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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1950-04/0015
Die Markgrafschaft

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Tannenkirch, Welmlingen. Doch will das nicht
besagen, daß anderwärts keine Gemeindewirtschaft
war. Vielleicht war nur der Name nicht
mehr amtlich. In Müllheim ist heute noch der
Name „Stadthaus" für die ehemalige Gemeindestube
gebräuchlich. Sievert berichtet, daß bei der
Versteigerung der Stube im Jahre 1618 ausdrücklich
bemerkt ist, daß beim Stubenwirt Basche
Riederer alle Hochzeiten gehalten werden müssen.
In Kandern beklagte sich im Dezember 1848 der
Stadtwirt Senn, daß ihm in jüngster Zeit von
Seiten der Gemeindebehörde aller Verdienst entzogen
werde. Auch die herrschaftlichen Holzsteigerungen
und die Holzgeldeinzüge seien vom
Stadthaus entfernt. Hier spielt freilich die politische
Betätigung Senn's eine Rolle; aber wir sehen
doch, daß die Stadt- (oder Gemeinde-) Wirtschaft
verschiedene Vorteile hatte. Die Wirtschaft lebt
vielerorts unter dem Namen „Stube" im Volksmund
weiter. Dort wurden die Gemeindeversammlungen
abgehalten, ohne Bewirtung und
ohne Entschädigung für Heizung und Licht. Nachher
allerdings kam der Wirt schon auf seine
Kosten. So wird von Auggen berichtet bei der
Kirchenyisitation 1557: „Ist bei ihnen allen gar
gemein, nachmittag um die 12 auf die Stuben zu
gehen und am andern Tag wieder heim".

Kandern hatte zwei städtische Wirtschaften,
das Stadthaus („roter Löwen") und den Maien.
Der Unterschied geht aus der Höhe der Pachtsumme
hervor. 1845 wird der Maien um 187 fl,
das Stadthaus aber ym 610 fl jährlich verpachtet.
Senn bleibt auf dem Stadthaus bis 1864. 1888
richtet das Bezirksamt Lörrach an die Gemeinde
das Ersuchen, dieser veralteten Einrichtung endlich
einmal ein Ende zu machen, da die Pachtzeit
dem Ende entgegen gehe. „Eine Gemeinde wie
die Stadt Kandern kann die dadurch freiwerdenden
Räume auf viel zweckmäßigere Weise verwenden
und sollte doch vor allem an die Herstellung
eines Bürgersaales gedacht werden".

Den Maien hatte 1852 der hiesige Bürger und
Witwer Küfermeister Joh. Gg. Eichacker ersteigert
. Bei der nächsten Versteigerung im Jahre
1854 übernahmen sämtliche hiesigen Realwirte
die Pacht für 214 fl. Sie verpflichteten sich gegenseitig
, die Wirtschaft nicht zu eröffnen. Sie wollen
also die Konkurrenz ausschalten. Aber die Ausgabe
war auf die Dauer zu hoch, und Blumenwirt
Keller mußte gerichtlich zur Zahlung angehalten
werden. Die Wirte bitten deshalb 1858 um Aufhebung
des Pachtvertrages und Neuverpachtung,
zumal die Pacht für das Stadthaus nur 200 fl
beträgt.

Die Krone wurde, seit sie (wie schon erwähnt)
an die heutige Stelle verlegt wurde, abgebrochen
und neu gebaut. Auch der „Ochsen" entstand
nach dem Brand im Februar 1906 neu. Daß die
Bahnhof Wirtschaft und das Waldeck erst in unseren
Tagen entstanden sind, ist bekannt. Bleibt
nur immer die Frage, die auch in den Akten
früher gelegentlich auftaucht, über das Verhältnis
der Einwohnerzahl zur Zahl der Wirtschaften.
Der Geograph Robert Gradmann stellte 1931 fest,
daß in Preußen auf 173 Einwohner, in Württemberg
schon auf 133 Einwohner und in Elsaß-
Lothringen gar auf 113 Einwohner ein Gasthaus
komme. Die älteren Leute denken aber auch an
die Zeit zurück, in der die Holzwagen vom Wald
nach Basel fuhren und hier fütterten. Die neue
Zeit hat neue Verkehrsmittel. Aber auch ihre
Benützer suchen unterwegs die gastlichen Stätten
. Die Kanderner Gasthäuser sind gerichtet,
auch um Fremde zu beherbergen, vor allem aber
um den Besuchern unserer schönen Heimat den
Aufenthalt in jeder Beziehung so zu gestalten, daß
der Besucher gerne wieder in das gastliche Städtchen
mit der Kanne im Wappen zurückkehrt.

Schlierigen, eine alte Keltensiedlung

In Schliengens Wappen, das ein schwarzes Hufeisen
auf gelbem Grunde zeigt, sollte eher eine
Weintraube prangen; denn der Schliengener Gutedel
, Silvaner und Ruländer zählt zu den
Spitzensorten unserer Badener Weine, und Namen
wie „Sohnenstück", „ölacker", ,,Himmelberg",
um nur einige herauszugreifen, lassen die Herzen
der Kenner höher schlagen.

Es ist eigentlich verwunderlich, daß nicht
Schliengen schon längst zu einem Erholungsort
wurde, zumal es mit dem internationalen Badenweiler
durch die Bahn und mit dem regsambehaglichen
Landstädtchen Kandern durch eine
Autobuslinie verbunden ist.

Welch einprägsamer Blick vom idyllischen,
hochgelegenen Friedhof auf die Vogesen; auch
das wechselvolle Farbenspiel der Sonnenuntergänge
; wie reizvoll die Schau von der Höhe der
Basler-Straße hinüber zum Blauen und Schloß
Bürgeln. An besonders klaren Tagen entschleiert
sich die Alpenkette unserem schönheitsdurstigen
Auge, und vom Galgenberg schweift der Blick
weit über die Rheinebene.

Und Schliengen selbst? Hinter hohen Parkmauern
träumt das Schloß von vergangenen,
rauschenden Festen; den Kenner fesselt der im
Weinbrennerstil gehaltene Apothekenbau, und
wer vom schönen Barockbrunnen am Dorfplatz
zum Torbogen des Kirchaufganges hinüberblickt,
der entdeckt ein richtiges Spitzweg-Idyll.

Wenn erst, wie vor dem Kriege, Schliengen
wieder in den kleinen Grenzverkehr einbezogen
wird, bietet sich bequeme Gelegenheit zu Tagesbesuchen
in Basel, der schönen, internationalen
Schweizerstadt am Rheinknie. In früheren Jahren
war es eine Selbstverständlichkeit, daß die
Schliengener zumindest die Basler Fasnacht und
die Basler Messe besuchten. Familiäre Beziehungen
bestanden zwischen der Stadt am Rhein und
dem Dorf am Holenbach seit dem Ende des Dreißigjährigen
Krieges, wo sich Schweizer in den
verwüsteten und entvölkerten Dörfern am Oberrhein
seßhaft machten. Familiennamen wie Am-
rein, Vomstein und so weiter, die heute noch in
Schliengen vorkommen, verraten schweizerische
Herkunft.


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