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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1950-05/0012
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Die Markgrafschaft

ländli e stolzi Tracht für die Fraue! Wer sie ehrfürchtig
treit, dem isch si e Panzer, so nobel,
eifach un schön gegen alles, was Firlifanz,
güggsisch un fremd isch.

's isch e ke Wunder, aß gar no en Erzengel
selber derherschwebt. 's mueß o ne Markgräfler
si, denn was die sin, sin si gründlech: Entweder
ganz in der Holl, oder denn z'öberst im Himmel!
Langsam schwebt er uf 's Vreneli zue un seit em
ins öhrli: „Chind, wenn du numme wüßtisch, was
i ech derfür hergeb do obe, das herriech Fährtli
an diner Stell dörfe mache dort abe! Drei, vier
Dag emol d'Feggen am Ofestängli lo tröchne —
d'Himmelsluft mit em ruuche Wiesedäler vertusche
— Chöpfli machen im Rhii un z'Chander
go Brätscheli esse, z'Chilche im Rebstock der Alt
versuechen am Sunndig un noher zobe vom Blaue
euch winke do ufe, wie müeßti das schön si!
Vreneli, glaub mer, all numme Himmelsluft un
Rosinli mueß e jedem vertleide, me sots wieder
neu go verdiene". Seit's, un schwebt druf in siner
ganze Heerlechkeit witer. 's Vreneli loost un
stuunt — es het en wäger verstände.

Wo's no so stoht se chunnt, he isch es denn
müglich, der Göthe! Mit em gmessene Schritt, der
Mantel über der Achsle, ganz Olympier un öbbe
schier none wenig Geheimrat, wenn sini Fegge
nüt wäre! Looset doch, wiener jetz redet, hoch-
dütsch natürlech as Fürst vo sämtleche Dichter
wo's geh het:

„Grüß mir die Erde, mein liebes Kind
und alle Menschen, die edel gesinnt.
Doch wo sie sich streiten um meine Sachen,
die ihnen viel Kopfzerbrechen machen,
da sag ihnen nur, es hab' keinen Wert,
die Wahrheit jeder auf seine Art hört.
Sie sollen versuchen, im Erdenleben
dem Dasein einen Sinn zu geben.
Etwas weniger kritisieren,
selbst sich prüfen auf Herz und Nieren.
Dann werde manchem ein Licht aufgehn,
wie alles im Grunde so einfach und schön.

So wit der Göthe. 's Vreneli nickt in sim schöne
Gstaat gar ernst un verständig, drum choner nüt
anders, er tätschlet em d'Bäckli, druckt em no
d'Hand un schloht der Mantel wieder um
d'Achsle. Fründlech grüeßt er der Hebel, un langsam
wandlet er witer.

Notno wird's jetze Zit. Die selige Schaffer im
Himmel, (denn 's git o dort deregattig, wo halt
das Zügli müehn schmeusse, un wieder anderi,
wo numme luege un kummidiere), also die
Wulkeschürger, Sterneazünder etzetera, hei us
em Himmelsschopf sieder e Wülkli gholt un parat
gmacht. Wiß, wie der Schnee, mit Lehne, Fueß-
gstell un silberne Glöckli, groß gnueg, aß grad
sone Jümpferli Platz het mit allem Bagaschi.

Grad wo's will Platz neh, chunnt nonemol
einer Iiis zuenem ane. Ein vo de ganz große
Geister, wo uf der Erde scho gwüßt het, aß ünsi
Sterne o Musik mache, nüt numme schiine, wo
ihri heilige Ornig dort niede scho g'chennt un
erforscht het. Ernst luegt er 's Vreneli a un formt
jedes Wort gar bedächtig: „Du fliegsch jetz use
in Weltraum, in der unendlech, se loos doch, öb

alles no stimmt im Zämmespiel vo de Sterne, ken
nebenus schießt dervo. De wirsch jo scho wüsse,
aß d'Erde 's F het im Don, in letzter Zit chunnts
mer schier vor, sie bloos mer z'stark us em F F,
un 's döhn nümmen alles so rein as wie früeiher.
Du hesch jo d'Musik im Bluet un wirsch scho
höre, wenn's falsch isch. Ich möcht jo nümme
dort abe", seit er no Iiis vor si ane. Ernst git em
's Vreneli d'Hand, im große Johannes Kepler,
Sternesuecher vo Gottes Gnade ün numme um
Gottes Lohn.

Endlech stoht's jetzen ellei mit em Johann
Peter am Wülkli. Das sig si schönste Geburtsdag
im Himmel un uf der Erde, meint er gar heiter.
Wil es in die unvergeßlechi Heimet abe wöll go
luege, mit Auge, wo nie am arme Üssere chlebe,
nei! Dur alli Vergänglechkeit dure 's Schönst use
finde am innerste, heilige Chiime. E mengge
suecht siner Läbdig der Chern us der Schale
z'löse, der ruuche, chunnt aber doch nüt derzue.
Dem si Leben isch truurig. Was scho uf Erde
chönnt glänze, das mueß er verschiebe in Himmel.

„Vreneli", seit jetz der Hebel, „grüeß mer der
Hermann Bürte!" Er isch uralemannisch, im Mole
glich wie im Dichte. Het er nüt wieder vom
Chlotze en Helge gmolt, as hätt' en Gottvatter
selber nonemol anegsetzt an dä Ecke, woner as
Marchstei stoht in ünser irdische Heimet.

D' Madlee aber, seil heimelig Buech, isch öbbis
vom Schönste für sini Landslüt. Es isch e prächtige
Maie vo ünse Berge, Däler un Matte, wo
nie verweicht in de Herze.

Endlech winkt er de dienstbare Geister, wo
's Wülkli müehn hebe, 's Vreneli nimmt e Gümpli,
leit 's Bündeli ane un setzt si. „B'hüet di Gott,
Johann Peter" un „Vreneli, chumm mer guet
heime!".

D' Himmelsmusik setzt i, un alli Engeli winke.
Schnell no ne Schüpfli, use fliegt's un verschwindet
im Weltraum. (Fortsetzung folgt.)

Fleutette (Fortsetzung von S. 4)

Unterstützung Ernests, daß sie überhaupt an das
Kommen derselben glaubte. Die Sonne mußte
erst von der Höhe herunter sein; gegen Abend
ließen sich die fernen Riesen sehen.

Und sie kamen wirklich. Ich erzählte gesteigert
und vermenschlicht, was mir die Mutter von
ihren Heimatbergen berichtet hatte. Wir drei
fühlten uns da oben als eine Welt für uns, wir
hatten alle anderen vergessen. Da auf' einmal
kam Schosefin in höchster Aufregung angestürzt,
Marion mußte schleunigst herunterkommen. Wie
gehetzt eilte Fleurette mit Schosefin hinab. Wir
beiden Buben saßen zunächst verblüfft, als hätte
der Blitz eingeschlagen, dann trollten wir mit
dem unbehaglichen Gefühl, daß etwas Besonderes
geschehen sei oder noch bevorstehe, hinterdrein
.

In der Tat war drunten keine gelinde Aufregung
. Die Madien war da gewesen und hatte
Fleurette gesucht, die schon vor Stunden von
ihrer Mutter gerufen und nirgendwo gefunden
worden war. Wir hatten droben in unserm Ver-


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