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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1950-10/0015
Die Markgrafschaft

Ordnig, sunst tät's di nit neh! Weisch, Annemei,
i ha als uf drei zellt: Erstens — e Buuch, zweitens
— graui Hoor, drittens — e roti Nase".

Me sott jetz meine, der Letteheiner sei fertig
gsi mit em hüürote. Nüt isch! Er isch no ne Mol
in Versuechig cho, un das isch so zuegange:
* Der Schopferer z'Augge, wo der Heiner als der
Wii bynem gehäuft het, het d'Schwägeri ins Huus
gno. Vorher isch si z'Hertige gwohnt by der
Muetter. Der Vadder isch früeih gstorbe. Aber wo
si d'Muetter verlöre het, het si nümme welle ellei
im Huus bliibe un isch zue der Schwester uf
Augge zöge. Dort het si der Heiner chenne glehrt.
Si isch scho über dryßig gsi sellemols un der Heiner
fünfevierzig. Schön isch si nit gsi, aber gsund
un flyßig, un Geld het si gha, mehr as der Heiner.
Un der Heiner het gmerkt, aß si's mit em woge
tät, un wege sym Geld hät si en jo nit brauche
z'neh. Un wil 's Chünggi nümme jung gsi isch,
het der Heiner diesmol nit uf drei zellt.

Der Schopferer het em sy Schwägeri nit gnueg
rüehme chönne; si sei so huuslich, het er gsait,
un mach gar keini Asprüch. Un si haig au nit so
Pflänz im Schädel wie hüttigstags die junge Maidli.

Der Schopferer het wohl gwüßt, worum er sy
Schwägeri so globt het. 's Chünggi isch e Suurigel
gsi, un wenn's nit gangen isch, wie's het welle,
isch's fast tuubetänzig worde. Deswege het der
Schopferer sy Schwägeri gern abgha. Un wil der
Letteheiner nit glii abisse het, het er's mit em
junge Gysi vo Gresge grad so gmacht.

Emol — 's isch ame Dunstig gsi — chunnt der
Heiner uf Augge un trifft der jung Gysi bym
Schopferer. 's Wiichrüüsli isch uf em Tisch
gstande, un der Heiner het au müesse Bscheid
tue. 's Chünggi het au mit agstoße. Si sin lustig
gsi mitenander, un der Heiner het z'letzt der Wii
gspüürt. 's Chünggi isch zuckersüeß gsi gegen en,
un woner furt isch, het's en gfrogt, öb er nit bal
wieder chömm, un het em e schöne Grueß uftrait
an sy Schwester. Der Schopferer isch no e Stuck
mit em gange.

„Hüt het der Gysi um d'Schwägeri aghalte",
sait der Schopferer, „wenn de si witt, muesch di
tummle; 's Chünggi het si Bedenkzyt uusbete bis
zuem Sunntig".

„Am Samstig chumm i", sait der Heiner un
goht heim in schwere Gedanke. Das Ding het en
plogt. 's isch kei Chleinigkeit, wemme mit fünfevierzig
Johr no hüürote will.

Woner heimchunnt, stellt em 's Annemei prägleti
Chnöpfli ane un Sunnewirbeli. 's isch sy Liib-
spiis gsi; aber 's het em nit recht gschmeckt.
's Chünggi isch em halt im Mage glege.

„Was hesch denn?", frogt en 's Annemei.

„He, i ha halt der Auggener versuecht", sait
der Heiner un lacht derzue.

Er het im Annemei nüt vom Chünggi gsait
gha; er het si halber scheniert. Un wil er nüt
gschwätzt het, isch 's Annemei ins Bett.

Der Heiner isch no e Stund lang sitze blibe,
z'letzt isch er au in Chratte. Aber er het si alle-
wiil im Bett umenander drüllt un het lang nit
iischlofe chönne. Un chuum isch er iiduuslet gsi,
so böbberlet's, un 's Annemei stoht unter der Tür
im Bettchüttel und sait: „Heiner, 's het mer

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träumt, der Hahne tropft, un 's loßt mer kei
Rueih, i mueß emol go luege".

Der Heiner dräiht si um un hört, wie 's Annemei
in Cheller abe goht. Aber er isch jetz doch
müed gsi un isch bal wieder iigschlofe. Un do
het's em träumt, er sei verhüürotet, un sy Schwester
un sy Frau haige Händel kriegt mitenander.
Un alli zwo hen uffen iine gschwätzt, un alle
zwo het er solle recht gee. Er het agfänge
z'schwitze un z'letzt isch er ufgwacht. Aber de
Traum het em z'denke gee, un er het si wieder
hi un her bsunne, öb er hüürote sott oder nit.

Um eimol fallt em ii, aß 's Annemei in Cheller
abe isch. Isch's echt wieder uffe cho? denkt er.
Er böbberlet an d'Tür. Kei Antwort.

„He, jetz mueß i aber doch selber go luege",
bruttlet der Heiner un goht au in Cheller abe.
Wo-n-er abechunnt, sitzt 's Annemei neben em
Faß uf de Grumbire un schloft. Uf em Bode isch
der Liechtstock gstande, un d'Unschlittcherze het
no brennt, 's Wiichrüüsli isch am Bode glege. Der
Heiner het glii gluegt, öb 's Annemei nüt verschüttet
het. Aber der Bode isch ganz troche gsi.

„Dunderschieß", sait der Heiner, „jetz het
's Annemei gwiß 's ganz Chrüüsli uustrunke!"

Er hebt's an d'Nase, un richtig, 's schmeckt no sym
Auggener. Un 's schmeckt so guet, aß de* Letteheiner
au ne Chrüüsli voll üuseglo het. Er het au
nüt verschüttet, un 's Chrüüsli isch leer worde.

Aber an dem Tag het er halt scho ne Mol
Auggener gha, un sy Hüüroterei het em au zue-
gsetzt — churzum, 's isch em gange wie im Annemei
, un er isch au uf em Grumbirehufen igschlofe.
Er hätt am End gschlofe bis ane Tubak. Uf eimol
packt en öbbis am Arm un rüttlet en.

„Nei, i will nit!", schreit der Heiner, 's het em
grad träumt gha, der Schoferer seig wieder an em.

„Was wit nit?", frogt 's Annemei.

„'s Chünggi will i nit!", schreit der Heiner wier
der. Er isch allewiil no im Durmel gsi.

„I glaub, dir rapplet's", rurt en 's Annemei a,
„was für e Chünggi?"

Jetz isch der Letteheiner so langsam wieder
zue sich selber cho.

„Los, i will der's verzelle", het er zuem Annemei
gsait.

Un so sin denn die zwei z'nacht am zwölfi uf
de Grumbire ghockt, un der Heiner het syner
Schwester verzellt, was gangen isch. Demo sie si
mitenander d'Chellerstegen uf; jedes het si in sy
Bett glait, un der Heiner het so guet gschlofe
wie scho lang nümme.

Am Samstig druf isch er aber nit uf Augge, un
deswege het halt der Gysi vo Gresge 's Chünggi
kriegt.

E paar Monet druf het der Letteheiner der Gysi
uf em Viehmärt tröffe.

„Wie goht's im Ehstand?", het der Heiner
gfrogt.

„Du hesch bygoscht e gueti Nase gha", sait der
ander un macht e Gsicht derzue wie siebe Tag
Regewetter.

Si sin derno mitenander in d'Sunne un hen e
suuri Chuttle gesse un Auggener derzue trunke,
un der Heiner het alles zahlt.


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