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Die M!arkgrafschaft
Hand der Zähringer war. Neuenburg hatte 1840
eine Einwohnerzahl von 1146. Diese wuchs bis
1925 auf 1765, um nach dem Krieg auf 1548 im
Jahre 1946 zurückzugehen.
Heitersheim, das durch den Krieg nicht
so zu leiden hatte, zeigt ständig wachsende Einwohnerzahlen
: 1840: 1394, 1919: 1473, 1925: 1621
und 1946: 1812. Die Gemeinde verdankt ihre
Erhebung zur Stadt dem Großpriorat des Johan-
niterordens, das hier in einem mächtigen Wasserschloß
von 1505 bis 1805 seinen Sitz hatte.
Und nun zu den Gemeinden der Markgrafschaft
. Diese war in drei Ämter oder Vogteien
eingeteilt, in Rötteln, Sausenberg und Schopfheim
; dazu kam seit 1444 noch Badenweiler. An
der Spitze der einzelnen Ämter standen die
Obervögte, meist Herren vom Adel. Da Lörrach
erst nach der Zerstörung von Rötteln Amtssitz
wurde, entwickelte sich Schopfheim zum Hauptort
im Wiesental und bekam früh verschiedene
Rechte. Markgraf Rudolf III. bestätigte das alte
Recht auf drei Jahrmärkte. Seine Einwohnerzahl
wuchs von 1699 im Jahre 1840 auf 4481 im Jahre
1925 und 4649 im Jahre 1946.
Lörrach hatte schon 1403 Marktrecht erhalten
unter Kaiser Ruprecht. Nach der Zerstörung
Röttelns wurde der Ort Sitz der Behörden; Markgraf
Friedrich Magnus erhob Lörrach zur Stadt
im Jahre 1682. Allein, die folgenden Jahre waren
durch dauernde Kriege derart unruhig, daß Markgraf
Karl Friedrich im Jahre 1756 von neuem
das Stadtrecht verlieh, „weil durch die unglücklichen
Kriegszeiten die Erinnerung an das Privileg
geschwunden war". Von nun an nahm die
Stadt einen raschen Aufschwung. 1840 hatte Lörrach
2582 Einwohner, 1925 waren es 16 011 und
1946 = 19 294 (die inzwischen eingemeindeten
Orte Tüllingen und Tum ringen zählten 1910:
Tüllingen 385 und Tumringen 1191 Einwohner).
Sulzburg ist ein alter Bergwerksort, der
ursprünglich den Herren von Üsenberg gehörte
und 1383 an den Markgrafen Hesso von Hochberg
kam. 993 war hier ein Benediktinerinnenkloster
begründet worden, dessen Förderung durch
weltliche und geistliche Herren auch dem Ort
zugute kam. Markgraf Ernst erbaute hier ein
Schloß, das mehrmals später als Witwensitz
diente. Die Erhebung zur Stadt erfolgte gegen
Ende des 13. Jahrhunderts. Friedrich III. erneuerte
1442 nicht nur den alten Jahrmarkt, sondern
stiftete noch zwei Jahrmärkte dazu. Der
Niedergang des Bergbaues, der Verlust der Residenz
und des Klosters bedeuteten für Sulzburg
einen schweren Nachteil, (da ,,Entwicklung und
Blüte durch die Förderung seitens kirchlicher und
staatlicher Mächte bedingt war". Dementsprechend
stehen den 1186 Einwohnern des Jahres
1840 im Jahre 1946 nur 1137 gegenüber. (Dabei
ist für alle Orte zu berücksichtigen, daß die Zählung
des Jahres 1946 kein genaues Bild in diesem
Zusammenhang gibt.
Den bisher genannten Städten gegenüber sind
Müllheim und Kandern junge Städte. Beide bekamen
erst 1810 das Stadtrecht, als die Neueinteilung
der Verwaltung durchgeführt wurde.
