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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1950-02/0006
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Die Markgrafschaft

Lebensbilder

Hermann Daur *2i. 2. isvo, 121.2.1925

Von Albert Eisele, Kandern

Es ist ein besonderer Menschenschlag, den wir
mit dem Worte „Alemannen4' bezeichnen. Her-
man Burte sagt von ihnen: „In dene Lüte steckt
e Gmüet, ewenig waich am Cherne, in schöne
Liedere obsi zieht e Haimweh zue de Stärne."
Seit Johann Peter Hebel seinem Heimweh in seinen
alemannischen Gedichten Ausdruck verliehen
hat, haben zahlreiche Dichter ihre schöne
Heimat im Rheinknie besungen und ihrer Liebe
zur Heimat Ausdruck gegeben. Aber auch eine
Reihe' von Künstlern zählen wir, die in ihren Bildern
und Zeichnungen die Dörfer und Berge und
die stillen Winkel festgehalten haben. Und deren
Bilder sprechen uns deshalb so heimelig an, weil
aus ihnen die Liebe zur Heimat spricht. Zu diesen
Künstlern, deren Bilder man überall sieht, gehört
Hermann Daur.

Geboren am 21. Februar 1870 zu Lörrach, mußte
er nach dem frühen Tod seines Vaters ein Jahr
nach Basel in die Zeichenschule. Im folgenden
Jahre bezog er die Kunstgewerbeschule in Karlsruhe
, von wo er nach dreieinviertel Jahren nach
Furtwangen an die Uhrmacherschule berufen
wurde, wo er eine Assistentenstelle bekam. Drei
Jahre blieb er dort, bis er sich entschloß, nach
Karlsruhe auf die Kunstschule zu ziehen, um
seine Ausbildung zu vollenden. Vom Oktober 1891
an war Daur in Karlsruhe, von wo aus er einige
Zeit nach Dachau und später nach Friesland ging.
Andere Studienreisen führten ihn auf den
Hötzenwald, später nach Paris und in die Niederlande
. Immer mehr wuchs in ihm die Sehnsucht
nach der Heimat und ihrer Stille. So zog er 1906
nach Otlingen, wohin er im selben Jahre seine
Braut aus Friesland holte.

Hier konnte er nun seine Aufgabe anpacken,
wie er sie in einem Brief an seinen Feund Brenzinger
so innig und schlicht in die Worte faßt:
,, . . . Ich will in meinem kurzen Leben nichts
weiter erzählen als von Höhen und schönen
Tälern der Alemannenheimat, will versuchen, das
Volk durch eine große, stille Wiedergabe der Natur
voll tiefer Ehrlichkeit und Reinheit an dieselbe
mehr als früher zu fesseln, will* Täler schildern
und Berge, wie sie das Heimatgebiet in weitem
Bogen umgrenzen, ich will auch alles daransetzen
, der Heimat ein treuer Sohn zu sein."

In diesem Geiste schuf er nun seine zahlreichen
Ölgemälde, Farbstiftzeichnungen, Radierungen
und Lithographien, die Hermann Eris Busse in
seinem trefflichen Buch „Hermann Daur" (bei
C. F. Müller in Karlsruhe mit 83 Abbildungen
und zwei farbigen Tafeln) gewissenhaft verzeichnet
hat. Wer kennt nicht seine Radierungen
„Rötteln" oder das - „Kirchlein am Rhein" oder
„Otlingen"? Seit der Landesverein Bad. Heimat
das Bild „Blick auf die Rheinebene bei Bamlach"
und „Die Linde" und „Mein Heimattal" in Farblichtdrucken
vervielfältigen ließ, haben diese
künstlerisch wertvollen Wiedergaben den Weg in

alle unsere Dörfer gefunden. Schon vorher hatte
jeder Heimatfreund seine Zeichnungen im Buche
von Pfarrer Schmitt „Kirchen, eine karolingische
Königspfalz" oder im „Tagebuch meines Urgroßvaters
" von Schmitthenner mit stiller Freude
immer wieder betrachtet.

Bei Ausbruch des ersten Weltkrieges, den er
wegen eines Halsleidens als Soldat nicht mitmachen
konnte, übernahm er den Zeichenunterricht
an den höheren Schulen in Lörrach. Zugleich
übertrug man ihm die Pflegschaft des Kanderner
Heimatmuseums, da der bisherige Pfleger, Karl
Herbster, eingezogen worden war. Nun hatte er
wieder eine Aufgabe, die ihn stark beschäftigte,
so stark manchmal, daß er darüber seine Malerei
vergaß. Was Hermann Daur hier geschaffen hat,
wissen nur wenige zu schätzen. Und doch sollte
gerade unserer Zeit, welche die sinnlose Zerstörung
von so viel altererbtem wertvollem Gut miterlebt
hat, der Sinn für die Arbeit Hermann Daurs
auf diesem Gebiet aufgehen. Wenn im kommenden
Jahre die Bestände des Heimatmuseums
Kandern neu geordnet zur Schau gestellt werden,
dann wird es auch an der Zeit sein, über die
Arbeit jener Männer ein Wort des Gedenkens
und des Dankes zu sagen.

Am 21. Februar 1925 starb Hermann Daur,
fünfundfünfzig Jahre alt. Er hatte nicht geahnt,
wie krank sein Körper war. Zur Jahresversammlung
des Landesvereins Badische Heimat in Lörrach
-hatte er im Kanderner Rathaussaal eine
Ausstellung aus den Beständen des Heimatmuseums
veranstaltet. Er konnte die Neuordnung
nachher nicht mehr durchführen. Nun ruht er
droben im Ötlinger Friedhof, von wo der Blick so
weit hinausschweift in die schöne Heimat. Hinter
der Kirche in Otlingen, die er so oft im Bilde
festgehalten hat, steht ein schlichter Gedenkstein,
der alles, was uns beim Andenken an Hermann
Daur die Seele bewegt, zusammenfaßt in die
Worte:

„Hebel besang das Land um Wiese, Blauen
und Rhein.

Du offenbartest die Heimat in strahlendem
Schein.

Beide greift Ihr, zwei innig verwandte Seelen,
Machtvoll-beglückend uns Alemannen ans
Herz/4


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