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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1950-02/0003
DIE MARKGRAFSCHAFT

Nr. 2 / 2. Jahrgang Monatszeitschrift für das Markgräflerland Februar 195Q

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ut aelteit wl*c? I

Von Fritz Wolfsberger

Die Beantwortung dieser Frage wird auch dem
einfach denkenden Menschen nicht schwer fallen.
Düster stehen die Wegweiser unserer Zeit an der
Straße. Sie weisen alle eindeutig in eine Richtung
, und der Endpunkt "dieses Weges wird das
Nichts sein, wenn nicht in zwölfter Stunde Einsicht
und Vernunft die Wende bringen.

Als im Jahre 1945 die erste Atombombe über
Hiroshima explodierte und diese Stadt in Flammen
aufging, wurde der gesamten Welt sofort
klar, daß es sich hier nicht nur um eine neue
Waffe handelte, sondern daß mit dieser Explosion
am Gesamtgefüge unseres Daseins gerüttelt
wurde.

Die Vereinten Nationen proklamierten damals
den Gedanken, eine internationale Kontrolle der
Atomforschung ins Leben zu rufen, um die Gefahr
eines fortschreitenden Atomzerfalls bannen
zu können. Englische Veröffentlichungen sprachen
sich dahingehend aus, man müßte diese
^Gefahr, die eine ständige, würgende Angst be^-
deutet, in die christliche Weltanschaung einbauen,
damit ein Mißbrauch dieser oder etwaiger ähnlicher
Entdeckungen „aus emotionalen (gefühlsmäßigen
) und darum zuverlässigeren Bindungen",
ausgeschaltet würde.

Diese Hoffnungen und Wünsche haben sich
nicht erfüllt und konnten sich konsequenterweise
nicht erfüllen, denn eine verflachte Christenheit
ist einer solchen Aufgabe nicht mehr fähig.

Hinzu kommt, daß die Atomzertrümmerung
nicht nur den realen Teil unserer Welt betrifft,
sondern im Gegensatz zu allen früheren Entdeckungen
„die Grundbedingung des gesamten
Daseins, die Grundbedingung im Sein der gesamten
toten und lebenden Natur. Und insofern die
geistige Welt an die Existenz körperlicher Lebewesen
gebunden ist, wird mit der Zertrümmerung
dieser Welt auch der Bestand des geistigen
Seins betroffen".

„Dies Betroffen werden ist keine Naturkatastrophe
, kein Schicksal, auch nicht der Wille
Gottes, die unabweisbar sind, wie eine Sintflut,
ein Wärmetod oder dergleichen, sondern der Fortbestand
der Menschen ist in seiner Totalität durch
die Verfügung über den Bestand der Atome in
die Hand des Menschen selbst gelegt."

„Dies Verfügen des Menschen über den Planeten
Erde liegt nicht bei dem zufälligen Entschluß
irgendeines Mächtigen, ist auch nicht der schwankenden
Stimmung eines einzelnen überlassen,
sondern unterliegt grundsätzlich der Kontrolle
durch die Vernunft."

So hat also, verstandesmäßig gesehen, das
Christentum durch die geistigen Auswirkungen
der Explosion der Atombomben einen ernsten
Stoß erlitten. Über diese Behauptung zu streiten,
hat wenig Sinn. „Unsere Lage ist zunächst viel
brutaler, viel ungeistiger, da es sich einfach um
Sein oder Nichtsein handelt".

Fünf Jahre sind nun bald seit jenem Ereignis
von Hiroshima verflossen. Wogen des Elends sind
inzwischen über diese Welt dahingegangen. Nach
wie vor schleichen die Giftschwaden des Hasses
und des Mißtrauens über unsere Erde und lassen
sie nicht zur Ruhe kommen. Die Menschheit lebt
in einer ständigen Angst vor einer neuen Katastrophe
.

Es wird kalt darüber hinweggesehen, daß tausende
von Generationen am Aufbau unserer Kultur
gearbeitet haben, und es der ungeheuren Anstrengung
der Besten aus allen Völkern bedurfte,
um der Welt eine Zivilisation zu geben, die, wenn
sie im rechten Sinne zur Anwendung käme, zum
Segen und Wohlstand führen müßte. Der Mensch
aber schickt sich an, seine eigene Vernichtung
vorzubereiten.

Fieberhaft arbeitet die Atomwissenschaft und
die ihr dienende Technik an neuen, wirkungsvolleren
Vernichtungswaffen. Die Wasserstoffbombe
ist die neueste Errungenschaft des menschlichen
Geistes. Die Presse meldete dieser Tage
von dieser Waffe, daß eine einzige Bombe genügt
, um ein Land von der Größe Amerikas auszulöschen
.

So weit hat es der Mensch und die ihm
„dienende" Wissenschaft gebracht. Tausende der
besten Köpfe verbrauchen ihre Kräfte an dem
Vernichtungsplan der Menschheit. Unsummen
werden in diesen Todesunternehmen investiert.
Auf der anderen Seite fehlt es den Völkern, über
die der letzte Krieg hinwegbrauste, an den
dringendsten Mitteln zum Aufbau.

Der Sinn unseres Daseins scheint sich verschoben
zu haben. Wir nähern uns mit Riesenschritten
jenem Zustand der Erde, wie ihn uns die
Schöpfungsgeschichte schildert: „ .. und die Erde
war wüste und leer".

Der Mensch hat die Herrschaft über die Erde
angetreten, das Geschöpf dem Schöpfer die Macht
aus den Händen genommen und geht seinen
eigenen Weg. Wo wird er enden?

(Das in Anführungszeichen Gesetzte ist einem Aufsatz
von Dr. Heinrich Hahne in der „Stuttgarter Rundschau
" entnommen.)


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