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Die M a r k g r a f s c h a f t
auch als Mensch seiner Daseinsaufgabe mit ganz
reiner Seele sich verpflichtet fühlte. Gerade um
der reinen, wahrhaft selbstlosen Hingabe willen,
die Adolph Blankenborn den Gedanken widmete,
an denen er zäh und keine Enttäuschung scheuend
arbeitete, erscheint uns seine Gestalt besonders
geeignet, Heranwachsenden als Vorbild nahegebracht
zu werden. Nie vor allem sollte im
markgräflerischen Oberland von Weinbau und
Kellerbehandlung des heimischen Gewächses die
Rede sein, ohne daß man sich des Urhebers der
neuzeitlichen Rebbautechnik erinnert und sich
freut, daß es ein Sohn der Markgrafschaft war,
der eben dieser Rebbautechnik Wege zu neuen
aussichtsreichen Zielen wies. Vielleicht wird sich
auch einmal Gelegenheit geben, in Müllheim am
Blankenhorn'schen Stammhaus eine Gedenktafel
anzubringen, die das Gedächtnis an den tapferen
Kämpfer um einen sauberen Tropfen deutschen
Rebensaftes wachhalten hilft.
Seit dem Jahre 1897 wohnte Adolph Blankenborn
an den Gestaden des Bodensees, von dem
er gerne sagte, seine Landschaft sei ihm zur zweiten
Heimat geworden. Immer wieder griff er zur
Feder, um Erfahrungen zu Papier zu bringen,
deren Anwendung den Winzern von Vorteil werden
sollte. Oder er beschrieb die Grundsätze, nach
denen er seine Musteranlagen auf dem Blanken-
hornsberg am Kaiserstuhl hatte einrichten lassen.
Für jeden Helfer, der ihm dabei beistand, wußte
der Zurückschauende ein Wort der Anerkennung
und des Lobes. So erinnerte er gerne daran, daß
,,sein hochverehrter, im Jahre 1881 in Amerika
auf seinem Gute in Fayetteville gestorbener
Freund Friedrich Hecker", der ungestüme Freischarenführer
von 1848/49, ihn aufs nachhaltigste
gefördert und ihm den „Besitz von guten Rebensämereien
" ermöglicht habe . . . Neben wissenschaftlichen
Studien, soweit sein Leiden sie zuließ
, widmete sich Adolph Blankenborn wie sein
ganzes Leben über auch in den letzten Jahren
gerne geübter Wohltätigkeit. Ihn erfüllte besondere
Zuneigung zu den werkenden Schichten des
Volkes. Der ,,Mann mit klugen Augen und tiefer
Furche auf der Stirne" half still, aber mit vollen
Händen, wo er nur konnte. Vielen öffnete er
Wege zu Beruf und Aufstieg, die ohne solche
Unterstützung kaum vorangekommen wären . . .
Eine Herzlähmung setzte kurz nach Neujahr 1906
der Erdenlaufbahn Adolph Blankenborns ihr Ziel.
In der alten Müllheimer Heimat fand der Mann
seine letzte Ruhestatt, dem der markgräflerische,
der badische, der deutsche Weinbau, ja, der Weinbau
der Welt dafür Dank schuldet, daß er aus
der Niederung ungeordneter Ausübung emporzusteigen
vermochte auf die Höhe veredelter, fachlich
und sachlich geschulter Pflege! O. E. S.
(Aus „Mein Heimatland" Nr. 3/4, 1936, mit freundl.
Genehmigung von Oberst a. D. Blankenborn.)
26. Deutscher Weinbaukongreß am 11. September 1909 in Badenweiler
(Zu unserem Bild auf Seite 5)
Badenweiler, 15. Sept. Der 4. Tag der Generalversammlung
des „Deutschen Weinbau Vereins''
nahm ebenfalls einen programmgemäßen, schönen
Verlauf durch die Ausflüge auf das „Luginsland
" bei Müllheim und nach dem Kaiserstuhl.
Dem letzteren Ausflug schlössen sich meistens
die Gäste aus dem Elsaß an. Der „Oberbadische
Weinbauverein'' hatte auf dem „Luginsland" zu
einem Frühstück eingeladen; viele Gäste, Mitglieder
des Vereins und eine Schar Damen folgten
dieser Einladung von Badenweiler aus. An der
Kogermühle empfing das Festkomitee und die
Radfahrermusik die Ausflügler. Dort oben unter
der Linde hatte man in der geschicktesten Weise
alles arrangiert, um den Aufenthalt auf dem
Kopfe des Reggenhag recht angenehm zu gestalten
. Die Begrüßung und das „Willkommen" erfolgte
namens der Stadt Müllheim und des Oberbadischen
Weinbauvereins durch Herrn Stadtrat
Grether, infolge Heiserkeit war dieser aber am
Sprechen verhindert und Herr Dr. Ernst .Blankenborn
übernahm es, die Begrüßung der Gäste
durch Herrn Grether zur Verlesung zu bringen,
welche mit folgendem Vers schloß:
Und hierauf füllet die Gläser zum Rand,
Es gebe vom Guten das Beste,
Hoch lebe der Deutsche Weinbauverband,
Hoch dreimal die fröhlichen Gäste!
Am Lindenbaum mahnte der auf einem Plakat
aufgedruckte Vers:
Derweil der neue Wein wohl sauer wird
und mager,
So trinkt in vollen Zügen alten Reggenhager!
Diese Mahnung wurde denn auch bei den vortrefflichen
Sachen eifrig befolgt, und in „vollen
Zügen" genoß man die herrlichen Produkte des
Reggenhag, während die Kapelle ihre schönen
Weisen von der Höhe in die weite Ebene erklingen
ließ.
In Ihringen empfing Bürgermeister Mößner
den anderen Teil der Gäste, welche den Ausflug
nach dem Kaiserstuhl vorgezogen hatten. Unter
der Führung des Herrn Bürgermeisters von
Ihringen wurde das berühmte Rebgut Blanken-
hornsberg besichtigt und dann wurde von den
Besitzern des Gutes ein Frühstück gereicht, während
gleichzeitig die hochedlen Produkte des
Gutes zur Verkostung kamen und hohe Anerkennung
fanden. Der Weg führte dann durch die
schöngepflegten Rebanlagen der Firma Gebrüder
Hüglin-Freiburg und andere Musteranlagen, man
bestieg die bereitstehenden Wagen des Gutes
Lilienhof und bald war man am Ziele angelangt.
Herr Gutsinspektor Brand übernahm die Führung
. Es wurde das Gestüt, dann das interessante,
mustergültige Weingut des Hofes besichtigt und
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