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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1950-07/0011
Die Markgrafschaft

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Tallard die Schleifung der Stadt innerhalb von
neun Tagen an. Am 1. Mai 1704 versammelte
Pfarrer Christ die Gemeinde um sich und ermahnte
sie zur Geduld. Von diesem Pfarrer Christ
meldet die Überlieferung, daß ihm als Ersatz
vom Gegner eine gute Pfarrstelle im Elsaß angetragen
worden sei, die er jedoch ablehnte, da
er es vorzog, lieber mit seinen unglücklichen
Pfarrkindern in die Verbannung zu gehen. So
zogen die leidgewohnten und schwergeprüften
Neuenburger unter Weinen und Wehklagen in
erschütternder Prozession nach Steinenstadt, das
ihnen der Bischof von Basel als Zufluchtstätte

ahnen ließen. Bis vor den Zerstörungen im zweiten
Weltkrieg begegnete man noch Jahreszahlen,
die, über den Türen angebracht, an den damaligen
Aufbau erinnerten. So wies das Gasthaus
„Zu den zwei Schlüsseln" die Jahreszahl 1722
und eine gegenüberliegende Scheune die Jahreszahl
1728 auf. Am 15. Juli 1725 wurde der Grundstein
zum Bau der Pfarrkirche gelegt, die dann
am 11. Dezember 1727 feierlich eingeweiht wurde.
Sie war durch fromme Stiftungen und unter
vielen persönlichen Opfern der Bevölkerung, die
ihr Gotteshaus liebte, entstanden. Große Empörung
bemächtigte sich der Einwohner, als im

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angeboten hatte. Und wieder, so sagt das Kirchenbuch
, „sei der Jammer der Kinder und das Heulen
der Weiber zum Steinerweichen gewesen".

Zehn Jahre mußten diesmal die Neuenburger
warten, bis sie wieder in ihre schwer heimgesuchte
Heimat zurückkehren durften. Sie sahen
bei ihrer Rückkehr, daß der Feind ganze Arbeit
geleistet hatte. Nach der Huggle'schen Chronik
blieb von allem, was über den Erdboden hervorragte
, nichts stehen, als das steinerne Kreuz auf
dem Gottesacker der Pfarrkirche. Aber an diesem
Kreuz richtete sich der Mut und die Hoffnung
der Bürger auf, die unverdrossen von neuem
darangingen, den Ort aufzubauen. Um diese Zeit
war Neuenburg nur noch dem Namen nach eine
Stadt.

Mühseliger Aufbau

Langsamer, als es bei früheren Zerstörungen
der Fall war, ging diesmal der Aufbau vor sich.
Zu sehr hatten die Kriegswirren in die Zeit
hineingeblutet und die verarmten Einwohner hatten
alle Mühe, für den Wiederaufbau Stein auf
Stein zu schichten. So kam es, daß nur kleine
Häuser und Hütten entstanden, die in nichts
mehr die mittelalterliche Reichsstattherrlichkeit

Jahre 1729 in die Sakristei eingebrochen wurde.
Unbekannte ruchlose Täter hatten, während über
der Stadt ein schweres Gewitter niederging, unter
Donner und Blitz drei Kelche, ein Rauchfaß und
ein Prozessionskreuz, alles aus schwerem Silber,
geraubt. Um ähnliche Vorfälle zu verhüten, baute
man bald darauf über der Sakristei ein festes
Gemach.

Ein um den Wiederaufbau
verdienter Mann

Von den Männern, die sich in diesen Jahren
um den Wiederaufbau der Stadt besondere Verdienste
erwarben, nahm nach alten Aufzeichnungen
der Ingenieur Josef Weiß eine besondere
Stellung ein. Weiß, der aus dem Gasthaus „Zu
den zwei Schlüsseln" stammte, dürfte die gesamten
Pläne für den Aufbau entworfen haben, nach
denen man die Stadt baute. Aber nicht nur die
Stadt war ihrem tüchtigen Bürger zu Dank verpflichtet
, auch der Kaiser selbst hatte von dem
Geschick und Können dieses Mannes gehört und
lohnte dessen Verdienste, indem er ihn in den
erblichen Adelsstand erhob.

(Fortsetzung folgt.)

Karl Kraus-Mannetstätter.


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