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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1950-10/0008
6 Die Markgrafschaft

t

Die Grether-Sippe im Markgräflerland und die ältesten Wirte

und Wirtshäuser Oberweilers

Im badischen Oberland, besonders im Wiesental
, im Kirchspiel Badenweiler (mit den Orten
Baden-, Ober- und Niederweiler, Lipburg,
Schweighof und Zunzingen), in Müllheim, Feldberg
und Sulzburg ist der Name Grether recht
häufig. Einige Familien schreiben sich auch Gre-
ter, früher las man oft Gräter. Alle sind miteinander
verwandt, wenn sie es auch nicht wahr haben
wollen, insbesondere gehen die Grether von
Baden-, Ober-, Niederweiler und Feldberg alle
auf einen Stammvater, den Vogt Jakob Grether
zurück, der ausgangs des 30-jährigen Krieges das
Vogtamt in der Gesamtvogtei bekleidete (Vogtei
und Kirchspiel decken sich). In Fahrnau bei
Schopf heim ist der erste Grether schon 1605
nachweisbar, in Müllheim 1613. Vogt Jakob hatte
eine Müllheimerin zur Frau, Margarethe Frick,
aus altem, wappenführendem Geschlecht. Die
Wappenkunde gibt uns auch Aufschluß über den
gemeinsamen Ursprung aller Grether. Von
Biberach und Umgebung sind schon ums Jahr
1500 zweierlei, aber ganz ähnliche Gretherwap-
pen bekannt, denen der rote, laufende Fuchs im
silbernen Querbalken gemeinsam ist. Auf dem
Helm steht oder sitzt ein Fuchs. Ein solches
Wappen befindet sich noch als Petschaft im Gasthaus
zum „Ochsen" zu Oberweiler, das über
100 Jahre im Grether'schen besitz war. Über den
Sinn des Namens wissen wir auch Bescheid. Gret
oder Grät ist das Korn oder Getreide, Grethäuser
(Kornhäuser) gibt es noch da und dort. Der Verwalter
eines solchen städtischen oder herrschaftlichen
Kornspeichers war der Greter oder Gräter.
Einige Vornamen sind in der Grethersippe besonders
beliebt: Tobias, Jakob, Simon und Georg.

Vogt Jakob hatte vier Söhne, Georg, Adam,
Martin und Jakob. Georg ist Metzger, auch „des
Gerichts" und dann Vogt wie der Vater. Er stirbt
1670 mit 47 Jahren. Sein Bruder Martin wird
1692 alö Vogt genannt und stirbt 1710.

Vogt Georg hatte acht Kinder. Die älteste Tochter
Katharina Barbara heiratete den Sonnenwirt
Plans Ulrich Dürr zu Badenweiler; die alte Sonne
stand da, wo jetzt das Marmorbad sich erhebt.
Die zweite Tochter ward auch Wirtsfrau und
zwar auf dem „Wilden Mann" zu Oberweiler; ihr
Mann hieß Karl Glaser, Metzger, Richter und
später Stabhalter. Am Tag seiner Heirat, am
14. März 1670, wird er bereits als Wildmannwirt
bezeichnet. Somit dürfte der „Wilde Mann" das
Zweitälteste Gasthaus Badenweilers sein (die
Sonne bestand schon im 30-jährigen Krieg). Der
„Ochsen" reiht sich im Jahr 1684 ein, obwohl er
vielleicht schon früher bestanden haben mag. Im
genannten Jahr heiratet Michel Grether, Sohn
des Georg und mithin Bruder der genannten
Wirtsfrauen als Ochsenwirt die Agathe Frey von
Nieder-Müllheim. Michael hatte mit seiner Frau
sieben Kinder, darunter fünf Mädchen. Ein Sohn
stirbt mit 22 Jahren; dem jüngsten, Bartholomäus
(Bartlin) will er die Wirtschaft vermachen.
Aber in seinen alten Tagen wird der Wirt kränklich
, seine Frau lebt nicht mehr und Bartlin ist
erst 15 Jahre alt. So bittet er im Juni 1725 den
Markgrafen „wegen auf mich habenden Jahren
alters und meinen anhaltenden Krankheiten" die
Wirtschaft stillegen zu dürfen. Oberamtmann
Cellerarius befürwortet das Gesuch, das genehmigt
wird. Alljährlich müssen zwei Gulden für
die Schildgerechtigkeit bezahlt werden, damit
diese nicht erlösche. Bartlin heiratet im Jahr 1726
als Neunzehnjähriger die Sophie Ursula Hauber
aus Niedereggenen und eröffnet die Wirtschaft
wieder. Aber 1743 erklärt er in einem Schreiben
an den Markgrafen, daß er bei den hohen Steuern
nicht bestehen könne, doch hat er bis 1751 weiter
gewirtet. In diesem Jahr schreibt er, er sei in
Schulden geraten, weil er zu viel „auf Borgs"
gegeben habe. Er darf schließen, muß aber
1 Gulden 48 Kreuzer Schildkonzessionsgeld zahlen
. Es ist den Vorgesetzten nicht recht, daß der
„Ochsen" schließen will, da auch die „Blume" und
der „Wilde Mann" damals geschlossen hatten.
Von der „Blume" wäre kurz zu sagen, daß sie
aus einer Straußwirtschaft des Bäckers Spohn
hervorging und 1726 erbaut wurde. Als ein
„Mayenwirth" hat Spohn schon 1686 gewirtet
und der Bergwerkswirtschaft starke Konkurrenz
gemacht. Diese war im jetzigen Forsthaus untergebracht
und wurde vom herrschaftlichen Hüttenverwalter
betrieben.

Ochsenwirt Bartlin starb 1774, er hatte in seinen
letzten Jahren das Gasthaus wieder offen.
Sein Sohn Georg Friedrich bittet im Mai 1783
wiederum, die Wirtschaft schließen zu dürfen; er
sei durch bauliche Veränderungen in Schulden
geraten und müsse den Handwerkern täglich drei
Schoppen und mehr geben, was ihn sehr belaste.
Dieser Ochsenwirt wurde 76 Jahre alt, er starb
1819.

Einer seiner Söhne wurde Rotgerber und Metzger
, er hieß Georg Friedrich Grether und lebte
bis 1847. Der zweite Sohn, der die Gaststätte
hätte übernehmen sollen, starb zehn Jahre vor
dem Vater. Seine Frau, die in zweiter Ehe einen
Fr. Schmidt heiratete, führte die Wirtschaft weiter
, bis dann zunächst die Familie Lindemann
aufzog und dann — seit 1893 — Fritz Greßlin von
Wollbach kam, der im Jahre 1943 das goldene
Geschäfts]ubiläum feiern konnte. Der hochgeachtete
, kluge Mann starb bald darauf; sein Sohn
führt das Geschäft im alten, guten Sinn weiter.

Der Enkel des Rotgerbers G. Fr. Grether war
Kurhauspächter in Badenweiler, dann Wirt in
Straßburg; sein Geschlecht blüht noch in Wiesbaden
.

Kehren wir wieder zum „Wilden Mann" zurück,
der seit 1670 von Karl Glaser und Margarete
Grether bewirtschaftet wurde. Dem Ehepaar


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