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Die Markgrafschaft
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Das Herz aber ruhet in der Heimaterde
Von Albert Eisele, Kandern
Am Sonntag, dem 15. Oktober 1503, bewegte
sich ein ernster Zug nach der Pfarrkirche zu
Rötteln; es waren vier Adelige und etliche Priester
, in ihrer Mitte ein mit schwarzem Samt be-
hangenes Pferd führend, das auf seinem Rücken
das Herz des letzten Hochbergers in einem
metallenen Gefäß trug. Vor der Kirche trat ihnen
eine andere Prozession entgegen, die aus einigen
Vertretern der Landschaft und des Klerus der
er in den Burgunderkriegen die Partei der Eidgenossen
und kämpfte gegen die Burgunder, in
deren Heer sein Sohn und Erbe Philipp focht.
Unter dem Einfluß seiner Gemahlin Maria von
Savoyen trat Philipp nach der Niederlage der
Burgunder in den Dienst der französischen
Könige als Marschall von Burgund und Gouverneur
der Provence. 1476 war eine Eheabrede
getroffen worden, wonach die breisgauischen
Hotteln
Herrschaft Rötteln bestand und vom Landvogt
Rudolf von Blumenegg begleitet war. Unaufgefordert
waren diese erschienen, um das Herz
ihres verstorbenen Laridesfürsten zu empfangen
und neben den Gebeinen Markgraf Rudolfs und
anderer Ahnen beizusetzen. Vergeblich lud man
nach der Bestattung im Namen Markgraf
Christophs das fremde Trauergeleite zu einem
Mahle in das dem Kirchhof benachbarte Dekanatshaus
ein; stumm und ohne ein Wort, auch
nicht einmal des Dankes für den Empfang, an
den Landvogt und die Abgeordneten der Landschaft
zu richten, zogen die hochbergischen Edel-
leute ihres Weges und begaben sich über Basel
nach Luzern, um vor den vereinten Boten der
Eidgenossen im Namen ihrer Herrin bittere Klage
über die Wegnahme der Stammlande zu führen.
Was war vorgegangen? Markgraf Rudolf IV.
von Hochberg-Sausenberg hatte 1457 die Herrschaft
Neuenburg in der Schweiz geerbt. Mit diesem
Zeitpunkt und mit seiner Ehe mit Margarete
von Vienne wurde er seiner Heimat am Oberrhein
mehr und mehr fremd, ohne sich aber ganz
auf die Seite der Burgunder zu stellen. Im Gegenteil
: als Bürger von Bern und Solothurn ergriff
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Besitzungen auf die männlichen: und weiblichen
Nachkommen Philipps und Marias übergehen
sollten. Aber Philipp schloß 1490 mit dem Markgrafen
Christoph von Baden einen Erbvertrag,
wonach beide gegenseitig sich oder ihre männlichen
Leibeserben als Rechtsnachfolger einsetzten
für diese Herrschaften.
So waren beim Tode Philipps 1503 auf beiden
Seiten hoffende Erben: in Burgund die Witwe
mit ihrer Tochter gemäß der Eheabrede, in der
Markgrafschaft Christoph gemäß dem Erbvertrag.
Da man nun die Gefahr genau sah, daß das Land
mit Philipps Tochter an Burgund kommen werde,
besetzten die Markgräfler von sich aus die drei
Schlösser. Nachdem Markgraf Christoph die alten
Rechte und Gerechtigkeiten bestätigt hatte, huldigte
man ihm. Und. so ist die Haltung der Edel-
leute zu verstehen, die das Herz ihres Herrn in
die alte Heimat gebracht hatten, in der seine
Gemahlin und deren Tochter aber nichts zu
suchen hatte.
Das war im Jahre 1503. Als Markgraf Karl
Friedrich um das Jahr 1750 von Lörrach aus die
Röttier Kirche besichtigte, hörte er von einer
Gruft, in der etwa 17 Särge stehen sollten. Ge-
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