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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1950-06/0008
6 Die Markgrafschaft

Gedanken zu Hebels Geburtstag

Ich will numme vo unserem Hebel rede, vo
eim vo uns, wo Ateil het am ebige Lebe. Ich
will numme sage, aß es Zit isch, hechsti Zit,
wieder an ihn un si Lehr un si Mission z'denke.
Wemm'r uns en Ehr drüs mache, aß er unser
Dichter isch, unser Landsmann, fast unser Vetter,
mian mr drno nit au so eifach, so heiter, so christlich
si wie er? Wemm'r si Lebe bewundere, wo
uffm Dreiklang vo Schaffe, Bette un Singe uff-
bäut isch, mian mr drno nit üßzieh, wie d'Apostel
emol mit dr Botschaft vom Christus in alli Welt
zöge sin un in sim Name d'Litt agredt hann:
„Chinder, hann enander gern. Chinder, saget
Eire Gschwisterte nit Narre".

Wo 'ne Ehr isch, wachse Pflichte drüs. Mir
Mensche üs'm Hebelbode mießte jetz, in der
letschti Gnadestund, üszieh un alle, wo Angst vor
dene Belli üs der Hell hann (well die so daibele
un eim so wietig abelle, aß me denke chennt, sie

Nachbarn

Mir sin so gueti Nochbere gsi,
mir, links un rechts vom Rhy,
sin über d'Brücke her un hi.
Hätt's chönne schöner sy?

's Markgräfler Land un d'Schwyzer Stadt:
Herr Vetter un Frau Bas.
D' Frau Bas so schön un rych un satt
un--he, wer weiß no was.

Jetz isch der Vetter arm un chlai,
grad wie ne Fisch im Netz.
D' Frau Bas sitzt uf em Bruckestai:
„Du arme Chaib, di het's!"

Sie luegt en a. Er streckt si Hand.

Uf aimol schlaht sie y:

„My Nochber blybsch, Markgräfler Land".

„Un du my Stadt am Rhy".

Jda Preusch-Müller.

risse sich im nechste Augeblick vo dr Chettene
los!) — mir mießte dene vo unserem Hebel ver-
zelle, wo dur sie Haltung, si Charakter un si
Dichtung wie 'ne Erzengel 's Paradies vom richtige
Lebe un selige Sterbe ghiate het.

Üszieh, jetz, wo scho Millione unterwegs un
flichtig sin? Ebbis üssage, wo d'Luft scho vom
Lärm vo de fernglenkte Vernichtungsmaschine
zitteret?

Nei, nei, nit uff dTlatz stoh, oder uff dr Landstroß
zuem Protestmarsch atrette, nit schreie un
brielle: lebe, so lebe wie dr Johann Peter Hebel,
so glaube, hoffe, denke un bette wie er, das mian
mir! Keine, wo im Hebel si Sproch redet, keine,
wo uffm Hebel sim Bode wohnt, derf sich um
die Uffgab drucke, — sonst gscheht's 'm recht,
wenn-en d' rüssische oder chinesische Riesetank
oder e westlig Bombeungetüm üslescht. Kein, wo
in der Stadt, in dem Gai wohnt, derf morn meh
Angst ha vor dem oder sellem Gspengst, derf
morn meh gizig si, wenn e Flichtling an si Tire
chonnt, mueß morn Zitt ha fir en armi Seel

z'treeste, wo ihri großi Not chlage will! Keine vo
uns alle derf meine, er seig jo an dem Unter-
enander nit schuld, ihn giangs nitt a! Alli simm'r
dra schuld, well mr ein im andere dr Brueder
nimme gseh.hann! Un mir am Chnie vom Rhii
sin bsunders schuld, well mer unsere Erzengel,
wo mit Fleisch un Bluet, mit Herz un Seel unter
uns als Johann Peter Hebel glebt hett, vergesse
hann!

Wer träut sage, das seig nit wohr? Wieviel
jungi Miatere lehre ihre Chinder no in gar nit
uffdringlige, aber idringlige Wort, worum dr
Dieterle in dr Mon verbannt worden isch?

Un wieviel Vatter derfe's no woge, ihre Buebe
un Maidle so Rotschläg z'geh?

Un wenn de am e Chrüzweg stohsch,
un nimme weisch, wo's ane goht,
halt still, un frog di Gwisse z'erst,
's cha Dütsch gottlob, un folg sim Rot!

Un wieviel' jungi Manne chenne no de heilige
Respekt, die fini Scham vor eme bave Maidle.

Un well me vor eme Firtig alli Stube fegt un
vor'm Hüs putzt, mueß ich die Gwissenserfor-
schung witter fiehre: wieviel unter uns Fraue sin
so z'friede wie im Hebel si:

„Glückliche Frau".

Wieviel vo uns mueß i witter froge, lehn sich
d'Not vo de Mitmensche wirkli z'Herze goh? Üs
wieviel Hiser werde, vor ebb si selber esse derfe,
d'Chinder furtgschickt:1

Gang, bring der arme Fischer-Lies
e Säckle Mehl, e Hemdli wiß,
nimm au e Welle oder zwo,
un sag, sie soll au zue'n is cho
•un Weihe hole, wenn i bach;
un decket jetz dr Tisch alsgmach.

Un wer holt sich no bim'e chleine Chind in dr
Wagle 's groß Gottverträue?

Lueg, 's Büebli schloft no allewil,
un us dem Hagle macht's nit viel.
Es denkt: Vom Briegge loßt's nit no,
er wird mi Teil scho ibrig lo.

Un jetz, 's Hauptgebott vom Dichter, wer befolgt
das hitte no? Chenne mr denn iberhaupt no
vo Herze froh si, wie das unser Hebel als besti
Medizin anempföhle het?

E freie, frohe Muet,

e gsund un frehlig Bluet

goht iber Geld un Guet!

Ja, mir mian 'nen wieder in unseri Herze un
Hiser ineloh, unsere Hebel! Es gitt keini anderi
Weg in d'Rueih un in dr Friede aß die, wo er
uns in alle Gschichtle un Gedichtle uff zeigt:
„Hann e guet Herz, zwei schaffrigi Händ, e heitere
Blick". Lehr ein im andere d'Scheenheite in
Baim un Hirscht, im Vogelstimmle un Wellespiel
erchenne. Mache eich nit zue viel Sorge um Geld
un Gnuß, un Macht un Ehr — das sin alles
numme Hofnarre vo dr Zitt.


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