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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1950-06/0016
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Die Markgrafschaft

Sieder isch 's Vreneli dinne un fahrt jetz langsam im Rhii zue,

chunnt über d'Wetzsteibruck dure zuem Münster un loßt si dort abe.

Wit un breit isch ke Mensch, 's cho ganz versinke im Ablick

vo dere prächtige Stadt mit ihre Brucken un Türme.

Wie amel früeiher goht's in der Chrüzgang, wo dur die schöne,

chunstvolle Böge do un dort e Sunnestrahl iibricht,

wie um die ehalte Grabstei e wenig warm z'überhuuche.

Noher sitzt's none Rüngli still im Münster un betet.

Chunnt eim nüt d'Andacht vo selber in some vollendete Bauwerk?

Wie müehn si glaubt ha, die Mensche, wo das hei chönne vollbringe.

Ganz in Gedanke versunke un liisli göht 's Vreneli use.

's chunnt am wiße un blaue Hus dure un stigt bim Tausig-

jumpferegäßli ellei selli Stäpfeli uf, wo vor Zite

tausig Jumpfere (stellet euch das emol vor!) mitenander

gwallfahrtet sige mit Singe un Bete zuem heilige Martin.

Heißt's nüt, sie sige in Schiffli der Rhii ab cho z'fahre mit fromme

Wünsche im gläubige Herze? Gwiß het's o battet. E* soviel

Meidli uf eimol! Do mueß o der heiligst Mann emol nohgeh.

Obe verwiilts un bschaut am Martinschilchli die Helge.

Witer füehrt der Weg in die fürnehmi Rittergaß dure.

Das isch no Basel, wie's amel gsi isch, do goht eim 's Herz uf!

Bol isch's derdur am scho wieder dussen im Lärme. Es frogt wo

d'Meisterbilder jetz hange vom alte Museum un findet

alli im neumodisch-prächtige Chunsthus. 's bschaut si e Rüngli,

un derno endlech goht's übere Märtplatz ufe zuem Hebel.

Dort uf em Petersplatz* stoht er, un lueg doch, me meinti er lächle!

Jetz holt's das Maieli use, wo's füren büschelet het in

stille, heimleche Stunde un leit's eweng schüüch voren ane.

Frei wiene Spatz fliegsch jo nümme do umme, denkt's bi sich selber,

aber wohl isch's der doch uf dim Petersplätzli, seil sieht me.

Uf em Ruckweg chunnt's der Bluemerei ab gege d'Rhiibruck.

's Gsicht vo Basel wird anders — e neue Geist macht si breit, ver-

tribt die gmüetlechi Wärmi. Wer weiß, für was aß es si mueß!

Neui Gschlechter bruche halt neui, anderi Forme,

um ihri Art drinn go spiegle. Bis wieder jüngeri chömme,

alles go zämmerisse un furtkritisiere, was gsi isch.

Aber emol wird en höchere Wille spurlos verwüsche,

was sit undenkleche Zite Mensche ersunne un gmacht hei.

's Vreneli stigt wieder ufe zuem Münster un winkt dort sim Wylkli.
„B'hüet di Gott, Basel, für mi bisch un hübsch doch all no e Wunder!"

(Fortsetzung folgt.)

König Friedrichs Leibhusar

Von Johann Peter Hebel

Der Leibhusar König Friedrichs von Preußen muß mit seinem
Herrn in gutem Vernehmen gestanden haben. Denn einmal
gab ihm der König wegen eines Versehens eine Ohrfeige,
daß ihm die Haarlocke, wie man sie damals noch an den Seiten
des Kopfes trug, auseinanderfuhr und der weiße Puder
davonflog, also, daß man's draußen ihm wohl ansehen konnte,
wenn er hinauskam. Der Leibhusar bat wegen seines Versehens
um Verzeihung, stellte sich aber geradewegs vor des
Königs großen Spiegel, der im Zimmer war, richtete seine
Locke wieder zurecht und stäubte mit dem Schnupftuch den
Puder vom Kleid, welches unschicklich war. Dem König kam's
auch so vor, denn er sagte: „Was fällt dir ein? Willst du noch
eine?" Der Leibhusar sagte: „Nein, er habe genug an einer;
aber die andern", sagte er, „brauchen nicht zu wissen, wenn
ich hinauskomme, was zwischen uns vorgefallen ist". Da,
lächelte der König wieder und war nimmer böse über den
Leibhusar. Item, einmal tut so etwas gut, ein andermal nicht.

Büffel, Wisente und Zeburinder zeigten
die Urform unserer Hausrinder und
Wildschweine suhlten in feuchtem Boden
. Buntgestreifte Zebras reizten unsere
Wißbegier, ob die Streifen wirklich
„echt" seien.

Langsam schritten weiße und braune
Lamas an ihrem Zaun entlang, immerfort
Speichel aus dem Maul lassend.
Ein Känguruh zeigte seinen Beutelsack
mit dem Jungen darin. Hilflos hingen
die kümmerlichen Vorderfüße auf die
Brust, im Gegensatz zu den starken,
langen Hinterbeinen und dem großen,
kräftigen Schwanz, der ihm beim
Sprung als Stütze dient.

Hoch über alles hinaus ragten die
Köpfe der getupften Giraffen, deren
riesige Hälse den Tieren ermöglichen,
ihre Nahrung selbst von Bäumen zu
nehmen.

Die Rüssel der gutartigen, von uns
Kindern besonders geliebten Elefanten
schoben sich zwischen Eisenstäben hindurch
, um einen Zucker oder sonst
einen guten Bissen mit dem kleinen
Rüsselhändchen zu fassen.

Kamele und Dromedare träumten
von ihrer fernen Wüstenheimat und
am Affenbaum turnten und balgten
sich viele kleine und große Affenarten.
Einen davon störte einmal mein neugieriges
Näschen. Ich war unter der
absperrenden Eisenstange durchgeschlüpft
und preßte mein Gesicht an
das Käfiggitter, um die possierlichen
Turner noch näher zu sehen. Ungesehen
schob sich ein Affe von der Seite
langsam an mich heran, hob blitz-,
schnell die Hand und zerkratzte mir
heftig das Gesicht, dabei auch den
neuen Spitzenkragen an meinem Kleidchen
zerreißend. Das Blut rann in
Strömen und Mutter fürchtete für
meine Augen. Aber zum Glück waren
diese heil geblieben, und mein Vorwitz
war für spätere Besuche geheilt.

In erhöhten Rundkäfigen lagen in
stolzer Ruhe die herrlichen Wüstenkatzen
, das Löwenpaar. Schauer gingen
einem über den Rücken, wenn der
Löwe aufstand, durch den Käfig schritt
und brüllend seine Stimme erhob.

Indische Königstiger und Leoparden
in der Pracht ihres gestreiften und gefleckten
Felles dehnten ihre mächtigen,
geschmeidigen Leiber, und unsere einheimische
Wildkatze schaute mit funkelnden
Augen zu uns her.

Häßlich dünkten mich die Hyänen
mit ihren unheimlichen Gesichtern und
abstoßend der Ameisenbär, der seine
dünne, lange Zunge herauswerfen
konnte, wie einen roten Wurm.

(Schluß auf S. 16)


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