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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1950-08/0003
DIE MARKGRAFSCHAFT

Nr. 8 / 2. Jahrgang Monatszeitschrift für das Markgräflerland

August 1950

evi zivc

Die Ernte , ist eingebracht. Über die leeren
Kornfelder streicht der Wind und singt uns das
Abschiedslied des Sommers. Die Nächte werden
kühler, und das Tagewerk der Sonne ist kürzer
geworden. Ein gewisser Abschnitt des Jahres ist
erreicht und mahnt'uns, Rückschau zu halten.

Unserer schnellebigen Zeit, deren Ablauf vom
Takt und Rhythmus der Maschine bestimmt wird,
tut dies doppelt not. Der Mensch ist ja nicht mehr
Herr seiner selbst; gehetzt und gejagt durch den
Götzen Technik ist er zum Knecht und Sklaven
seines eigenen Werkes herabgesunken. Die Materie
ist sein Dienstherr geworden, das Verhältnis
zu ihr hat sich umgekehrt, und wehe ihm,
wenn er nicht pariert!

In der gesegneten Ecke des markgräfler Reblandes
wohnend, hat uns zwar das Schicksal vor
den schlimmsten Auswirkungen der modernen
Industrie bewahrt. Unsere lieblichen Täler sind
noch nicht angefüllt vom Rauch und Qualm der
Schlote. Unser Ohr ist noch nicht taub vom Dröhnen
der Hämmer, und unser Auge hat es nicht
nötig, durch Dunst und Nebel Himmel und Landschaft
zu suchen. Diese Tatsache ist der Besinnung
und Würdigung wert.

Das erste Grün des Frühlings gehört uns. Wir
sehen wachsen die junge Saat und freuen uns an
der Vielfalt der Farben in Wald und Feld. Die
Wunder der Natur offenbaren sich uns in unmittelbarer
Nähe. Das Werk des Landmanns ist
eigenes Werk. Die gute Erde, der er den Ertrag
abringt, ist eigene Erde. Der Segen der Felder ist
Gottes Segen; von ihm allein ist der Landmann
abhängig. Sein Wohl und Wehe bestimmt nicht
der Mensch, sondern die Vorsehung.

Der bisherige Ablauf des Jahres war eine
Periode des Segens. Die Ernte war reich und gut.
Und wenn das, was uns die Reben versprechen,
erhalten bleibt, wird das Jahr 1950 als eines der
besten unseres Jahrhunderts in die Geschichte
unserer Heimat eingehen. Wir haben also, wenn
wir rückblickend die verflossenen acht Monate
dieses Jahres übersehen, allen Grund dankbar zu
sein.

Leider fällt in die Freude über die reiche Ernte
bitterer Wermut. Vater Staat braucht Geld, viel
Geld sogar, und er ist unerbittlich im Nehmen.
Steuern und noch einmal Steuern ist die Devise

unserer Tage und wird sie bleiben, solange wir
leben. Mit dieser Tatsache müssen wir uns abfinden
. Das ist zwar ein schlechter Trost, aber es
ist so. Nur da, wo der Staat zuviel Staat macht
und vergißt, daß et nur Staat ist, d. h. Treuhänder
des Volkes, haben wir nicht nur das
Recht, sondern auch die Pflicht, unsere Stimme
zu erheben und für Abhilfe zu sorgen. Das Volk
in allen seinen Schichten weiß, daß die Folgeerscheinungen
eines verlorenen Krieges sehr
schwer sind und die Lasten von jedem einzelnen
getragen werden müssen. Es hat aber absolut
kein Verständnis dafür, wenn z. B. für die Erstellung
eines Tennisplatzes in Bonn XX-tausend
Mark aufgewendet werden, wo der Handwerker
und Bauer manchmal nicht weiß, wie und wo er
die nächste Rate für das Finanzamt zusammenkratzen
soll.

Unser Volk ist ein sehr fleißiges Volk. Jahr
um Jahr ringt der Landmann im Schweiße seines
Angesichts dem Boden seine Erträgnisse ab und
schafft uns unser täglich Brot. Wer mit offenen
Augen durch die gepflegten Fluren unserer Hei-
mat geht, dem nötigt die Arbeit unserer Bauern
Hochachtung und Respekt ab. Das gleiche gilt
auch der Arbeit unseres Handwerker- und Arbeiterstandes
.

Noch ist bei allen Schichten unseres Volkes
Interesse und Zielstrebigkeit festzustellen. Noch
freut es sich am Ertrag seines Fleißes. Die Last
der vergangenen schweren Jahre haben es nicht
zermürbt, und standhaft schaut es in eine ungewisse
Zukunft. Diese Tatsache ist gar nicht hoch
genug einzuschätzen und ist ein Faktor, ein
Aktivum, das gerechterweise auch von unseren
„Oberen" gewürdigt werden muß, besonders
dann, wenn die Ausgaben für den „Staat" zur
Debatte stehen.

Armin Leander.

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