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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1950-03/0010
Die Märkgrafschaft

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sich ein wenig in Hitze geredet und wandte sich
verärgert ab. —

Ein frisches Markgräfler Maidli, welches der
Diskussion stillschweigend zugehört, gab dem
Rebmann einen Wink und nahm sich nun des
fremden Gastes an. Der Schalk lachte ihr aus
den Augen, und sie war sich ihrer Sache sicher.
„Löhn mir de do hit z'obe", flüsterte sie dem
Rebmann aus Blansingen zu, „un sin wieder
fründli zuenem, i will en scho iwaige!" — Unauffällig
lenkte die flotte Markgräflerin die Aufmerksamkeit
des Fremden auf sich, und es ging
nicht lange, so war zwischen den beiden eine
fröhliche Plauderei im Gange, die auch auf die
andern Tischnachbarn übersprang. — Dem Siegerländer
aber hatte es die schöne Markgräflerin
angetan, und sein Herz stand bald in hellen
Flammen trotz Sprudel und Limonade. Aber als
er mit ihr anstoßen wollte, wehrte sie ihm ihr
Glas. „Nei", sagte sie, „bi uns wird nit panscht!
Do isch e Glas Wii, mit dem loß i mit mr astoße,
änderst due-n-is nit!" — Die Wirkung dieser
Worte spiegelte sich deutlich auf dem Gesicht
unseres Abstinenten. Er kämpfte einen Moment
mit sich selbst. Als er aber wieder in die Augen
der Markgräflerin schaute, war der Kampf entschieden
. „Nun denn", sagte er, „um Ihretwillen
will ich einmal meinen Grundsatz aufgeben!",
hob das Glas und trank der Markgräflerin zu.

Dem Blansinger Rebmann, der eben von einem
andern Tisch kommend, diese Szene beobachtete,

blieb vor Überraschung eine Weile der Mund
offen. „Nei, so ebbis; do cha me wieder emol seh,
was si alles fertigbringe, die chaibe Wiibervöl-
cher!" murmelte er schmunzelnd in den Bart.
„I bi numme gspannt, wie's witergoht!" —

Und es ging weiter. Der Herr Abstinent konnte
nämlich auch Wein trinken, und das Maidli servierte
ihm, als hätte es einen Grafen zu bedienen.

Als die letzten Weinmarktbesucher heimgingen,
sahen sie auf dem Marktplatz einen Mann, der
mit schwankenden Schritten und laut gestikulierend
herumlief. Sie traten näher und entdeckten,
daß er barfuß war. Als der Nachtwandler die
Heimkehrer entdeckte, redete er sie mit weinseliger
Stimme an: „Sagen Sie mal, wo ist denn
mein Bett hingekommen? Man hat mir mein Bett
weggeholt! Eine Unverschämtheit ist das! Ich
werde mich beschweren!" — Was diesem Bettsucher
fehlte oder bzw. wovon er zuviel hatte,
war für die heimkehrenden Weinmarktbesucher
kein Rätsel, aber daß einer auf dem Marktplatz
sein Bett suchte, darüber mußten sie so herzlich
lachen, daß sie sich auf die Treppe des Winzerhauses
setzen mußten. Dort fanden sie dann auch
Schuhe und Strümpfe des Fremden fein säuberlich
beieinander.

Eine vorbeikommende Polizeistreife machte
diesem Spuk ein Ende. Oben im Rathaus auf der
Polizeiwache schlief der Bettsucher sein Räuschlein
aus und ist dann mit schwerem Katzenjammer
bahnwärts marschiert. W.

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's Brandeburgisch Konzert"

Dr Sepp, mi Getti, wohnt z'Mille in dr Werder-
schtrooß, isch e Altledige un hett sich vor Johre
e Radio aagschafft, um sich drmit si Lääwens-
oowent z'verscheenere. Laider isch d'Werder-
schtrooß fir deeß müsikalisch Meewelschtick dr
lätz Platz; si isch nämlig d'Hoiptverkehrsoodre
vum Schdädtli, un dert vrwitscht mr 's meehscht
Dail dr Schteersänder vum Badewiilemer Bähnli.
Wänn deß, oder wie-es dr grob Volksmund daift
hett, „dr Schütte", kunnt un am Hüüs vrbeifahrt,
drno isch im Radio dr Deifel los un 's isch Essig
mit em Kunschtgenuß. Luagt dr Sepp zem
Fänschter nüß, bamble-n-em d'Dreeht vu däm
eläktrische „Schmalspur-Expreß" vor dr Nase
rum.

Am Altjohroowe isch zem Sepp dr Franz, si
Frind, kumme, e Müssiksachverschtändige üssem
ff —, är hett aß Jingling im Müssikverein emool
d' groß Trummle malträtiert, — un, was i hab
sage welle, e Süffludi un et Witzgosche drzua.
Mi Getti, dr Sepp, hett si Apparat grad uff klassi-
schi Müssik iigschtellt ghaa, — är hett mr dia
Gschiicht sälwer vrzellt, — wu dr Franz dur
d'Diire in d'Kammere niigschtiefelt kunnt. Dr
Radio hett halt luschtig druff los gfiidelt, aß dr
Franz sini Ohre gschpitzt un glüschteret hett.
Drno hett'r gfrogt, was dänn deß fir e Schtick
sei, wu doo gschpiilt wurr. „Deß", hett dr Sepp
gsait, „isch »s'Brandeburgisch Konzärt« vu Johann
Sebaschtian Bach. Kännsch's nit? Luag, do

im Programm inn schtoht's!" — „Was düü nit
saisch?" hett do dr Franz gruafe. „I hab gmaint,
deß Gidüdel sei »dTeterschburger Schlittefahrt«,
waisch, wu-n-i anno Zwelf no mitgschpiilt hab!"
un hett e weng schiinhailig uff sine hindere
Schtockzähn grinst. Im gliche Momänt isch's
Bähnli vu wittern aagrumpelt kumme, bim
Kaffeegäßli hett rnr's pfiffe heere, un in däm
Knatterkaschte vumme Radio hett uffs Mool e
Haidelärm aagfange, e Rossle un e Rätsche, e
Giggse un e Glepfe, e Rättere un e Schättere
wie uffem Millemer Johrmärkt. „Düü, Sepp!"
brialt do zmitts in dä Soikrach nii dr Franz un
hett si miasse aaschtränge, aß'r mit sinere versoffene
Schtimm Maischter iwwer dia müssika-
lisch Kochkischte worre isch, „düü, Sepp, deß mit
däm »Brandeburgische Konzärt« ka uff kai Fall
schtimme. Wänn's oi nit grad »dTeterschburger
Schlittefahrt« isch, deß Schtick, se-n-isch's em
Krach noo doch » d'Badewilemer Schlittefahrt«,
mainsch nit?". — „Jo", hett dr Sepp laghe miasse,
„'s isch allewääg wohr; däm „Schütte" sie Fahrt
kasch im Radio alli Daag e baarmool heere, meeh,
aß aim liab isch!"

(Mittelalemannisch von K. E. W.)

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