wäre.

So isch er ebe still un ruihig sy's Wegs gange
un het sich herzhaft gfreut an dene zwei Päärli
im Schütte dort unte uf der bucklige Erde.

Wenn's do umme bassiert si soll, daß e Frau
in der Gschwindigkeit e Stuck Speck untere Arm
gnu, un 's Gsangbuech in Surchruthafe gschteckt
heb, wo sie in d'Chilche heb welle, so cha mes
jo als ebe in der Gschwindigkeit bassiert hineh,
Schließli au, wenn eini d'Hobelspähn in Surchruthafe
un 's Surchrut ins Füür g'heit. Ne wenig
bedenklicher muetet's eim scho a, wenn me hört,
es heb emol eini e Zaine unter d'Brunneröhre
g'schtellt, un heb warte welle, bis sie voll Wasser
gsi isch.

Aber der Matthiesene isch's emol no schlimmer

gange. D' Matthiesene het nämli bache, un es isch
arg warm gsi derzue. So het sie ebe ne Chruse
voll Wii gholt um die doppliti Hitz, die vum Bach-
ofe un die vu dr Sunne, zünftig z'lösche. Druf
het sie 's Füür usem Ofe g'chruckt un 's Brot
igschosse. Aber sone Chruse guete „Markgräfler"
het sini hinterhältische Mucke. Das het au
d'Matthiesene gmerkt. Sie isch grüsli müed worde
un het denkt, sie well eweng schlofe bis der
Matthies chäm. Sie isch heiter verwacht un
schnell zuem Bachofe, wa er cho isch un si unsanft
ufg'weckt het, un het welle luege was 's Brot
macht. Doch wie sie gluegt un gluegt het, d'Auge
usgriebe un wieder gluegt het — sie het im Ofe
's Brot nit seh chönne. „Matthies", het sie gruefe,
„chumm weidli, sie hemmer 's Brot zuem Ofe us
gschtohle oder 's isch verhext."

,,Zuem Dunderschieß!", het er gfluecht, un in
leere Ofe zünde un kei Brot seh chönne, so arg
er au zünde un gluegt het. Do isch em uf eimol
e Liecht uf gange, so groß wie ne Stallaterne! Der
Bachofe isch nämli wie so-ne Chropf usse am
Hüüsli g'hange. Neben-em Ofetürli isch aber au
e chlei Fenschterli zuem Grasgarte use gange.
Der Matthips rißt 's Fenschter uf un si Ahnig. het
en nit täuscht: d' Zwetschgebäum sin dunte
g'stande wie im Wilhelm Busch sini Max un
Moritz bim Beck; so isch au der Teig über's ab-
g'hange.

„Jetz glaub i, daß 's Brot nit im Ofe isch!", het
er g'jomeret, „jetz glaub is. Do unte hangt der
Teig jo über d'Zwetschgebäum ab." Doch sie
Lametiere hat en nit meh viel gnutzt. D'Matthiesene
aber het zuem Schade nit für der Spott
sorge bruuehe.

Moderne Kunst vom Laien aus gesehen

Die wahre Kunst, sie führt empor,
ist Wahrheit ohne jede Hülle,
ein frischer Quell mit klarer Fülle,
ist heiliger Natur lebendig Kind!

Wenn ich die Kritiken über Kunstausstellungen
moderner Prägung lese, überfällt mich immer ein
leises Grauen, und ich kann mich des Eindrucks
nicht erwehren, der oder die Schreiber möchten
dem Götzen Zeitgeist mit ihren Lobhudeleien
einen Gefallen tun oder doch zum mindesten
nicht „rückständig" scheinen. Daß sie innerlich
und zutiefst von einer Kunst beeindruckt sein
können, die in ihrer Ausdrucksform dem gesunden
Empfinden des Volkes derart ins Gesicht
schlägt, kann ich nicht glauben. Man darf doch
annehmen, daß Menschen, die sich berufen fühlen
, über Kunst zu schreiben, etwas davon verstehen
und ihr dienen wollen.

Über Recht oder Unrecht, Wahrheit oder Lüge
hat man doch im allgemeinen ein ganz klares,
unzweideutiges Urteil. Warum nicht in Sachen
Kunst? Oder ist Kunst ein so verworrener Begriff
? — Nein. Auch in der Kunst geht es um
Recht oder Unrecht, Wahrheit oder Lüge. Wenn
ich vor einem Bild stehe, das mir nicht „sagen"
kann, was es darstellen soll, obwohl es vielleicht

als Dorf- oder Waldmotiv bezeichnet ist, oder ich
begegne in irgend einer Ausstellung einem Gemälde
, welches eine mir bekannte Landschaft
darstellen soll, mit der ich aber beim besten Willen
nichts anzufangen weiß und die mir in ihrem
Ausdruck vollständig fremd ist, so ist das Bild
eben eine verlogene Sache. Die Farbe macht noch
kein Bild, auch wenn sie kübelweise aufgetragen
ist. Uberhaupt hat man bei manchem Kunstwerk
den Eindruck, als, wollte der „Künstler" mit
Farbe ersetzen, wo es ihm an der Kunst des
Zeichnens mangelt.

Auch der Einwand: eine Landschaft nach der
Natur zu malen sei für einen Künstler eine
Zumutung, dafür gäbe es Photographen, ist
eine armselige Ausrede, die man gar nicht
ernst nehmen darf. Die großen Vorbilder in
der Malkunst sind samt und sonders bei
der Natur in der Lehre gewesen. Darum haben
ihre Werke auch die Jahrhunderte überdauert
und tragen den Stempel der Unsterblichkeit. Ich
glaube kaum, daß von unseren „ganz Modernen"
die Nachwelt irgendwelche Notiz nehmen wird.
Sie werden als Produkt unserer verflachten Zeit,
der Zeit des Jazz, spurlos verschwinden oder als
abschreckendes Beispiel vielleicht da und dort ein
miserables Dasein fristen.

F.W.


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