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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1950-04/0018
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Die Markgrafschaft

Die Sau auf der Landstraße / Von F. Wolfsberger

Wer heute einen Metzgerladen aufsucht und
das Aufgebot von Wurstwaren und Fleisch
mustert, dem kommen, wenn er seine Erinnerung
noch mobilisieren kann, jene Zeiten wieder in
den Sinn, wo Reichsmark und Karten regierten
und man sich, um 50 oder 100 gr Fleisch zu bekommen
, fast die Beine in den Leib stehen mußte
und dazu noch oftmals umsonst gewartet hatte.
Heute sind die Menschen schon wieder ver-
schneigt; die schweren Jahre 1945 bis 1948 haben
viele längst vergessen. Von Vitaminen und Kalorien
hört man nichts mehr. Die Magenfrage ist
nicht mehr Thema Nr. 1. Aber wer damals von
dem leben mußte, was ihm durch die K: rten zugewiesen
war, dem ist's schlecht gegangen. Gottlob
gab's bei uns derer nicht viele; die meisten
haben sich zu helfen gewußt.

Auch unser August Mümpfeli hat diese Zeit
gut überstanden. Die Magenfrage ist ihm immer
eine sehr wichtige Angelegenheit gewesen, und
er hat weder Zeit noch Mühe gescheut, wenn
es galt, dem Kohldampf ein Schnippchen zu
schlagen.

Es war in einer mondhellen Nacht, als August
wieder einmal eine seiner erfolgreichen Hamsterfahrten
ausführte. Ein Auto hatte er nicht, aber
ein Leiterwägeli, das er an seinem Fahrrad hinter
sich herzog, tat ihm auch gute Dienste. — Er war
schon wieder auf dem Heimweg. In seinem Leiterwägeli
hatte er diesmal eine ganz besonders wertvolle
Fracht, und das Wasser lief ihm jedesmal
im Munde zusammen, wenn er zurückschaute und
den prallen Sack musterte, aus dem dann und
wann ein Grunzen zu hören war. Eben hatte er

Schliengen passiert. Niemand hatte etwas Verdächtiges
gemerkt. Auf der Landstraße lag das
silberne Licht des Mondes und soweit er blicken
konnte war niemand zu sehen. Kräftig legte er
sich in die Pedale. Schon sah er einzelne Dächer
von Auggen. Seine ganze Aufmerksamkeit galt
jetzt der Straße. Noch 20 Minuten Fahrt, und er
hatte sein lebendes Kottlet in Sicherheit. — Auf
einmal spürte er, daß sein Leiterwagen so leicht
hinter ihm herrollte. Mit Entsetzen stellte er fest,
daß er den Sack bzw. die Sau verloren hatte, und
richtig — etwa 200 Meter von ihm entfernt
stand sein Sonntagsbraten auf der Landstraße.
Es war dem Tierlein sauwohl und eifrig schnuppert
es unter den Bäumen herum, um bald auf
diese oder jene Seite der Straße zu wechseln.
Dem August liefen vor Wut die Augen fast über.
Vorsichtig pirschte er sich an das Tier heran.
Eben wollte die Sau in einem Welschkornfeld
verschwinden, da warf er sich, alle Kräfte zusammennehmend
, wie ein Indianer auf sein
Opfer und erwischte es an einem hinteren Lauf.
Sie Sau schrie, als spürte sie schon das Messer.
„Wenn jetz e Schandarm chunnt, bi-n-i glieferet
un dr Brotis drzue", dachte August und schaute
ängstlich in die Runde. Aber die Straße lag leer.
Hurtig balancierte er sein Opfer wieder in den
Sack und schleifte es dem entfernt stehenden
Gefährt zu.

„Si isch liicht gstorbe", erzählte er später, „un
zuem-e Kottlet het's selli Nacht ebefalls no
glängt, aber seil Bild, wu de Chaib im Mondschin
uf dr Landstroß ummedanzt isch, seil vergiß i mi
Läbtig nit un möcht's nit nonemol erlebe!"

Der Hebelbund berichtet:

Voranzeige: Am Mittwoch, den 10. Mai,
20.30 Uhr, dem Geburtstag Hebels, veranstaltet
der Hebelbund in der Festhalle in Müllheim eine
Hebelfeier.

Unser Heimatmuseum macht Fortschritte. Eine stattliche
Anzahl wertvoller Gegenstände sind bereits angemeldet
. Wir hoffen, daß uns die Stadtverwaltung in
Bälde einen geeigneten Raum zur Verfügung stellt, so
daß wir in absehbarer Zeit unsere Sammlung der Öffentlichkeit
zugänglich machen können. — An die Bevölkerung
richten wir die dringende Bitte, unsere Bestrebungen
zu unterstützen und uns Gegenstände, die sich
für das Heimatmuseum eignen, als Leihgaben zur Verfügung
zu stellen.

Das Bammerthäusle auf dem Zielberg wird nun endlich
wieder seinen Pavillon erhalten. Zimmermeister
Adolf Kästner hat dieser Tage mit der Arbeit begonnen,
und wir hoffen, daß wir es spätestens zu Hebels Geburtstag
, am 10. Mai dieses Jahres, einweihen können.

Wir möchten an dieser Stelle allen herzlich danken,
die mitgeholfen haben, diesem schönen Aussichtspunkt
und dieser würdigen Gedenkstätte der 22er Dragoner
Rahmen und Dach zu geben. Besonders danken wir der
Stadtverwaltung für die freie Überlassung des Bauholzes,
Herrn Max Schirmeier für das .kostenlose Abführen aus
dem Wald, Herrn Sägereibesitzer Tritschler für die unentgeltliche
Aufbereitung des Holzes und Zimmermeister
Adolf Kästner für die viele Mühe, die er bisher in dieser
Sache aufgewendet hat.

Was uns nicht gefällt!

Es ist nicht das erste Mal, daß wir über den miserablen
Zustand unserer öffentlichen Brunnen klagen. Brunnen
sind es ja eigentlich keine mehr; denn das, was
einen Brünnen ausmacht, das Wasser, fehlt ihnen seit
Jahr und Tag. Dazu kommt noch, daß der Boden der
Tröge mit Unrat gefüllt und zum Teil mit einer grünen
Schlammschicht überzogen ist., Es fehlen eigentlich nur
noch „d'Chrotte", und das „Chrotte-Idyll" wäre fertig.

Diesen Zustand wenigstens könnte man ändern. Und
um zu dem fehlenden Wasser zu kommen, wäre es eben
notwendig, daß die verstopften Leitungen nachgesehen
würden. Die Einwohnerschaft von Müllheim wäre der
Stadtverwaltung sehr dankbar, wenn hier endlich Abhilfe
geschaffen würde.

In früheren Jahren hatte Kreuzwirt Fischer in seiner
Eigenschaft als Stadtrat das Amt der Brunnenkontrolle.
Jeden Samstag punkt 5 Uhr sah man ihn von seinem
Hause weg seinen Kontrollgang antreten, und er war
unnachsichtlich in seinem Amt. Dafür hatte aber die
Einwohnerschaft die Freude, lebendige, saubere Brunnen
zu haben, die nicht wenig zur Verschönerung des Stadtbildes
beitrugen. — Nun hoffen wir wieder. Vielleicht
wird's auch für die Brunnen einmal Wandlung läuten.

Der Hebelbund.

Herausgeber : Hebelbund Müllheim (Baden)
Redaktion : Leopold Börsig
Anzeigen-Annahme: Fr. Wolfsberger, Müllheim, Werderstr. 25
Druck: Markgräfler Druckerei, Müllheim (Baden)


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