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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1950-04/0016
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Die Markgrafschaft

Die Quellen über die Vorgeschichte Schliehgens
fließen nur spärlich; doch dürfte der Ort wohl zu
den ältesten Dörfern im Oberland gehören; denn
schon sein Name dürfte auf den keltischen Ursprung
hinweisen. Slighe bedeutet im Keltischen
soviel wie Eingang; Schliengen aber liegt am
Eingang des Holenbachtales. Man geht auch vielleicht
nicht fehl in der Annahme, daß im Worte
„Holenbach" die keltische Stammsilbe Hola, Holle
oder Hole verborgen ist, was soviel wie tiefeingeschnittenes
Bachbett, resp. Bruch, bedeutet.

Schliengens Lage, so nahe zwischen dem Möns
Brisiacus und der Augusta Rauracorum an der
uralten Heerstraße, weist zumindest auf eine
römische Siedlung hin. Noch heute führt ja das
sogenannte Römersträßchen auf der Höhe am
Galgenberg entlang. Es ist darum auch wohl
durchaus nicht abwegig, jenen Chronisten zu
glauben, die Verfechter der These sind, daß das
heutige Schloß in Schliengen (Besitzer seit 1858
die aus dem Elsaß stammenden Grafen v. Andlaw)
auf den Grundmauern eines römischen Kastells
errichtet wurde. Geschichtlich erwiesen ist allerdings
nur, daß das Schloß sich aus einer alten
Wasserburg entwickelte, die den Namen „Entenstein
" führte.' Unter den früheren Besitzern befindet
sich auch der Junker Nagel von dem alten
Schönstein. Noch heute erinnert der alte „Nagelbrunnen
" an der Schloßmauer an dies Geschlecht.

Schon im frühen Mittelalter stand Schliengen
unter der Herrschaft der Bischöfe von Basel. Als
bischöflich-basersches Lehen besaßen es die Herren
von Uesenberg — zuweilen auch Ysenburg
geschrieben -—, ein reich begütertes Geschlecht.
Am Anfang des 14. Jahrhunderts finden wir das
Basler Patriziergeschlecht der Scholer im Besitz
des Dorfes.

Im Jahre 1327 verkaufte es Rudolf Scholer an
den Ritter von Neuenfels. Die Neuenfelser kamen
jedoch in Schulden und- verkauften Schliengen
1343 an den Bischof Johann Senn von Basel.

Nicht allgemein bekannt ist vielleicht die Tatsache
, daß die Schliengener sich um 1443 gegen
ihre Landesherren erhoben und den esten ,,Bundschuh
" im Breisgau bildeten.

Schliengen hat im Laufe der Jahrhunderte
schwer durch Kriegsunbill zu leiden gehabt; doch
immer wieder erstand es neu und behauptete
seinen Platz. W. G. S.

Güggdi Uli Bier / Von Jda Preusch-Müller

Im Rebland, nahe an der Schweizer Grenze,
steht eine Wirtschaft, die im Volksmund
,,d' Chläbi" heißt. Die Wirtsleute sind nett und
freundlich, Getränke und Speisen sind ausgezeichnet
, darum bleibt mancher, der nur auf ein Viertele
einkehren wollte, auf deren mehrere „kleben".

An einem Montag Vormittag kam ein guter
Freund des Wirtes zu einem „Z'nüni" in das
Wirtshaus. Die Wirtsstube war leer bis auf die
Näherin, die in der hintersten Ecke am Fenster
saß, mit einem Berg Flickwäsche vor sich.

Hocherfreut begrüßte der Wirt den Gast. „Das
isch aber nett, Jakob, aß de ne weng chunnsch go
mer d'Zyt vertrybe. Was wottsch?" — „He, eguet
Z'nüni. Was hesch?" — „Jetz hesch's aber grad
verrote; hüt git's öbbis ganz Feins: Güggeli!" —
„Hm, her dermit!" — „Was derzue? E Vierteli
Schlipfer?" — „Nai, Bier."

Der Wirt fuhr vom Stuhl hoch, auf den er sich
soeben wieder gesetzt hatte, wie von einer Wespe
gestochen. „I glaub, di het's! Güggeli un Bier."
Het me jetz scho eimol so öbbis g'hört!" —
„Güggeli un Bier hani b'stellt", sagte der Jakob
ruhig. — „Un i sag nai", schrie der Wirt und
schlug auf den Tisch. „Wy!" — Da verlor auch
der Jakob seine Ruhe und schrie ebenfalls: „Bier
will i, Bier! Güggeli un Bier!"

Da nahm der Zornteufel Besitz von den beiden
Freunden, und im Handumdrehen hatten sie einander
am Kragen. Der eine schrie „Bier!", der
andere keuchte „Wy!" Zuletzt lagen sie miteinander
am Boden und balgten sich wie zwei wütige
Buben. Die Köpfe würden zündrot und der Atem
ging wie Blasbälge. Sie wälzten sich immer näher
zur Ecke, wo die Näherin saß. Die arme Frau
konnte nicht von ihrem Platz, ohne über die

wütigen Göckel zu steigen. Da dachte sie: „Rette
sich, wer kann", und kletterte in ihrer Angst zum
Fenster hinaus, da die Wirtsstube zu ebener Erde
lag. Sie rannte um's Haus in die Küche.

„Herr Jessis, Herr Jessis, si schlöhn enander
doht!", schrie sie der Wirtin zu, die klappernd mit
Töpfen und Pfannen hantierte und von dem Lärm
in der Wirtsstube nichts gehört hatte. „Wer —
wo?", fragte sie erstaunt. — „He der Wirt un der
Jakob, in der Wirtschaft inne!" Da ließ die Wirtin
alles stehen und liegen und eilte mit der Näherin
nach vorn.

Die Hände schlug sie über dem Kopf zusammen
. „Um der Tausig Gottswille, dir Narre, dir
alte, sind er denn ganz verruckt worde! Was isch
denn mit euch los?" Die helle, angstvolle Frauenstimme
riß die Balgenden auseinander und
brachte sie zur Besinnung. Sie standen auf und
schauten verlegen die Frauen, dann einander an.

„Jetz saget mer numme, was für e Satan in
euch g'f ahre isch. Wege was füehret dir so ne
Theater uf? Wenn jetz ai Mensch do yne cho
wär!"

„Wege Güggeli un Bier", sagte der Jakob. —
„Wege Güggeli un Wy", trumpfte der Wirt auf.
Und wieder gingen böse Blicke von einem zum
andern. Nun erzählte die Näherin lachend den
Vorgang und die Wirtin schüttelte den Kopf und
tupfte an die Stirn mit dem Zeigefinger, beide
anblickend.

„So, dir zwe alti Esel hent müesse wege some
Dreck euch uffüehre wie zwe Schuelbuebe, un
ander Lüt in Ängste jage? Schäme sottet er ich
in Grunderdsbode yne!" Die Wirtin trat näher zu
den beiden, sie bei den Händen nehmend. „So,


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