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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1950-10/0003
DIE MARKGRAFSCHAFT

Nr. 10 / 2. Jahrgang Monatszeitschrift für das Markgräflerland

Oktober 1950

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Ein Gruß an das Rebdorf Auggen

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Die milde Oktobersonne breitet einen warmen
Glanz über das Rebland. Hier oben auf dem Buck
ist es ganz still. Links beginnen die Vorberge mit
ihrem Farbenfest. Aber ein zarter Schleier, blausilbern
und duftig, ist darüber gelegt. Man ahnt
nur, was dort geschieht: der Herbst, dieser unvergleichliche
Herrgottsmaler ist
am Werk. Manchmal läßt er
uns ein wenig von dem
prächtigen Bild, das da
entsteht, sehen. Dann hebt
sich wie von einer leichten
Frauenhand der Dunstschleier
und dann sind sie
da, diese Weinfarben, diese,
man möchte sagen, eigens
vom Herrgott für den Winzer
erfundenen Farben, vom
Gelb bis zum Brandrot, in
lustiger Harmonie und festlich
dazu. Die Natur und diejenigen
, die jahraus jahrein
mit ihr lebten, haben nun
das Recht zur Feier. Das läßt
uns den Blick hinuntergehen,
in das Dorf zwischen den
Reben. Lieblich liegt es da,
Auggen, das große Mark-
gräfler Weindorf. Wer unter
den Weinkennern ist nicht
dankbar dafür, daß vor über
1200 Jahren der im heißen
Sonnenlicht sich dehnende
Hang des Letten mit der
köstlichen Frucht bepflanzt
wurde! Während wir den
Hang hinuntergehen, leuchtet
da und dort noch ein
buntes Kopftuch aus den
Reben, ein helles Mädchenlachen
kommt vom Hang
herüber wie ein lustiges
Wölkchen durch die wundervolle
Herbstluft. Drüben weidet
gemächlich gelbweißes
Vieh. Manchmal fällt fast

lautlos eine reife Frucht in's Gras. Drunten aber
im Dorf, in den alten Kellern braust der Neue im
Faß. „Er macht wüescht", sagt uns der Winzer.
Ringsum kocht es, es gluckert und stößt, und dem
Winzer leuchtet die helle Freude aus den Augen.
Kaum denkt er noch an die viele, viele und
schwere Arbeit, vom ersten Vorfrühlingstag bis
in den September und Oktober hinein. Aber er
weiß es gut, wie oft er in den Gewitternächten

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mit Sorge hinausgehört hat, und wie oft er in
den Tagen, da die Sonne die letzte Süße in den
Trübein wecken sollte, nach dem Himmel sah, der
so lange schon schwere Wolken über den Rhein
herüberbrachte. Jetzt sprudelt es im Faß wie die
Freude im Winzer. Dieser Freude will er wieder

Ausdruck geben und sie vielen
andern mitteilen, die er
heute zum Fest geladen hat.
Sicher kommen viele. Denn
viele haben von der beschwingten
Fröhlichkeit des
letzt jährigen Winzerfestes
lange gezehrt. Sie war so
echt, und so anhaltend, diese
Fröhlichkeit, die man damals
mit sich nahm, daß man gern
wiederkommt.

Und Auggen hat sich tüchtig
vorbereitet, mit Speise
und Trank, mit Lied und
Tanz, mit Spiel und Vers.
Alle haben wieder zusammengeschafft
und das kann
nichts Schlechtes werden.

Der Winzer vergißt aber
auch den Dank nicht an den,
der so manchen Tag und so
manche Nacht lächelnd und
segnend durch die Reben
ging. Für den Rebmann ist
dieser Eine noch da. Er hat
das noch, was unserer Zeit
am meisten fehlt: die Ehrfurcht
. Sie ist bei ihm
schlicht und einfach, selten
spricht er von ihr, aber wenn
er es tut, ist es in Worten,
die ganz aus dem Gemüt
kommen und in das Gemüt
gehen, wurzelfest, kernig,
fröhlich und besinnlich. So
sind diese Verse, von einem
Rebmann geschrieben, der
schönste Gruß, den wir
Auggen zu seinem Winzerfest schicken können:

Dankes im schöne Lied
Un usem frohe Gmüet
Unserem Gott,

Daß er is gsegnet het,
Gsund au erhalte het,
So wie me's wott!

Gnieße drum gsund un froh
Was er is Guetes do,

Herrlich's het gschenkt. L. B.

Cbumm ^er jue uns, &u fco^e ©afc&t!
311er ben in alli gern,
De IM* uf faün Dutten 2lfd)t,
De toetfdj'e t>od) no mt fem.

5I?et macbe's J)ütte ftnefcet fo,
9Ktt 6mge, ©ptel un Dan$;
£()umm bet! fo hmtfcb iu's £ebee ftob
3m bunte Srün&eecbtanä.

$etgiß emol je& 9lot un ©'fobt,
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Wtt benn je§ g'fcfwffc e Heb lang $ol)f,
Cbumm, fcbnuf e tt>entg uuö.

©ofcb betmes $ue un Kfd) ins 23ett,
Un btfcb no einet gnu,
Du liebe $rünt>, i macb e Bett,
De ttmtfcb no ttneDer dm.

9tit j'et>e Dag cba 6unnMg ft,
3lit all Dag SBmsetfefc&t;
Dod) wemmet füre - 's bltbt fcerbi
3to füre met uf's 25efcbt!

$t. ©ugelmetet


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