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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1950-10/0009
Die Markgrafschaft

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wurde im Jahr 1674 eine Tochter Anna Maria
geboren, die mit 18 Jahren den Metzger Nikolaus
Grether von Schopfheim heiratete, einen Sohn
des Stabhalters Tobias Grether von dort. Wir
haben Grund, auf alte verwandtschaftliche Beziehungen
zwischen den Grethersippen vom Weilertal
und vom Wiesental zu schließen. Nikolaus
starb schon 1707, seine Frau überlebte ihn noch
30 Jahre. Aus der Ehe gingen acht Kinder hervor,
von denen drei früh starben. Der älteste Sohn
Johann Karl heiratete die Vogtstochter Katharina
Schneider von Oberweiler, deren einzige Tochter
kam als Frau des Nikolaus Blankenborn nach
Niederweiler. Der zweite Sohn Tobias heiratete
nach Müllheim, ein weiterer nach Zunzingen. Der
jüngste Sohn, Jakob, der seinen Vater wohl nicht
mehr gekannt hat, wurde Wildmannwirt, nachdem
seine Mutter das Geschäft viele Jahre lang
allein geführt hatte. Jakob verehelichte sich mit
Judith Krafft von Niederweiler, starb aber früh.

Seine Witwe heiratete dann einen Grether von
Sulzburg und der „Wilde Mann" blieb längere
Zeit geschlossen.

Die Gretherfamilien, die meist kinderreich
waren, sind im Verlauf von fast drei Jahrhunderten
mit den meisten Geschlechtern des Mark-
gräflerlandes verwandt geworden, doch würde es
hier zu weit führen, solche Verwandtschaften
aufzuzeigen.

Ira Wiesental hat die Grethersippe den Orten
Schopfheim, Tegernau, Maulburg, Steinen, Lörrach
und Tumringen mehrfach Vögte und Bürgermeister
geschenkt. Eine ausgezeichnete Arbeit
über die Wiesentäler Grether verdanken wir der
Lörracher Forscherin Margret Krieg. Unsere Angaben
sind zum Teil aus Kirchenbücher-Auszügen
entnommen, die Pfarrer i. R. S. Boeckh, Badenweiler
, dem Verfasser zur Verfügung gestellt hat.

Dr. Scheffelt.

Mehr Dichtung wie Wahrheit um Braunwart vu Augge

Als in jüngster Vergangenheit im Chibiger Juli
sein Winzerfestplakat der Öffentlichkeit übergeben
wurde, meinte eine Sancta Simplicitas:
„Das isch jo der Baumwart vu Augge, der Sütterli
Emil vu Hach". Der Äiibiger Juli bestätigte diese
geistreiche Deutung seines Erzeugnisses mit
einem lachenden und einem weinenden Auge.
Aber die heilige Einfalt hat damit das Stichwort
für unser Winzerfest und auch für diese Zeilen
gegeben: Me darf kei Sach z' ernscht neh. Un do
drum bitt ich auch den „geneigten Leser*wenn
ich jetz vum Baumwart vu Augge alias Braunwart
von Augheim berichte.

Braunwart vu Augge isch nonem Chibiger Juli
die erschti Persönlichkeit in der Geschichte vu
unserem Wiiort. Wu me der Braunwart gwaglet
het, het die zünftige Bodenforschung bis jetz no
nit use brocht, aber no sine Streich, wunner in
sim Lebe gschpielt het, isch er sicher in unserer
Gmei ein „Eingeborener" gsi. D' Liebi zuem Wii
het au er scho mit der Muedermilch trunke, wie
alli richtege Auggener Buebe, sunscht hat er
schpöter nit am Hacher Rank so liebevoll in de
Rebe gschafft. 's isch scho guet 600 Jöhrli her,
un wenn no öbber vu seile Zite lebe tät, so hät
er no ne größere Bart wie das, wunni do schrib.
„Nach der ungeschriebenen Zeitgeschichte" mueß
der Braunwärt au ne richtige Luuser gsi si.
Gwohnt hen sini Eitere „irgendwo im Räume
unserer Gemarkung", ob's im Schlößligarte oder
im Schtadtweg usse gsi isch, isch für's Auggener
Winzerfest eigentlich ohni Belang. Mer wenn is
deswege keini bsunderi Müeih geh, „Standort und
Lage der elterlichen Behausung" use z'bringe.
Aber das schtoht so sicher wie der Hacher Felse,
's mueß e fescht Steihuus gsi si, wu 's Braunwarts
gwohnt hän. Aber 's isch damals au bi feschte
Hüüser so gsi, wie bi uns anne 45, 's het nämlich
numme Fenschter us Papier geh. Un Braunwarts
liebsti Beschäftigung in siner Jugend isch gsi,
wenn er grad nit in der Nase gchlubt het, mit-ere
Gansfädere Löcher in die papierene Fenschter

z'bohre. Schpöter het er's mit em Dichte brobiert.
Z'erscht isch's nit viel gsi un mengi Gansfädere
het er verchaut, bis emol öbbis Bruchbars use
chu isch. In sim gschätzte Nochlaß het me aber
schließli doch öbbis gfunde wu Hand un Fueß
het. D' Lumbeliedli henn-em sini Eitere jedefalls
verrisse. Vu der Basler Meß het em si Vadder
emol e Fiedel mitbrocht, un an sellem Obe isch
die ganzi Familie Braunwart „mit Gesinde"
schpot ins Bett gange. Alli hen höre welle — un
au mieße —, wie der jung Braunwart zuer Begleitung
vu sim Instrument d'Schtube vollchrait.
Aber 's isch bi jedem Sänger schließli e so, am
Afang chrait er, schpöter singt er, un gege 's End
zue, wenn d'Hoor un d'Zähn usgfalle sin, chrait
er halt wieder.

Si Liebi zue Gsang un Musik hätten-em fascht
emol 's Lebe gchoschtet. Das isch so gsi: In siner
Nochberschaft in Augge het e nett Maidli gwohnt.
Braunwart het sich alli Müeh geh, binn-ere Hahn
im Chorb z'werde. Schließli isch em's au glunge.
Aber uf eimol het der Vadder vu dem Maidli
öbbis vu dere Bändelei gmerkt. Döberet het er
wie-ne Wilde, un bi der Dochter hets e große
Schturm geh. Sie het sich gwehrt wie ne Chatz,
aber alles het nüt gnutzt. Mit ere Donnerschtimm
het der Vadder brüelt — me cha jetz no in stille
Nächte am Lieschtebuck 's Echo höre —: „Nai, so
me Bändelsänger un Schnurrant gib i mi Dochter
nit". Damit isch die erseht Auggener Liebes-
gschicht am End gsi. Braunwart het sich 's Lebe
welle neh, aber wu er die Sach emol überschlofe
gha het, het er sich's au wieder anderscht über-
leit. Er isch am Lebe bliebe un het eini vu us-
wärts gholt, obwohl d'Auggener großi Bohlauge
gmacht hänn, denn 's sinn no me wuschberi Maidli
im Dorf gsi. Un will er eini vu uswärts gholt het,
het me bis jetz au nit use brocht, öb sie wit her
gsi isch.

Schpöter hätt der bsorgt Vadder doch gern gha,
daß si Dochter Frau Braunwart gsi wär, denn dä
isch, — mit oder ohne Beziehungen wüsse mer


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