Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fs
Hebelbund Müllheim [Hrsg.]
Die Markgrafschaft: Beiträge aus Geschichte, Kultur und Wirtschaft des Markgräflerlandes
2. Jahrgang, Heft 3.März 1950
Seite: 15
(PDF, 6 MB)
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Die Markgrafschaft

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Die Gabelmann'sche Mühle in der Erngupfe / Von Fritz Wolfsberger

Müllheim, das seinen Namen vermutlich von
den vielen Mühlen herleitet, die einst im Ortsetter
standen, ist mühlenarm geworden. Nur zwei
Mühlen sind noch in Betrieb: die Henßler- und
die Diethelmmühle. Die Stillegung der anderen
mag zum Teil in der Überalterung ihrer Einrichtung
, hauptsächlich aber wird der Grund im
rapiden Rückgang der landwirtschaftlichen Betriebe
in Müllheim zu suchen sein. Ganz besonders
die Stillegung der großen Höfe der Familien
Blankenborn, Wechsler und Willin, mögen wesentlich
zur Schließung der Mühlen beigetragen
haben. Was mag doch früher auf den Höfen die-

Habsperg (jedenfalls ein Vetter des ersteren.,-
Grabdenkmal von ihm und seiner Frau aus rotem
Sandstein in der alten Kirche in Müllheim). Als
weitere Besitzer der Mühle werden angegeben:
Hans Werner von Reittner, Junker Rauch von
Winende von Schliengen, Oberamtmann von Merkelbach
(1680), Hans Eckenstein (1687); von dessen
Sohn Jakob Eckenstein (sein und seiner Frau
Namen stehen auf dem Türsturz des Herrenhauses
, Jahreszahl 1711) kam die Mühle an seinen
Schwager Simon Volz von Steinen, ihm folgte
sein Schwiegersohn Nikolaus Blankenborn der
obere, diesem wieder dessen Schwiegersohn Isaak

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ser Familien ein Leben gewesen sein! Ställe voll
gesunden Viehs, edle Pferde, eines schöner wie
das andere, und in der Ernte- und Herbstzeit ein
Heer von Tagelöhnern und Knechten. Wagen um
Wagen goldenen Kornes wurde da eingefahren,
und in der Weinlese waren es die bekränzten
Herbstwagen mit ihrer süßen Traubenfracht und
ihren singenden Herbstleuten. Es war ein Wohlstand
ohnegleichen. Was wir heute davon noch
sehen, ist kaum mehr die Schale; der Kern und*
Inhalt ist längst dahin.

Wohl die älteste Mühle in unserem Tal ist die
Mühle in der Erngupfe. Schon im Jahre 1238 wird
sie in Urkunden in Verbindung mit dem im
Weilertal ansässigen Adelsgeschlecht derer von
Weiler genannt. 1378 erscheint als deren Besitzer
das Nonnenkloster Sitzenkirch. 1393 empfing der
Edle Rüdiger von Neuenfels die Mühle vom genannten
Kloster als Erblehen. Doch schon 1396
zitierten die Nonnen von Sitzenkirch den Neuen-
felser vor Gericht, weil er den an sie schuldigen
Jahreszins nicht zahlte. Später wurde sie Eigentum
des Amtmanns W. L. von Habsperg, der sie
1556 um 300 Gulden an Claus Hering verpfändete
. 1565 erwarb die Mühle Hans Hartmann von

Gmelin, dann erwarb Nikolaus Krafft das Anwesen
. Der heutige Besitzer, Josef Gabelmann,
erwarb die Mühle im Jahre 1920. Aber nicht
mehr lange durfte die Mühle ihren Dienst tun.
Schon manches Jahr steht sie nun still. Rad und
Mahlgänge sind ausgebaut. Nur die Mahlsteine,,
die dort an einer Mauer lehnen, lassen den Fremden
ahnen, daß an diesem wunderschön gelegenen
Ort einmal eine Mühle geklappert, und die
um den alten, steinernen Brunnen gruppierten
ansehnlichen Gebäude sind Zeugen jahrhundertealter
reicher Geschichte — Heimatgeschichte. —
Daneben plätschert der Klemmbach im tiefaus-
gewühlten romantischen Bett, aber man merkt es
ihm an, daß er sich, wie die Mühle, am liebsten
zur Ruhe setzen möchte. Seine alte Kraft ist dahin
. Seine Wasser springen nur noch mühsam
über die großen Wacken, die dort bei der Mühle
im Bachbett liegen; er ist müde geworden und
melancholisch. Zu vieles hat sich an seinen Ufern
geändert. So manches Mühlenrad, das er Jahrhunderte
oder doch Jahrzehnte treu bediente, ist
zusammengefallen oder abmontiert. Seine Kräfte
liegen brach. Er ist darüber alt geworden und
hinfällig; er will nicht mehr.


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