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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1950-08/0013
Die Markgrafschaft

11

Das wird im Hebel doch 's liebst si, z'höre, aß all no dä Funke
züngt in de Mensche do niede, wo ihn soviel Schöns het lo sage.
Aß wieder anderi do sin, wo spiele uf siner Harfe,
witer gönn; uf dem Weg, wo er für sie bahnt het vor Zite.
Doch mit Ehrfurcht im Herze stöhn sie hüt vor ihm selber,
vor dere eifache Größi vom unvergeßleche Meister.

Sieder het d'Lindewirtene brotet, g'chüechlet un bache,
aß es en Art het. Es, glustet e mengge, wo 's biblisch Alter
no nüt grad het un sunst no gern zue de Jüngere zellt wird.
Aber die alte Manne nämme jetz Platz in der Stube,
wo uf em wiß deckte Tisch d'Suppeschüßle scho dampfe,
's Vreneli luegt zue der Dür i — un „segnech's Gott" seit es gar
fründlech.

„Dankerschön!" rüefe zwölf Manne, un löhn si witer nüt störe.
Nüt ummesunst verzellt me dervo un freut si 's ganz Johr druf.
's Hebelmähli git ebe bsunderi Chräfte, wo Wunder
wirke, 's Herz verjünge un d' Manne stärken uf 's nächstmol.
Aber der Rebesaft treit derzue bi, aß d'Fröhlechkeit ufblüeiht
vo sellem Geist, wo nummen im Markgräflerwiinli deheim isch.

D' Husemer Fraue sin o nüt vergesse worde bim Stifte.

Zwölf vo de ält'ste im Dorf sitze hüt zämme bim Kaffi,

Gugelhopf gits derzue, murbi Weckli un Darte.

Isch doch e Kaffi, e guete, für's wiblech Gschlecht scho vo jeher

's geistig Getränk gsi, sen isch es der Hebelkaffi no bsunders.

Chunnt's nüt im Vreneli vor, as siges luter Bekannti,

's Rickeli, 's Bäbeli, 's Kätter — un 's Annemeili dort hinte?

"s Herz goht eim uf, bi dere Hörnerchappeversammlig!

Singe düehn sie un schwätze un chidderen amel derzwüsche

wieder, un d'Chappefranzle wäihe um fröhlechi Gsichter.

Gwiß isch's e menggem dervo der einzig Fiirdig durs Johr dur.

Schön isch o d'Schüelerfiir gsi, wie nett hei die Bueben un Meidli

doch ihri Sprüchli ufgseit, sogar die Chleine hei mitgmacht.

Chos öbbis herzigers geh, as wenn sone Wüschli vor alle

flink uf e Stuehl ufechrebslet un afoht, e Versli ufsage!

Wie hätt' der Hebel das sgfreut, vo dene Husemer Chinder

selber die Riime z'höre, wo er vom Heimetland gmacht het.

Aber die Schuelerchind freue si o uf d'Wecken un Würstli,

wo's jetze git. Der iBurgimeister un d'Gmeindirät selber

düehn sie verdeile unter die War. Sie hei's o verdient gha.

Lang vorem zähnte hei sie scho Ries gsuecht un Nästli zuem chränze

un derfür gsorgt, aß jedwedes Hus si festleche Putz het.

So wird vo chlei uf im* Dorf Ii der Hebelgeist pflegt un erhalte.

„'s Spinnli", .,'s Habermues" oder „Der Mann im Mond" sin für Jungi

gliich, wie für Alti, e Wegwieser dur ihr müehselig Lebe.

Ebig blibt so der Hebel in Land un Lüte lebendig.

Schöner cho me jo niemes e Denkmol setzen uf Erde,

wie si Heimet ihm eis ufgrichtet het in de Herze.

Grad wiene schöne Traum goht alles am Vreneli dure,

's Mähli, d'Rede, d'Fraue bim Kaffi, d'Musik un d'Schüeler.

Jetz cho's im Hebel verzelle, wie's zuegoht, wenn sie ihn füre!

Amel wieder luegts no sim Wülkli am Alzebüehl obe,

langsam wirds dunkler un chüeler un 's Vreneli denkt an der Abschied.

Leer isch si Güdderli worde, do chunnt em eismols en Ifall:

Markgräfler loß i jetz dri dueh — natürlich numme vom beste.

Das git e Fest, wenn i das nobel Chrömli mit heim bring,

Rebesaft vo do niede, wie sich's der Erzengel gwünscht het.

Ohni Ufhebes z'mache nimmts heimlechen Abschied vom Dörfli,

vo dene fröhleche Lüt un zletzt no vom Hebel sim Hüsli.

Sechster Gesang
Abschied von der Erde und He'bels Dank

Dur die schönsti Maienacht mit bluemige Düfte

fahrt ünser schneewiß Wülkli nonemol füren uf Basel.

Ohren gellen mochten, wenn .man
daran dachte", schreibt Gmelin. 1635
kehrte er aus Straßburg zurück und
wollte sich vom markgräflichen Konsistorium
verabschieden, um nach
Württemberg zurückzukehren. Da
übertrug ihm diese Behörde die
Pfarrei in Wieslet bei Schopfheim.

Zu einer gar unglückseligen Zeit —
es war die Zeit des Dreißigjährigen
Krieges — trat Jeremias Gmelin sein
Amt in den obermarkgräflichen Landen
an. Unterwegs „von breisachi-
schen Schnapphähnen geplündert, von
mörderischen Hartknechten im Sundgau
aufgefangen, auf's grausamste
traktieret, ja fast ermordet", erreichte
er in höchster Armut Basel. Nachdem
sich Gmelin in Basel mit dem Nötigsten
versorgt, reiste er weiter nach
Wieslet. Vier Jahre hielt er mit seiner
armen Gemeinde aus, wo er „schier
nichts zu beißen noch zu brechen
gehabt".

Während seines Aufenthaltes in
Wieslet lernte er seine erste Frau,
Katharina Föckler, kennen. Sie
stammte gleichfalls aus einer alten
Pfarrfamilie und war die Witwe des
1635 in Basel verstorbenen Pfarrers
Michael Roßkppf. Es war am 2. Mai
1636, als Gmelin in Otlingen sich mit
ihr tratien ließ. 1639 erhielt er die
Pfarrei Haltingen. Die neue Pfarrei
brachte ihm einen ausgedehnten Wirkungskreis
, zwar auch manch mühevolle
Arbeit und Gefahr, daneben
aber auch „eine feine Nebenbesoldung
". Zur Pfarrei Haltingen gehörten
damals mehrere Filialorte, so
Schloß Landskron und Pfirt im Sundgau
und auch einige Orte in der
näheren Umgebung. 1640 wurde der
Haltinger Pfarrer Garnisonsprediger
in beiden Hüningen.

„Ohne sein Gesuch und wider alle
seine Gedanken" wurde Gmelin im
Spät jähr 1651 auf die Pfarrei Auggen
berufen. Am 27. November gleichen
Jahres wurde er durch den markgräf-,
liehen Landvogt zu Rötteln, Philipp
Jakob Waldner von Freundstein, und
den Landschreiber Jakob Vinther der
Gemeinde öffentlich präsentiert.

Gmelin fand seine neue Gemeinde
in sehr schlechtem Zustand. Die Kirche
war vollständig verwüstet, und
die meisten Gehöfte waren niedergebrannt
. Das Pfarrhaus war dem
Erdboden gleichgemacht, ebenso war
es um die Schule bestellt. Die Einwohnerschaft
war durch den langen
Krieg sehr dezimiert und sittlich verwildert
. Es war ein schwerer Anfang,


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