Beide sind alte Siedlungen. Doch erhielt Müllheim
erst 1698 Marktrecht, als Neuenburg nicht
mehr in Blüte stand und allen Handel und Verkehr
an sich zog.
Die Geschichte Müllheims bietet ein eindrucksvolles
Bild für die Verhältnisse der Zeit
der Kleinstaaterei. Wir können Eberhard Gothein
wohl verstehen, wenn er schreibt: „Bis auf Markgraf
Christoph war das städtische Leben in der
Markgrafschaft sehr schwach entwickelt gewesen.
In den oberländischen Besitzungen blieb dies
auch weiterhin so. Emmendingen in der Markgrafschaft
Hochberg, Schopfheim, Sulzburg in
Rötteln, hatten nur den Namen von Städten,
selbst als Marktflecken blieben sie bedeutungslos.
Eifersüchtig wachte die österreichische Regierung
darüber, daß hier keine eigentlichen Städte zum
wirklichen oder vermeintlichen Nachteil der
Breisgauischen aufkämen". Schon 1698 hatte sich
die Gemeinde Müllheim vergeblich um einen
Jahrmarkt bemüht. 1754 erfolgte eine neue Eingabe
mit dem Hinweis, daß man das Geld nicht
nach Heitersheim, Staufen oder Neuenburg tragen
wolle. 1699 wurde erstmals Wochenmarkt
gehalten, trotz des Einspruchs von Neuenburg,
das auf sein Recht hinwies, daß eine Meile im
Umkreis kein Wochenmarkt errichtet werden
dürfe. Anfangs des 18. Jahrhunderts wurde der
Amtssitz des obersten Verwaltungsbeamten des
Bezirks nach Müllheim verlegt. Am 27. Jan. 1810
wurde Müllheim Stadt. 1840 wurden 2543 Ein-
wohner gezählt, 1925 waren es* 3732 und 1946
ergab die Zählung 4247.
Kandern, als Hauptort der ehemaligen
Herrschaft Sausenberg, war Amtssitz. Den wirtschaftlichen
Rückhalt bot das Eisenwerk. Außerdem
hatte Kandern früh Wochenmärkte und
einen Jahrmarkt. Den zweiten bekam es 1756.
Die Einwohnerzahlen: 1840 zählte man 1356,
1925 waren es 2095 und 1946 warn es 2082. Kandern
wurde 1810 Stadt, als das neue Amt Kandern
geschaffen wurde. Zehn Jahre später wurde
das Amt wieder aufgehoben.
Wer den grundlegenden Unterschied erkennen
will, betrachte die Verhältnisse im Unterland. Im
Jahre 1925 erschien als 10. Band der Bücherreihe
,,Deutsches Land — Deutsche Stadt" der Band
Baden. Dort lesen wir, daß von insgesamt 1595
badischen Gemeinden 905 im Oberland, 690 im
Unterland liegen. Auf die 690 Gemeinden im
Unterland entfielen 1 384 000 Einwohner, auf die
905 Oberländer Gemeinden aber nur 920 000 Einwohner
. Aus der Markgrafschaft zog der Hof
schon früh hinunter in die späteren Residenzen
Pforzheim, Durlach, Karlsruhe oder Baden-
Baden und Rastatt. Freiburg, die einzige große
Stadt im Oberland, blieb bis Anfang des 19.
Jahrhunderts für den Oberländer mehr oder
weniger die Hauptstadt des vorderösterreichischen
Breisgaues. Die Stadt war Basel, auch für
die Markgrafen, die dort ihren Hof hatten, wohin
sie in Kriegszeiten sich zurückziehen konnten.
Nach Friedrich Metz „Die Oberrheinlande" gibt
es in Baden nicht weniger als 45 historische
Städte, die weniger als 2000 Einwohner aufweisen
; nur ein Viertel aller badischen Gemeinden
weist 1925 mehr als 20 000 Einwohner auf.
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