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Die Markgrafschaft

Fasnacht in Kandern / Aus meiner Erinnerungskommode

Von Jda Preusch-Müller

Als Kind habe ich Fasnacht nur passiv erlebt.
Sie begann für mich, wenn Vater Mitte Januar
alle Abreißkalender, die noch an den Balken der
Ladendecke hingen, abnahm. Dann wurden die
Fasnachtslarven ausgepackt. Die schönen, teuren
Charaktermasken kamen an Schnürchen an die
vielen Balkennägel, die billigeren, lackierten
wurden in den Glasschrank neben der Tür gestellt
, die kleinen Kinderlärvchen auf Schäfte
gebiegen. Große Schachteln mit Konfettibällen,
Luftschlangenrollen, Triller- und Sirenenpfeifen,
Rätschen und Pritschen standen herum, und
Kopfbedeckungen aller erdenklichen Formen
luden zum probieren ein. Orden und goldene
Litzen, Strauß- und Pfauenfedern, alles war da.
Nur eines fehlte, was ich gar so gerne gehabt
hätte: eine große, prall aufgeblasene „Saublödere
".

An den Abenden, wenn die jungen Leute aus
den Betrieben oder die Burschen vom Land zur
„Heere"- oder „Burefasnecht" ihr „Narezüg" einkauften
, ging es oft so laut und toll zu, daß ich
mich hinter unseren großen Kachelofen verkroch,
wenn sie mich gar zu sehr ,,z' förche" machten.

Richtige Fasnachtsbälle waren damals in Kandern
noch keine. Nur im Kronensaal, der zu jener
Zeit noch im dritten Stock des alten Hauses war,
fand der alljährliche Kinderball statt. Dazu holte
der Kronenwirtskutscher im geschmückten Break
die angemeldeten Kinder ab. Mit sehnsüchtigem
Herzen schaute ich dem Wagen jeweils nach.

Einmal aber, als ich 13 Jahre alt war, durfte
ich doch den Schritt ins Narrenland tun. Die
Lesegesellschaft veranstaltete für die Kinder
ihrer Mitglieder im Nebenzimmer der Brauerei
Brüderlin ein Fasnachtsfestle. Ein Kostüm besaß
ich nicht, aber eine Schulkameradin half mir aus
der Not. Bei der Berner-Gotte fand sich noch
vom Anneli her eine schwedische Bäuerin. So
durfte ich das Festli besuchen und war selig. Bei
diesem Festle ging mir auf, daß auch große Herren
nur Menschen sind. Der Herr Direktor Dewitz
, der für uns Kinder die Respektsperson des

Städtchens war, weil er so stattlich und vornehm
war und so schön „preußisch" sprach, leitete die.
ganze Sache. Und da erlebte ich, daß er mit uns
so fröhlich und närrisch war, wie wir selbst.
Immer noch sehe ich ihn am Kopfende der langen
Tafel stehen, die Arme schwingend und laut
singend:

Hoorig, hoorig, hoorig ist der Katz,
und wenn der Katz nicht hoorig wär,
so fing er keine Mäuse mehr.
Hoorig, hoorig, hoorig ist der Katz.

Um 1905 baute der Kronenwirt den Schillersaal
und damit war ein Raum vorhanden für
größere öffentliche Bälle und Veranstaltungen.
1909 oder 1910 kam dann das große Fest, das
mir heute noch als das schönste erscheint.

Schwarzwald verein und Lesegesellschaft hatten
sich zu einer gemeinsamen Fasnachtsveranstaltung
zusammengetan. Eine Schwarzwälder
Bauernhochzeit wurde gefeiert. Der Schwarzwaldverein
stellte den Bräutigam, die Lesegesellschaft
die Braut. Es wurde ein wirklich schönes
Fest, und mancher und manche, die mit dabei
waren, werden voll Freude daran zurückdenken.

Alle Schwarzwälder Trachten waren vertreten,
und es war ein wunderschönes Bild, als der lange
Hochzeitszug in den festlich geschmückten Saal
schritt unter den Klängen der „Bauernkapelle".
Ringsum waren lange Tafeln gestellt, an denen
die Hochzeitsgesellschaft Platz nahm. Auf dem
freien Platz in der Mitte führten wir, dem Brautpaar
zu Ehren, zu zwölf Paaren eine Tanz auf.
Der Tanzlehrer Ficht aus Lörrach war mehrere
Abende nach Kandern gekommen, um mit uns
den „Tanz mit Holzschuhen" aus „Zar und Zimmermann
" einzuüben. Jedes Paar trug eine andere
Tracht, und die Freude am eigenen Tun war
noch größer als die Freude am nicht enden
wollenden Beifall. Heute noch, wenn ich diese
Musik höre, steht jenes Bild lebendig vor mir,
und manchmal zuckt es sogar in den Füßen, zu
probieren, ob ich diesen Tanz noch kann.

DaS Fasnadltsfeuer / Erinnerung aus meiner Bubenzeit

Von Fritz Wolfs berger

Zu den Höhepunkten meiner Bubenzeit gehörte
auch das Fasnachtsfeuer, obwohl ich es als
Bub nur vom Fenster aus erleben durfte.
Auch zum Holz- und Wellensammeln durfte
ich nicht mitgehen; meine Mutter war der
Ansicht, das Fasnachtsfeuer sei eine heidnische
Sitte und verbot mir jegliche Teilnahme
, und dem: Abbrennen des Feuers an Ort
und Stelle habe ich nur ein einziges Mal im
Beisein des Vaters zuschauen dürfen. Diese Ausnahme
wurde nur gestattet, weil wir Buben den
Vater die ganze Woche vorher darum gebeten

und ihm fast die Haut abgezogen haben, wie er
sich ausdrückte.

Mit dem Abbrennen der großen Holz- und
Wellenhaufen war auch das Abbrennen von
Feuerwerkskörpern verbunden, das damals der
Engler Emil mit großem Geschick und entsprechenden
Witzen besorgte. Wie ich mich erinnere,
war es ganz besonders Wachtmeister Köhler, den
er sich als Zielscheibe für seine Witze ausersehen
und dem er als „Hauptmann von Köpenick"
manche Rakete widmete. Daß es den Herrn
Wachtmeister, der als beauftragte Amtsperson


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