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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1950-03/0005
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Die Markgrafschaft

Adolph Blankenborn /1843—1906

Der Vater des fachlich gehegten Weinbaues

Die Blankenborns sind unverfälschte Oberländer
, in Müllheim, Schliengen und da und dort
sonst ansässig in der gesegneten, linden Markgrafschaft
im scharfen Knie des Oberrheins.
Adolph entstammte einer der Müllheimer Linien.

Der Gutsbesitzer Friedrich Blankenborn und
seine Frau Judith erfreuten sich bereits des Nachwuchses
zweier Knaben, als ihnen im Frühsommer
1843 ein dritter geboren ward, der Adolph
Friedrich getauft wurde. Ein Hauslehrer übernahm
die erste Schulerziehung der beiden jüngeren
Brüder, die dann als Unterquartaner ins
Karlsruher Gymnasium eintraten. Adolph litt
früh unter den Folgen einer nicht sehr widerstandsfähigen
Gesundheit. Die Eltern mußten ihn
mehrfach in besondere Pflege geben. So verbrachte
er längere Zeit im Hause eines Geistlichen
in Vevey am Genfer See.

Siebzehnjährig, begann Adolph zunächst am
Polytechnikum in Karlsruhe und dann an der
Heidelberger Universität Naturwissenschaften zu
studieren. In der Neckarmusenstadt hörte er vor
allem bei Bunsen, Helmholtz, Kirchhoff u. a. Der
Chemie galt seine besondere Hingabe. Im Hochsommer
1864 erwarb sich Adolph Blankenborn
mit Auszeichnung die Würde eines Dr. phil., um
nun daheim, in, ,,Mülle" und am Kaiserstuhl, im
Gute Blankenhornsberg in den ausgedehnten väterlichen
Rebbesitzungen sich umzutun. Da mag
dem Blick des regsamen und aufgeschlossenen
jungen Mannes zum erstenmal zum Bewußtsein
gekommen sein, wie wenig der heimische Weinbau
auf wirklich fachlicher und sachkundiger, die
Erkenntnisse und Erfahrungen der Wissenschaft
auswertender Grundlage betrieben wurde. Deutlich
traten die Mißstände, unter denen Rebzucht
und Kellerbehandlung litten, in sein Gesichtsfeld.
Hier konnte, so ward ihm bald genug klar, nur
ganz gründliche Abhilfe und planvolle Schulung
eine Wendung zum Besseren schaffen. Allerdings,
wo Adolph Blankenborn mit solchen Ansichten
hervortrat, stieß er allenthalben auf Zweifel oder
Ablehnung, mochte er den Versuch machen, die
Winzer selbst oder die Behörden für einen Weinbau
auf höherer Warte zu gewinnen. Allein, ein
Markgräfler läßt sich so schnell nicht mutlos
machen! Der von der Richtigkeit seiner Anschauungen
unwandelbar überzeugte Adolph Blankenborn
kehrte zunächst der Tätigkeit in den elterlichen
Rebbergen der Rücken, um in der Landeshauptstadt
aus eigenen geldlichen Mitteln mit der
Einrichtung des ,,ersten Weinbauinstituts" zu beginnen
. Er hatte den vor kurzem von Halle an die
badische Technische Hochschule berufenen Professor
Dr. Leonhard Roesler kennen gelernt, der
ein landwirtschaftliches Laboratorium einrichten
und Kollegien über Agrikulturchemie lesen sollte.
Andere gleichgesinnte Mitarbeiter scharten sich
um Blankenborn. Vom Herbst 1868 ab erschienen
die ,,Annalen der Oenologie", die es auf eine
stattliche Reihe von Jahrgängen brachten und

erstmals systematisch Weinbaufragen wissenschaftlich
behandelten. Die schon erwähnte Lehr-
und Forschungsstätte, die Adolph Blankenborn
einrichtete, das ,,Oenologische Institut", entwik-
kelte sich in kuzer Zeit zu einer allgemein anerkannten
Anstalt. 1870 nahm Dr. Adolph Blankenborn
an der Technischen Hochschule zu Karlsruhe
Vorlesungen über Weinbau auf, der Last
einer vielseitigen und aufopfernden Tätigkeit
nicht achtend, die er sich aufbürdete. Wie klar im
übrigen der Schöpfer und Leiter des ersten Weinbauinstituts
die Aufgaben, die es zu meistern galt,
ins Auge faßte, sprach aus jeder Zeile seiner Feder
. So schrieb er im Vorwort der ,,Annalen":
,,Das für unser Vaterland so wichtige Gewerbe
des Weinbaues würde offenbar eines viel größeren
Aufschwunges fähig, viel regelmäßigerer und
größerer Erträge, als es sich deren heutzutage im
allgemeinen erfreut, sicher sein, wenn sich zu
seiner Förderung die Wissenschaft und die Praxis
ebenso planmäßig in die Hände arbeiteten, wie es
bei anderen Zweigen der Landwirtschaft geschieht
, wenn beide sich mit dem gleichen Eifer
beschäftigten — die eine mit Ergründung der
natürlichen und wirtschaftlichen Bedingungen
einer gedeihlichen Fortentwicklung des Weinbaues
— die andere mit der Erprobung der von
der Wissenschaft zutage geförderten Resultate
und mit der rückhaltlosen Mitteilung ihrer Ergebnisse
". Die umfängliche Wirksamkeit, die Dr.
Adolph Blankenborn in seinem ,,Oenologischen
Institut" zu Karlsruhe entfaltete, spannte ihre
Kreise immer weiter. Nirgends auf der Welt beschäftigte
man sich mit Weinbauproblemen, ohne
daß man den großen Sachverständigen zu Karlsruhe
, der als Lehrer der Technischen Hochschule
später den Professortitel erhielt, zu Rate gezogen
hätte.

Wer sich vergegenwärtigt, welche Fülle der
Aufbauarbeiten dieser Mann zu leisten aus freien
Stücken und aus reiner Liebe zur Sache sich bereit
fand, wird nur voller Bewunderung sein Wirken
betrachten und immer wieder voll Erstaunen
feststellen, was Blankenborn an Forscher- wie an
Lehr- und Erziehertätigkeit vollbrachte. Daß ein
Ausmaß des Schaffens, wie er es sich zumutete,
allerdings leicht auch die Grenzen der Tragkraft
des einzelnen zerreißen konnte, erscheint desgleichen
nur zu verständlich. Frühzeitig machte
sich denn auch bei Blankenborn ein Zustand schonungsbedürftiger
, leidender Gesundheit bemerkbar
. So kam es, daß er sich zeitweilig ganz von
seinen Arbeiten zurückziehen mußte. —

Man fühlt sich versucht, das Urteil von Fachkollegen
Blankenborns heranzuziehen, die mit
Worten höchsten Ruhmes sein Werk und Wirken
schilderten, um anschaulich werden zu lassen,
welcher überragenden Geltung er für wert gehalten
wurde. Mehr indessen noch als die Anerkennung
der Spezialisten mag wiegen, was Hansjakob
, der als Pfarrer von Hagnau am Bodensee


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