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Die Markgrafschaft
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ninger von Enchingen, drei Kinder entsprossen:
Paul, Leonie und Margarethe.
In steter Aufwärtsentwicklung führte er die
Apotheke zu ihrer weit über Schliengen hinausragenden
Bedeutung. In glücklicher Synthese
einten sich in ihm der Gelehrte mit wohlfundiertem
Fachwissen; der aufgeschlossene, allem
Schönen ergebene Mensch, der in weiten Reisen,
die ihn auch ins Ausland führten, seinen geistigen
Horizont erweiterte, und der noble Kauf-
nehm-schlichten Apothekenbau innert weniger
Stunden in einen trostlosen Trümmerhaufen verwandelten
, nahm ein tragisches Geschehen seinen
Anfang, dessen Ausgang noch im Dunkel lag.
Mit ungebrochener Energie wurde, sobald die
Verhältnisse es gestatteten, mit dem Wiederaufbau
begonnen, und wenn auch die alten Pläne
nicht mehr vorhanden waren, so bot sich doch
genügend Bildmaterial, um die Apotheke stilgerecht
wieder erstehen zu lassen.
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mann, der seinen Kunden auch zum verläßlichen
Ratgeber wurde. Seine großen Kenntnisse auf
dem Gebiete der Weinpflege, und sein urwüchsiger
, prächtiger Humor brachten ihn besonders
auch der Winzerbevölkerung näher. Auch ein
rüstiger Wanderer war er, und wo immer seine
hochaufgeschossene Gestalt mit dem durchgeistigten
Charakterkopf sich zeigte — dies erwies sich
besonders in seinen letzten Lebensjahren —
brachten ihm seine Dorf genossen eine Art vertrauliche
Ehrerbietung entgegen.
So schien sich alles in glattem, vorgezeichneten
Geleise zu bewegen. Sein einziger Sohn hatte sich
als Arzt in Schliengen niedergelassen; die ältere
Tochter war ihm, als approbierte Apothekerin,
wertvolle Mitarbeiterin in seiner Apotheke geworden
; die jüngere Tochter verheiratete sich
nach Säckingen.
Als im Februar 1944 Brandgranaten den vor-
Ernst Fohmann durfte die Vollendung des
Baues nicht mehr erleben; doch durfte er die
tröstliche Gewißheit mit sich nehmen, daß neues
Leben aus den Ruinen blühte.
Es war nun „unsere Apothekerin", Leonie Fohmann
, die sich mit nie erlahmendem Eifer für
dre baldmöglichste Umsiedlung in den Neubau
einsetzte. Jene, die näher mit ihr in Berührung
kamen, hatten das Gefühl, daß sie sich innerlich
verbrannte in ihrer fanatischen Zielstrebigkeit,,
und nur die Allerwenigsten mochten ahnen, daß
ein heimtückisches Leiden ihre Kräfte verzehrte.
Nur wenige Wochen nach der Umsiedlung ins
neue Haus war ihr Leben, allzufrüh, ausgelöscht.
Zu neuem Leben aber erwachte unsere Apotheke
; möge sie eine Quelle des Segens werden
für alle, die ihrer Dienste bedürfen.
Werner Granville-Schmidt.
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