http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1950-08/0018
16
Die Markgrafschaft
sie ihm singen, und meist sang er selbst tüchtig
mit. Die Holzmacher waren gern im Blauenhaus.
Wenn der Xaver mit ihnen Sprüche machte, und
dabei sein gesticktes Cereviskäppchen zur Seite
rückte, gab es manches Hallo.
Einmal fragte er die Holzmacher: „Wisset er
au, öb e Rusch besser der Blaue uf oder der Blaue
ab z'trage isch?" — „Bergab goht's doch ringer",
rief einer. — „FeHlgschosse", sagte der Xaver
schmunzelnd, „ich mueß es jo wisse. Der Blaue
ab chunnt me gern in's Schieße, un uf aimol lit
men in der Halde unte. Aber ufezue cha me sich
allewyl e weng am Berg hebe."
Frau Stehlin trat wenig in Erscheinung; sie
hatte ihr Reich in der Küche und war. auch oft
kränklich. An die beiden Töchter, das Friedali
und das Anneli kann ich mich noch gut erinnern.
Das Friedali, die Ältere, hatte dicke rote Backen
und Mordszöpfe, das Anneli war schmächtig.
Wenn die Blauentöchter die Tanzstunde in Rändern
besuchten, logierten sie beim Berner Frieder
auf dem Marktplatz, und das Berner Marieli, das
mit den Blauenmaidli jung war, waltete Jahrzehnte
nachher, als das Friedali längst Frau Haas
und das Annele tot war, als guter Geist und
fröhliche Betreuerin der Gäste oben im Blauenhaus
.
Von vielen Seiten habe ich den Blauen erstiegen
, immer neue Reize an ihm entdeckt und sein
vielfältiges Gesicht gesehen. Immer lieber ist er
mir geworden, und heute ist des Morgens mein
erster und des Abends mein letzter Blick aus dem
Stubenfenster hinauf zum ' Blauen, zu unserem
Berg.
Der vor 24 Jahren von Müllheim nach
Amerika ausgewanderte
Fritz Gisin
ist mit seiner Familie für einige Wochen
in seine alte Heimat zurückgkehrt. Wir
entbieten ihm herzlichen Heimatgruß.
Hebelbund Müllheim.
• Der geduldige Mann
Ein Mann, der eines Nachmittags müde nach
Hause kam, hätte gern ein Stück Butterbrot mit
Schnittlauch darauf gegessen oder etwas von
einem geräucherten Bug. Aber die Frau, die im
Haus ziemlich der Meister war und in der Küche
ganz, hatte den Schlüssel zum Küchenkästlein in
der Tasche und war bei einer Freundin auf Besuch
. Er schickte daher die Magd und den Kriecht,
eins um das andere, die Frau soll heimkommen
oder den Schlüssel schicken. Sie sagte allemal:
„Ich komm' gleich, er soll nur ein wenig warten".
Als ihm aber die Geduld immer näher zusammenging
und der Hunger immer weiter auseinander,.
trägt er und der Knecht das verschlossene Küchenkästlein
in das Haus der Freundin, wo seine Frau
zu Besuch war, und sagt zu seiner Frau: „Frau,
sei so gut und schließ mir das Kästlein auf, daß
ich etwas zum Abendessen nehmen kann, sonst
halt' ich's nimmer aus". Also lachte die Frau und
schnitt ihm ein Stücklein Brot herab und etwas
vom Bug. Joh. Peter Hebel.
Der Hebelbund berichtet:
-J*~ Unseren Abonnenten in Kandern teilen
wir mit, daß Frau Brombacher-Weltin
unsere Agentur dort übernommen hat. Den Einzug
der Abonnenten - Gelder besorgt ebenfalls
Frau Brombacher.
Für den freien Verkauf liegt „Die Markgrafschaft
" in der Buchhandlung Burkhart auf.
'-Briefkasten---
L. K. aus M. Es gab einmal ein „Tausendjähriges
Reich", und damals gab es in unserer Stadt, wie in jeder
anderen deutschen Stadt eine „Adolf Hitler-Straße". Die
damaligen Stadtväter der Kreisstadt Müllheim wollten
dem Vorbild anderer Städte nicht nachstehen, und so
wurde unsere altbekannte Hauptstraße zeltgemäß umgetauft
. Die alten Straßenschilder wurden durch neue ersetzt
. Das ging einige Jahre gut, bis eines schönen Tages
die „tausendjährigen" Schilder verschwunden waren.
Andere Schilder wurden keine mehr angebracht, aber die
Einheimischen haben ihre gute, alte Hauptstraße wieder.
Die Fremden dagegen, ob Kurgast aus Badenweiler,
Handelsvertreter oder Neubürger dürfen nicht wissen, wo
die Hauptstraße ist, das ist Stadtgeheimnis.
Vielleicht kannst Du, lieber Briefkastenonkel, mal
nachforschen, wo die alten Straßenschilder geblieben
sind. Wenn Du sie dann gefunden hast, stelle ich mich
gerne zur Verfügung und bin Dir beim Anbringen behilflich
, damit man in der Hauptstraße nicht immer
gefragt wird, wo die Hauptstraße ist.
Anmerkung der Redaktion: Wir geben diese Anfrage
an die Stadtverwaltung weiter. Die Antwort bringen* wir
in der nächsten Nummer.
Herausgeber : Hebelbund Müllheim (Baden)
Redaktion: Vertretungsweise Fritz Wolfsberger
Anzeigen-Annahme: Fr. Wolfs^erger, Müllheim, Werderstr. 25
Druck : Markgräfler Druckerei, Müllheim (Baden)
Achtung !
Leser-PreiSW8rbung der »Markgrafschaft«
Die Redaktion der „Markgrafschaft" führt in der Zeit
vom 1. August bis 1. November 1950 eine Abonnentenwerbung
durch. Alle Leser der „Markgrafschaft" werden
gebeten, sich hieran zu beteiligen. Die Redaktion bezahlt
für jeden neu geworbenen Jahres-Abonnenten als Prämie
1.— DM. Außerdem winken den erfolgreichsten Werbern
schöne Preise, u. a.: *
Ein Photo-Apparat
Ein Kaffeeservice
und viele weitere begehrte Gegenstände.
Bedingung ist, daß die Abonnements-Bestellungen vom
Besteller unterschrieben und Name und genaue Adresse
angegeben sind.
Redaktion der „Markgrafschaft"
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1950-08/0018