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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1950-08/0012
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Die Markgrafschaft

Die Markgräfler Idylle
im Himmel und auf Erden

Von Jda Guldenschuh

(Schluß.)

Fünfter Gesang
Das Hebelfest auf Erden

Chürzer wird em in dene Gedanke der Weg gege Schöpfe.

Grad wie im Früehlig d'Wasser in Rünseli vo de Berge

abe chömme dur Matte, Däler un Schluchten im Rhii zue,

ströme scho d'Lüt us de alemannische Lande zuem Festli.

's Vreneli aber dueht wieder langsam, si Reis goht im End zue.

Do lit jetz Huse! Wie lacht em 's Herzli vor Freud bi dem Ablick:

Dörfli, lieb Dörfli, im bluemige Grund,

Du hesch hüt wieder Di glücklechi Stund.

Wie schön bisch im Maie, im festleche Glanz,

Wenn's Blueme dueht schneie zuem Hebel sim Chranz.

Hüsli, lieb Hüsli, im Dörfli z'mitts inn,

Du gisch dem allem e diefere Sinn.

Bisch Heimet un Schutzmur sim Chinderglück gsi,

Hesch 's Müeterlis Liebi in Dir b'schlossen ii.

Wiese, o Wiese, rusch wieder Di Lied,
Aß es durs Dal für zuem Rhii abezieht.
Un witer dur d'Länder zuem ebige Meer,
(Bis alles uf Erde Di Heimetlied hör.

Heimet, o Heimet, wie bisch doch so schön!

Wo Hügel mit- Rebe im Sunneschiin stöhn.,

Der Rhii säumt Di Grenze, der Wald ruscht Dir zue,

Un d'Stern drüber glänze in ebiger Rueh.

Witer laufts mit den andere — niemes frogt, wones herchunnt.
Wie wirds em wohl ums Herz bi all dem heimische Wese!
Schier chunnts em vor, as wär's überhaupt no nie furt gsi vom Ländli.
D' Glocke lüte grad zämme, se gohts mit de Meidli in d'Chilene,
setzt si ins zweuthinterst Bänkli un git uf alles guet achtig.
Wie wär doch das für der Hebel vor Ziten e Schleck gsi, de Lüte
vonere Chanzle im Oberland z'sage, was hüst un was hot isch —
un zwüschedure doch ihri Freude in Ehre lo gelte!

's Vreneli ghört jetz scho ganz derzue. Isch doch an dem Festli
alles ei Herz un ei Seel, was alemanischi Art het.
Lueg, do göhn sie mit Musik un Fahne zuem Dorf us un hole
d'Basler Heere dort ab, sie werde gar herzlech bewillkummt.
Fröhlech goht's wieder zruck — un endlech cho 's Hebelfest afoh.
Wie isch das Dörfli schön putzt! E jedes Hüsli der Stroß no
het si Sunndigsgsicht ufgsetzt un vorne e Maieli agsteckt.
's Hebelhüsli zmitts inne verschlieft fast gar in de Chränze,
hoch in Ehre wird's ghalte, wenn's o vom Alter scho müed isch.

Dort bi der Linde sin jetzen alli versammlet un warte.
D' Festred haltet wie amel ein vo de Basler Heere,
ganz im Hebel sim Geist, wie bringt er's so schön hintefüre
ohni en Unterschied z'mache vo dussen un dinne. Sie stifte
all ihre guet Teil vo dinne un freue si herzlech, wenn's hattet.
Isch's nüt e bsunderi Ehr für die zwölf älteste Manne,
eimol im Johr mitenander an's Hebels Tisch dörfe sitze,
wie um dort mit ihm zämme das herriech Mähli z'verzehre.
So het er's wolle — un ehrfürchtig wird's o sieder so ghalte.

Rede wechsle mit Lieder — un Lieder wieder mit Rede.
Aber die schönste Gedanke erblüeihe im Herz vo de Dichter:
wo me hüt userwählt het, an dere ewige Linde
wieder e Chranz uf z'hänke zuem Agedenke an Hebel,
's Vreneli loost un bhaltet jedwedes Wörth im Herze,
aß es jo kes verliert, es wär jo grüseli schad drum.

Jeremias Gmelin,

eine markante Gestalt des Markgräflerlandes

Jeremias Gmelin wurde am
18. Januar 1613 in Böblingen (Wttbg.)
als Sohn des dortigen Klosterpräzep-
tors und späteren Pfarrers zu Böblingen
, Wilhelm Gmelin, geboren.

Schon mit 7^ Jahren verlor Jeremias
seine Mutter, eine gütige Frau
und starke Persönlichkeit. Neben zehn
eigenen Kindern fand sie noch Zeit
und Liebe, sich der Waisen und Verlassenen
anzunehmen und ist auch
den Klosterschülern eine fürsorgliche
Mutter gewesen. Sie war die Tochter
des Hofpredigers und Abts zu Hirsau,
Johannes Parsimonius, eines damals
bekannten Theologen, der in Augsburg
geboren (1525), von seinen
Eltern erst zum Schuhmacherhandwerk
bestimmt, später aber zum Studium
der Theologie auf die Universitäten
Tübingen und Wittenberg geschickt
wurde, ,,allwo er den seligen
Herrn Lutherum selbst ins vierte Jahr
fleißig gehört, auch dessen Leichenbegängnis
1546 persönlich beigewohnt
".

Jeremias Gmelin wurde „sobald es
der Jahre und des Verstandes halben
hat sein können" von seinem Vater
gleichfalls den theologischen Studien
gewidmet. Schon mit 15 Jahren hatte
er im Klosterkolleg täglich die Lektionen
und Disputationen zu hören. Er
war noch nicht 16 Jahre alt, ließ er
sich als Student in Tübingen einschreiben
und erlangte 1629 den
ersten Grad der akademischen Würden
. Siebzehnjährig hielt er seine
erste Predigt und legte 19-jährig das
erste theologische Examen ab, worauf
ihm das Vikariat der Tübinger Filialgemeinden
Sickenhausen und Degerschlacht
übertragen wurde.

Als 20-jähriger Magister erhielt er
„durch gnädige Schickung Gottes" den
Ruf in die Markgrafschaft Baden-
Durlach. Anfangs September 1633
hielt er in Rotenfels (Murgtal) die
erste Predigt. Der unglückliche Ausgang
der Nördlinger Schlacht machte
seinem dortigen Aufenthalt ein rasches
Ende. Er mußte unter Zurücklassung
seiner ganzen Habe wegen der
einziehenden Kroaten Rotenfels bei
Nacht verlassen und hielt sich vom
Herbst 1634 bis Frühjahr 1635 im
Exil in Straßburg auf. „Währenddem
ist in den württembergischen, markgräflichen
und anderen Landen alles
höchst erbärmlich zugrunde gegangen,
daß einem das Herz beben und beide


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