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Die Markgrafschaft
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Die Markgräfler Idylle im
Von Jda Gu
Erster Gesang
Das Hebelfest im Himmel
Aneme heimleche Plätzli im paradiesische
Garte sitze zweu Engeli zämme un schwätze.
„Was isch denn o hüte?" frogt jetze einer si
Gspane. „Me meint grad, es seig öbbis Bsunders".
„Seil will i meine", seit em druf liisli un wichtig
der ander. „Mai isch's, un zehnte, 's Hebels
Geburtsdag. Lueg emol abe, siehsch wie si füren
im Wiesedal niede un wie sich uf das hie d'Erde
schön useputzt het mit früschgrüene Matte un
Blueme! Alles isch im Sunndiggstaat hüte, vo
Huse bis füren uf Lörrech un abe bis Mülle. Mir
aber hei en do obe, der Hebel, un mir füre himmlisch
". Seit's un fliegt em vorus zuem Festli, um
jo nüt zVersume.
Sigs halt wies wöll, si sin o im Himmel gern
eweng bsunder, d'Erzalemanne. Nüt wil. sie
schüüch oder hochmüetig wäre — seil chennt me
obe jo nüt, dort isch me heiter un ehrlech, 's het
e jedwedes Fegge, un eis isch grad as wie's ander
. Numme düehn sie halt gern in ihrer Sproch
dischgeriere, wo alles läbig macht bim verzelle,
so heimelig chroslet, singt, hüült un lacht, wie
d'Saite grad aschlöhn im Herze. Grad no an
soneme liebleche Füehligsdag, as wie hüte, mueß
eim jo 's Herz überlaufe, do chunnt me vom
Hundertst ins Tausigst. Eis git's ander bim
Schwätze, un 's isch akurat wie deheime.
's Chandermer Chrüüsli mit eme Maie stoht
vorem Hebel — 's Vreneli het eme gsuecht im
himmlische Gärtli, wie amel. Der Johann Peter
luegt hintedra füre, so güetig und fröhlech, wie
wenn er d'Welträtsel glöst hätt, ohni Fehler un
Hökli. Nebenem sitze der Vater un d'Mueter mit
gattige Fegge, los un ledig vo ihrem irdische
Chummer un Jomer. Ungern hei si doch sellmol
das unmündig Büebli ellei glo. Aber versorgt isch
es gsi. Dur ihr rechtschaffe Lebe hei sie em
d'Bruckene baue zue hohen Ehre un Aseh. Un aß
er Dichter isch worde, seil dunkt si Vater am
schönste. Het in ihm selber nüt öbbis ähnlechs
rumort siner Läbdig? Seits nüt si Büechli, si
nobels, mit sellem chospere Schlößli? Nüt ume-
sunst het ers zruck glo. Das fröhlech Herzbluet
vom Jobbi het üsem Johann Peter alles so ring
gmacht üf Erde.
Jetze chömmen o d'Landslüt us siner witere
Heimet. Der Gottfried Keller, wo amel mit sim
Zürecher Stammtisch sunst eweng absits blibt un
mit eme irdische Pfiffli d'Himmelsluft iisugt, gar
o no d'Feggen am Tschoope verstecklet, macht
hüte mit. Uf Erde het er's jo allewil abglehnt,
in siner Heimetsproch Rime go mache. Doch will
er nüt fehle, wenn's um der Hebel ummen uf
alemannisch hoch her goht. Aber der Gotthelf,
dä strahlt hüte wieder vo inne bis use. Ihm isch's
all wohl do bi sine Landslüt. Mit güetigem Herze
sieht er o no im himmlische Lebe dief in si ine.
Bol sin jetz alli binander, wo 's Hebelfest füren
Himmel und auf Erden
denschuh
im Himmel. Es isch e rari Versammlig us echtem,
heimischem Wese.
Allbot strüchen o anderi gwichtegi Engel do
ümme, spöchten e wengeli ine, losen un luege vo
witem was im alemannische Eckli hüten o los
isch. Chunnt nüt dort der Homer, der Sänger vo
Griechelands Heide? D' Sproch mueß es si, die
schöni, wonen so heimelig azieht. Dönt das nüt
grad us der Ferni, wie in sine gwaltige Gsänge?
Alli die grüüsleche Dunderwetter, wo dort drin
rumore, wie chönnte die alemannisch chatzehagle
un bloose, hürne, wettere, gäutschen un brusche,
aß es en Art hätt'! Uregi Wörter wie die, erhalte
was Hand un was Fueß het.
Jetz hört me eismols en anderi Musik un alles
wird stille, 's git nummen einer, wo d'Orgele so
schön cho- spiele: der Meister Johann Sebastian
Bach. E spielt hüt im Hebel e Fuge, wie ^me sie
schöner niene cho höre in ihrer Vollendig. Unsi
versammleten Engel loose mit alle fünf Sinne.
Eim un im andere laufe d'Augen über vor Andacht
. Ähnlech hei sie's uf Erde scho ghört, im
Basler Münster. Sellmols het me scho gmeint, die
Musik chömm us em Himmel, sig in seil Bauwerk
verwobe, un riß alli Herze mit ufe. Jetz isch me
do, un was me dort g'ahnt het isch alles Erfüllig.
Noneme Wüli chunnt 's Vreneli hinter der
Orgele füre alli go herzlech begrüeße. 's het
eweng ghulfe der Bloosbalg trette, wie's allewil
gwohnt isch, Hand azlege wenn's Not dueht. Wo's
im Hebel jetz Glück wünscht, se nimmt er's e
wenig uf d'Site, leit em d'Hand über d'Achsle un
seit, aß es niemes cho höre: „Vreneli löos, de
chönntsch mer en bsundere Gfalle due hüte.
Wär's ächst nüt müglech, aß Unsereis emol abe
luegti, wie si das Festli düehn füre im Heimet-
dörfli dort niede? Wer chönnt das besser mache,
aß sone Meidli wie du bisch! 's Vreneli freut si
un lacht un seit derno herzlech zuem Hebel:
„Nüsse denn, Johann Peter, se frog i um Urlaub
vom Himmel, zieh mini Fegge halt ab un schlief
ins Markgräflerröckli. Aber — o je! Sie hei jo
ganz anderi Chappen as früeiher, d'Halsdüecher
neumodisch bunde — i güggele schnell, wie si's
mache. D' Markgräfler fr auen un Meidli werde
mer helfe". (So öbbis schüttlen ämel die Himmlische
glatt us em Ärmel.)
Sieder hets eis im andere gseit ('s isch obe,
wie niede): Wüsset der's scho? 's Vreneli darf
hüten abe uf d'Erde, z'Huse go 's Hebelfestli mitmache
vo Afang bis Endi. Das isch e seltene Fall!
Drum stöhn si in Grottlete zämme, schwätze vo
dem un vo sellem, un möchte gern wüsse, was
gspielt wird. Scho düehn die selige Fraue im
Vreneli d'Feggen abmache, lege si subtil in
d'Lade, wo d'Engelsgwänder s?ho liege, riebes
druf überall i mit erdesichere Salbe, wo das Mei-
deli bhüete vor allem Ungmach dort niede. Jetz
aber lege sie's a mit dem Plünderli, wo scho vo
jeher d'Mensche ersunne un gmacht hei, um sich
eweng z'unterscheide. Isch's nüt im Markgräfler-
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1950-05/0011