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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1950-09/0005
Die Markgrafschaft

Als die Schliengener...

'Jda Preusch-Müller

Meine Großmutter erzählte mir, wie die
Schliengener einst den Landesfürsten ehrten.

Als Großherzog Leopold anno 1830 den badischen
Thron bestiegen hatte, war Jubel im Land.
Leopold war wegen seiner großen Herzensgüte
schon immer beliebt gewesen und blieb es bis zu
seinem Tode.

Im Laufe des Sommers desselben Jahres
machte er auf Anraten des Ministers Winter in
dessen Begleitung mit der Großherzogin Sophie
eine Reise durch sein Land. Nach Müllheim
kamen sie im September und wurden bei der
Alten Post feierlich und freudig willkommen
geheißen.

Auf der weiteren Fahrt landauf mußten sie
auch Schliengen berühren, und die Schliengener
wurden benachrichtigt. Sei es nun, daß die ehemals
Baslerischen sich mit der Person des Landesfürsten
noch nicht verbunden fühlten, sei es,
daß die bekannte markgräfler Eigenwilligkeit
ihre Gemüter nicht genügend auftauen ließ —
kurzum, sie machten sich nichts aus dem bevorstehenden
hohen Besuch. \

Aber wenn man gar nichts tat, könnte das
vielleicht doch nachteilige P'olgen haben für die

Neuenbürg, wie es

Aus der Chronik der ehemals

3. Fortsetzung.

Zwei Jahrzehnte des Friedens

„Von 1850 bis 1870 trug sich in Neuenburg
nichts besonderes mehr zu, das der Erwähnung
wert wäre; es sei denn die für die Gemeinde sehr
einträgliche Errichtung einer Drahtseilfähfe mit
einem jährlichen Erträgnis von durchschnittlich.
3000 Gulden".

Mit dieser kurzen Skizzierung zweier Jahrzehnte
im Geschehen der Stadt schließt Stadtpfarrer
Huggle, der verdienstvolle Chronist der
„Geschichte der Stadt Neuenburg am Rhein" den
letzten Abschnitt seiner Lebensarbeit; einer
Lebensarbeit, von der er in seinem Vorwort sagt,
daß sie erst durch die gründlichen Forschungen
und Aufzeichnungen seiner Vorgänger, des Dekan
Alexander Haury und des Registrater Vetter ermöglicht
worden sei.

Neuenburg im Kriege 1870/71

Als Stadtpfarrer Huggle mit diesen anerkennenden
Worten den beiden um die Geschichte
Neuenbürgs verdienten Forschern ein bleibendes
Denkmal schuf und das Werk „dem Wohlwollen
des Publikums" empfahl,waren bereits fünf Jahre
seit dem „Siebziger-Krieg", wie man diesen Krieg
kurz nannte, vergangen. Glücklicherweise ging
dieser Krieg, nachdem es zunächst nach Schlimmerem
aussah — von kleinen Plänkeleien, Truppendurchmärschen
und Einquartierungen abgesehen
— verhältnismäßig noch gnädig an der Stadt
und an ihren Bürgern vorüber. Wohl schickten

Gemeinde. So beschloß der Gemeinderat, zwei
Männer anzustellen, die gegen Entgelt das Hochrufen
zu besorgen hatten.

Die Stunde kam, in der das hohe Paar auf der
Fahrt landaufwärts Schliengen berührte. Es
standen wohl Leute an der Straße, aber sie
schauten nur. Und die bestellten Hochrufer
schauten auch. Vielleicht hatten alle sich das
Großherzogspaar in Prachtskleidung und in einer
vierspännigen Staatskarosse vorgestellt und
glaubten, die einfache Chaise sei nur die Vorhut.
Vielleicht machte ihnen die Schlichtheit des
P'ürstenpaares so starken Eindruck — sie vergaßen
halt einfach das Hochrufen und die Kutsche
fuhr zum Dorf hinaus, Richtung Kalte Herberge.

Da kam dem einen das Erinnern an das Aufgetragene
und so schmählich Versäumte. Er riß
den andern mit einem lauten „Chruzifixisaker-
ment" am Ann, und beide rannten aus Leibeskräften
der Kutsche nach, aus vollem Halse
schreiend: ,,Vivat hoch! Der Lepold un d'Sophie
solle lebe! Vivat hoch, hoch, hoch!"

Damit schien der Auftrag erfüllt und die Ehre
des Dorfes gerettet zu sein.

nur wenige kennen

freien Reichsstadt am Rhein

einige Franktireure, die außerhalb der regulären
Armee kämpften, ihre Geschosse über den Rhein,
aber die Neuenburger Bürgerwehr verteidigte ihre
Stellungen, so daß es bei gegenseitigem Abtasten
und Beunruhigen blieb. Schließlich wurde man
auch dessen überdrüssig, zudem um < diese Zeit
die ersten in Neuenburg aufgestellten Kanonen
allein schon durch ihre Anwesenheit die Ruhe
wieder herstellten.

Das Morgenrot besserer Zeiten

Schon bald nach Friedensschluß begannen sich
die ersten Erfolge einer friedlichen Entwicklung
und Gesundung im Leben der Stadt und ihrer
Einwohner auszuwirken. Wieder zum Rheinübergang
geworden, verzeichnete die Stadt gar schnell
wieder einen lebhaften Verkehr, und als ein
immer stärker werdender Handel und Wandel
einsetzte, bahnte sich für das Städtchen eine
neue Blütezeit an. Als erstes wurde im Jahre 1876
an Stelle einer Fähre eine Eisenbahnbrücke erbaut
. In diesem Jahr führte der Rhein wieder
starkes Hochwasser, das aber keinen bleibenden
Schaden anrichten konnte. Wie aus Aufzeichnungen
jener Tage hervorgeht, drang das Wasser
nur in die in den Niederungen gelegenen Häusern
-in, wo verschiedene Familien ihre Wohnungen
räumen mußten. Noch bis zur Zerstörung
Neuenbürgs im Juni 1940, so heißt es weiter, sei
am Hause Sänger der damalige Wasserstand deutlich
zu sehen gewesen. Damals ermöglichten


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