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Die Markgrafschaft
In Raten bezahlt
Ein Bauersmann ließ vor noch nicht langer
Zeit bei einem Schlosser ein Hoftor machen. Das
Tor wurde geliefert und wenige Tage nachher
kam auch die Rechnung.
„Was will dä? 1000 Mark für das Hoftürli?
I glaub dä Ysefresser het Chäfer im Dachstuehl!"
— „Hermine, lies du emol; i trau mine Auge
nimmi," sagte er zu seiner Frau und reichte ihr
erwartungsvoll die Rechnung. „Jo, jo, 's isch so,
1000 Mark het dr Schlosser grechnet; 's nimmt
Der Hebelbund berichtet:
Es war ein glücklicher Gedanke, daß der Hebelbund
seine Generalversammlung in der Alten
Post abhielt, in den gleichen,Räumen, in denen
unser Hebel sein Schöpplein Reggenhager trank,
wenn er aus der Residenz kommend oder wieder
dorthin ziehend für einige Stunden Rast machte
mi nur wunder, wer das zahle soll! Hesch-en
denn vorher nit gfrogt, was die Arbet choscht? —
's git miseel nit Dubligers wie Mannevölcher!",
polterte die Bäuerin los. „Zahlt mueß es werde,
i will nit ha, daß es no zuem Prozessiere chunnt;
lueg wie des machsch, mr wänn nit rächtige
mit-em." — „I ha scho mi Plänli, wie mr's mache,
Alti, un 's werde sich beidi Teil nit überlipfe an
dene 1000 Mark," gab der Bauer schlau lächelnd
zurück. — Und so war es. Bei seinem nächsten
Besuch in der Stadt gab er seiner Bank den
Auftrag, dem Schlosser monatlich je 20.— DM
als Abzahlung zu überweisen.
es gilt, uns ein Kleinod wie die Alte Post, zu erhalten
, und an die Tradition dieses Hauses anknüpfend
, das daraus zu machen, was sie früher
war: die Weinstube des Markgräflerlandes, die
Visitenkarte der Kreisstadt Müllheim.
Bei diesem Projekt muß dem Eigennutz Halt
geboten und herausgestellt werden, daß nicht das
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und seine durch die lange Reise in der Postkutsche
steif gewordenen Glieder beim Postwirt
Heidenreich auftakelte.
Die Alte Post war für ihn das Tor in sein geliebtes
Oberland, dem er mit Leib und Leben
gehörte und an das er wohl täglich dachte und
schrieb. Dort in der Alten Post traf er sich mit
Gvser aus Müllheim und anderen Freunden, und
es mag manchmal eine recht fröhliche Tafelrunde
gewesen sein, die sich um Hebel zusammenfand.
Wir wissen wohl, daß jene Romantik vorüber
ist und daß die Zeit, in der wir leben, für Pläne,
wie sie der Hebelbund mit der Alten Post vorhat,
nicht gerade prädestiniert ist. Aber haben wir
Zeit zu verlieren? Schon mancher Ast am Baume
unserer Heimat liegt abgerissen am Boden, und
die einst lebensvollen Blätter sind in alle Winde
zerstreut.
Umso fester müssen wir zusammenstehen, wenn
Geld allein der Wertmesser ist, an den wir uns
zu halten haben.
Es muß doch allen klar sein, daß der Hebelbund
mit der Errichtung einer Markgräfler Weinstube
in der Alten Post nichts für sich sucht, sondern
der Heimat etwas geben will, was ihr eigentlich
schon lange gehören sollte.
Auch der Gedanke, ein Heimatmuseum
ins Leben zu rufen, hat lebhaften Beifall gefunden
, und wir teilen unsern Lesern mit, daß der
Hebelbund bereit ist, Leihgaben für dieses
Museum ab sofort entgegenzunehmen oder
bitten, uns mitzuteilen, wo solche abgeholt werden
können. F. W.
Herausgeber : Hebelbund Müllheim. (Baden)
Redaktion: F. Wolfsberger, Müllheim
Anzeigen-Annahme: Fr. Wolfsberger, Müllheim, Werderstr. 25
Druck: Markgräfler Druckerei, Müllheim (Baden)
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