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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1950-05/0018
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Die Markgrafschaft

zur Kirche, woselbst Spezial Dreuttel die Bedeutung
des Tages feierte **). Von da ging's zur Gemeindestube
, oder wie es von nun an hieß zum
Stadthaus, wo Oberamtmann Maier die bürgerliche
Feier abhielt. Nach der Proklamation erhielt
jeder Bürger und Jüngling aus der Gemeindekasse
30 Kreuzer, um sich eine „Ergötzlichkeit"
zu verschaffen, und es hieß in der betreffenden
Bekanntmachung, man setze voraus, daß dieser
Betrag an diesem Tage werde verzehrt und daß
jeder Empfänger so bescheiden sein werde, Rücksicht
zu nehmen, daß bei der Vielfachheit der
Ausgaben und Vermögensbeschaffenheit der
Stadtkasse mehr nicht gegeben werden könne.
Wir dürfen annehmen, daß jene 30 Kreuzer wirklich
verzehrt worden sind, und wohl noch einige
dazu. Die Schuljugend erhielt ein ländliches Mahl
auf dem Marktplatz, während für die Kirchen-
und Staatsangestellten, den Stadtrat und eingeladene
Gäste die Stadt ein Festessen gab. Dazu
fanden von Nachmittag bis in die Nacht Tanzbelustigungen
in den Wirtshäusern und in der
Schulstube statt.

So war denn Müllheim eine Stadt, freilich in
bescheidenen Verhältnissen und auch fernerhin
wie bisher mit vorwiegend ländlichem Gepräge.
Denn Hauptbeschäftigung der Einwohner blieb
Landwirtschaft und Weinbau, wogegen es größerer
Fabrikindustrie nie gelingen wollte, sich im
Klemmbachtale festzusetzen.

Wenn aber Sievert in seiner Chronik diesen
Abschnitt unserer Stadtgeschichte mit den Worten
schließt: „Wir haben auch gar kein Verlangen

Mi Chinderland von f. woifsberger

Es isch jnr, i hör Bättzitlüte

Un d'Mueder füehr mi an dr Hand

Dur all die viele Johr un Zite

Still nomoi z'ruck ins Chinderland;

Sie zeigt mr 's Hüsli, zeigt mr d'Räbe,

Dr Birebaum un Beerischlag,

Zeigt d'Holderhurscht un grad drnebe

E Vogelnest im Gartehag.

Chumm, sait si, chumm, 's isch Obe worde,
Un 's Stübli wartet uf si Gast,
Lueg d'Sunne dort, in guld'ge Borte
Hängt si ihr Chlast an Baum un Nast.
So göhmer denn, un 's will mr schiine
Mi füehr e Engel an dr Hand;
Dur d'Landere ins Stübli ine
Molt 's Oberot e guldig Band. —

Gell, do isch's schön, do möchtsch gern bliibe,

Es het di ämel immer dolt,

Do hesch als gspielt un d' Zit vertriebe

Un dini erste Helgli gmolt,

Do bin-i an dim Bettli g'sässe, '

Un ha in mengre Fiebernacht

Die müede Arm, dr Schlof vergässe,

Ha für di bättet, g'sorgt un g'wacht!

Wie dueht d'Erinnrig aim doch wohfe,—
Goht's au im Lebe hüscht un hott,
Chasch d'Chinderjohr no uffehole,
Hesch no 'ne Mueder? — Gunn drs Gott!

danach", und damit meint-der Chronist die Industrie
, so glauben wir, daß er seine Ansicht heute
korrigieren müßte. Diese Auffassung war damals
bei den maßgebenden Familien allgemein und
wurde von ihnen und andern bis in unsere Zeit
hinein mit unfaßbarer Hartnäckigkeit vertreten
— sehr zum Schaden unseres Gemeinwesens.

Zwölf Jahrhunderte sind es nun bald, seit unser
Müllheim zum erstenmal in Geschichtsquellen
urkundliche Erwähnung findet. Aus einzelnen
Höfen und verstreut liegenden Mühlen bildeten
sich die beiden Ortschaften Ober- und Niedermüllheim
, und sie brauchten den Weg eines
Jahrtausends bis sie zusammenwuchsen und unserer
Stadt die Gestalt gaben, die sie im wesentlichen
heute noch hat. Böse und trübsalreiche
Zeiten sind Müllheim in reichem Maße zugemessen
gewesen, und wir können beim besten Willen
nichts von jener guten alten Zeit entdecken, von
der so gern und oft geredet wird. Die zwölf
Jahrhunderte der Geschichte Müllheims sind
Kampf gewesen, nackter Kampf um Leben und
Dasein. Nur da, wo die Blätter der Chronik von
guten Ernten und ausgezeichneten Wein jähren
berichten, empfindet der Leser etwas von einer
lieblichen Poesie, die ein Gefühl des Wohlbehagens
auslöst. Aber sonst ist die Geschichte
unserer Stadt eine düstere gewesen.

**) Was würden wohl jene Festteilnehmer sagen, die
in unserer altehrwürdigen Martinskirche Spezial Dreut-
tels Festpredigt hörten, wenn sie heute ihr altes Gotteshaus
sehen könnten! Ihre Meinung wäre gewiß eindeutig.

HEBELBUND MULLHEIM (BADEN)

Zu der am 10. Mai ds. Js., abends 8 Uhr, in der

Festhalle stattfindenden

Hebel-Feier

wird die Bevölkerung herzlich eingeladen. — Die
Bewirtung hat der Hebelbund übernommen.

Am 10. Mai, vormittags 9 Uhr, versammeln
sich die Schüler der Volksschule auf dem Hoyers-
tännle zu Spiel und Sport, woselbst die Kindel*
(vom 4. Schuljahr ab) vom Hebelbund mit Wurst
und Wecken beschenkt werden.

3^ Wegen ungünstiger Witterung mußte die
Einweihung des Zielberghäuschens (Babilon) auf
Sonntag, den 14. Mai, verschoben werden.

Herausgeber : Hebelbund Müllheim (Baden)
Redaktion : Leopold Börsig
Anzeigen-Annahme: Fr. Wolfsberger, Müllheim, Werderstr. 25
Druck: Markgräfler Druckerei, Müllheim (Baden)

die Heimatzeitschrift des Markgräflers

Sie erscheint monatlich und kostet einschließlich
Post oder Trägerlohn nur 50 Pfg.


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