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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1950-08/0014
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Die Markgrafschaft

Glitzerig lits do niede, grad wiene Teppech voll Sterne.

Silberig glänzt der Rhii un zeigt em der Weg über d'Schiffbruck

duren uf Wil, wo's d'Chilche un 's Pfarrhus vo obe jetz findet.

's isch wäger Liecht im Hebel sim Stübli, emend macht der Pfarrer

d'Predig für d'Wiler, er wird ene denkwoll scho sage, was recht isch.

Lang stohts überem Dorf Ii in dere heilige Stilli —

isch's em nüt grad, as chömm der Hebel dort über d'Matte,

wiener so menggmol che- isch do. dure z'laufe vo Lörrech?

Nei doch, es träumt em! Bringt es doch hüt sini Grüeß us em Himmel!

Witer fahrt 's Wülkli duruf über Rebberg, Matten un Däler,
grüeßt no- im Eggener Dal e Seel mit himmlische Chräfte,
stigt im Blaue zue ufe un d'Heimet wird chleiner un ferner.
B'hüet di Gott, Markgraf lerländli, du schöni Heimet uf Erde!

Überem Blaue hoch obe will's grad en Arenn neh im

nächste Sternbild entgege, do chunnt direkt us em Himmel

none Wülkli durabe, e bizzeli größer as si's, me

chönnt druf selbander kutschiere. Es fahrt uf 's Vreneli zue un

jetze siclits o, wer druf sitzt: Es isch e Sendbot vom Himmel,

mueß er em echt öbbis sage? Scho isch er do un fahrt gar

subtil zuem Vreneli ane, seit em herzlech willkumm un

zieht's mit der Hand zuenem dure. Sie chlüslen eweng mitenander,

's Vreneli lächlet gar seltsam, es het der Uftrag verstände.

Müselistill stoht si Wülkli dernebe un weiß nüt, was vorgoht.

„Du blibsch do niede", seit 's Vreneli ernst, „worum, sollsch jetz wüsse:

Will me mit Dir so schön über d'Erdeschweri ewegchunnt,

möcht Di der Hebel gern sine Landslüt verehre für d'Liebi,

wo stfe ihm urig un warm dief in de Herze. bewahrt hei.

Wenn emol eis oder 's ander der Rank über chunnt, un us sine

irdische Jäste zue Dir ufe flöchtet, sollsch's ordeli füehre!

Das isch der Bricht gsi vom Engel, un ich sag der jetze Vergeltsgott!"

's striichlets no liicht mit der Hand, un 's Wülkli hebt still wiene

Schöfli. *

Wiß' Wulke blib jetz do für alli starke Seele,
wo sich vom Schmerz nüt löhn in d'Tiefi quäle,
sich ufechämpfe un mit reine Hänge
der Himmel stürme un in d'Sterne länge.

Die bringe d'Schönheit uf die armi Erde,
us Dorn un Agle werde Bluemegärte.
Sie grabe d'Sehnsucht tief in jedes Herz:
All ufezues un gläubig himmelwärts.

Witer de Sterne zue goht jetz eis' un über der Erde

blibt no höcherem Wille halt 's ander. Wiene chlei Fünkli

sieht me no 's Vrenelis Wülkli am nächtleche Himmel verschwinde.

Ruehig aber schwebt 's Hebelwülkli über de Wälder,

Rebe un Matte go warte. Me wird em scho rüefe, wenn's Zit isch.

Zwölfi schloht näumen e Glöckli — un ummen isch 's Hebels Geburtsdag.

Langsam senkt si d'Mitternacht

uf die stilli Erde.

Über alle Gärte

voll der Mond as Hüeter wacht.

Still sin Felder, Dier un Baum,
all! grüne Matte —
dort im Wald sim Schatte
danze Nebel, wie im Traum.

Näume lut e Brunne ruscht,
murmlet all vo hüte —
möcht si ganz verschütte
bis er randvoll überbruscht.

Schöni, klari Maienacht,
Himmel voller Sterne —
über Dine Ferne —
scho ne neue Dag verwacht.

Aber Pfarrer Gmelin suchte mit Liebe
und großer Tatkraft das Elend zu
lindern, und wo es ihm möglich war,
da half er seinen Pfarrkindern auch
wirtschaftlich. Nach und nach erstanden
auf den Trümmern der alten
Heimstätten neue Gehöfte, die Reben
wurden wieder in Stand gesetzt und
bebaüt, Schule und Kirche aufgerichtet
.

Da traf 1667 die Gemeinde ein
neuer, schwerer Schlag: es war die
Pest, die von Basel eingeschleppt
wurde. Handel und Wandel stockten.
Das Dorf wurde gesperrt. An der
Hacher Schrenne hatte man eine
Hütte errichtet, wohin die Auggener
ihre Frucht, die Müllheimer Müller
das Mehl brachten, „beide Parteien
aber allzeit eines Büchsenschusses
weit voneinander bleiben mußten".
Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen star-
ben in der noch kleinen Auggener
Gemeinde in zwei Monaten zwanzig
Personen. Auch Gmelins Frau war,
wie Pfarrer E. Martini in seiner Dorfgeschichte
schreibt, an der Pest erkrankt
, wurde aber wieder gesund.
Seine Tochter dagegen, Anna Juditha,
wurde ein Opfer dieser furchtbaren
Seuche. Auch vier Enkelkinder fielen
der Krankheit zum Opfer. Gmelin
schreibt in seinem Gedenkbüchlein
„als in anno 1.667 die leidige Seuch
allhier zu Auggen eingeschlichen,
habe ich ebenmäßig dergleichen elend
in meiner Gemeinde gnug gehabt".

Jeremias Gmelin wollte nicht nur
Seelsorger seiner Gemeinde sein, ihm
lag auch das leibliche Wohl seiner
Pfarrkinder sehr am Herzen, wie aus
seinen Haushaltungsbüchern deutlich
hervorgeht. So wurden von ihm mancherlei
Arzneien und Medikamente
beim Apotheker und Materialisten
Justin de Beyer in Basel eingekauft,
und zwar in solchen Mengen, daß man
daraus schließen muß, Gmelin hat mit
den Arzneien nicht nur das Pfarrhaus,
sondern die ganze Gemeinde versorgt.

Sein Predigtamt hat Gmelin sehr
ernst aufgefaßt, und er suchte nach
bestem Können und Vermögen der
Zuchtlosigkeit und Gleichgültigkeit
jener Zeit zu steuern.

Für die Instandhaltung von Kirche
und Pfarrhof waren die Domherren
des fürstlichen Stiftes in Basel verantwortlich
^ die damals ihren Sitz in
Freiburg hatten. Nachdem jedoch
Freiburg durch die Franzosen besetzt
wurde, zogen sie sich nach Arlesheim,
im Bistum Basel, zurück. Damit nun,
„bei der sukzesiven Reparierung des
baufälligen und ruinierten Pfarrhauses


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